Die US-Wirtschaft

Geschrieben von Tecumseh am 30. Dezember 2004 14:36:35:

Als Antwort auf: An unseren Kostolany Tecumseh: Wirtschaft geschrieben von Badland Warrior am 30. Dezember 2004 13:54:26:

Die US-Wirtschaft bleibt äußerst anfällig

Es bleibt rätselhaft, wo die Ökonomen und die Anleger ihre Zuversicht hinsichtlich der für die Weltwirtschaft maßgeblichen US-Konjunktur hernehmen. Die realen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte lagen im November gerade mal um 2,2 Prozent über dem Vorjahr.

Den jüngsten Dreimonatsschnitt aufs Jahr hochgerechnet, ergibt sich bloß noch ein Zuwachs von zwei Prozent. Die realen Wochenlöhne sind im November gar um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen. Die private Sparquote lag bei kümmerlichen 0,3 Prozent der Einkommen. Und das US-BIP, das zu 70 Prozent aus Konsumausgaben besteht, soll 2005 um 3,5 bis vier Prozent wachsen - wenn es nach der Mehrzahl der Ökonomen geht.
Die monatlichen Arbeitsmarktberichte haben in vier der vergangenen sechs Monate enttäuscht - wie im gesamten laufenden Aufschwung, der sich nunmehr im 13. Quartal befindet. Die Nettogewinne der Firmen sind seit zwei Quartalen rückläufig. Auch wenn zuletzt die Wirbelstürme einen negativen Einfluss hatten, dürfte schon das die Neigung der Unternehmen, neue Stellen zu schaffen, noch zusätzlich beeinträchtigen. Fundamental betrachtet, bleibt die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt sowieso angespannt, da die Lohnnebenkosten wegen wachsender Gesundheitsvorsorge- und Pensionsverpflichtungen um 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen und damit einen Keil zwischen Löhne und Arbeitskosten treiben, der sich zunehmend als Beschäftigungshemmnis erweist. Da Kapitalgüter nicht nur billig erworben und finanziert werden können, sondern auch einträglich sind, haben die Firmen ohnehin einen starken Anreiz, Arbeit durch Kapital zu substituieren.
Unterdessen lässt die wirtschaftliche Dynamik langsam nach. Die Industrieproduktion ist im November noch um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen, nach 5,3 Prozent in den Sommermonaten. Seit Mai ist sie annualisiert gerade noch um 2,4 Prozent gestiegen, wobei die Kapazitätsauslastung nach wie vor (eben im 13. Quartal des Aufschwungs) um 4,3 Prozent unter ihrem langjährigen Mittelwert liegt. Die Einzelhändler klagen über schwache flächenbereinigte Umsätze, und die Baubeginne sind seit Anfang 2004 im Trend eindeutig rückläufig. Geht es nach den monetären Bedingungen, einem weit vorlaufenden Konjunkturwegweiser, oder den Frühindikatoren von OECD, Conference Board oder ECRI, hat die Wachstumsabschwächung aber gerade erst richtig angefangen.
Trotz allem ist die Hoffnung groß, dass die Firmen nicht nur einstellen und für Einkommen sorgen, sondern auch investieren - und das in einer Zeit, in der die Fed die Zinsen auf neutrales Niveau hievt und die fiskalischen Konjunkturimpulse endgültig verpuffen.

Die Firmen

Sie haben es ja, so die landläufige Meinung. Laut Fed erzielen die Firmen hingegen gerade mal Mittelüberschüsse von 0,33 Prozent des BIP. Das ist ein Klacks. Denn da ist ja noch das US-Leistungsbilanzdefizit von rund sechs Prozent des BIP, das untragbar ist und letztlich einen Dollar-Kollaps heraufbeschwören könnte, der dem auf Kreditexpansion und Vermögenspreisinflation beruhenden Konsumrausch wegen steigender Realzinsen ein abruptes Ende setzen würde. Nur zur Erinnerung: Zuletzt wurden 14 Prozent des US-BIP kreditfinanziert; das Immobilienvermögen der Haushalte ist in Q3 real um annualisiert 20,6 Prozent gestiegen, mit der schnellsten je gemessenen Rate; die US-Dividendenrendite liegt bei 1,7 Prozent.
Um das Leistungsbilanzdefizit zu senken, ohne eine Rezession zu riskieren, wäre es am besten, wenn die Einkommen zwar um real rund 3,5 Prozent wachsen, der Konsum und die Staatsausgaben aber spürbar weniger steigen. Im Vergleich zu ihren Umsätzen würden die Kosten der Firmen also deutlich anziehen. Schon damit wären die Mittelüberschüsse der Firmen bald passé. Und selbst wenn von nun an die US-Exporte doppelt so schnell wachsen würden wie die Importe, müssten auch die Firmeninvestitionen vorerst stärker zulegen als das BIP, damit das Produktionspotenzial ausgelastet bleibt.
Die Firmen müssten also einen Teil ihrer Gewinnmargen aufgeben und zudem mehr Kredite nachfragen. Ist all das nicht ein bisschen arg viel verlangt? Anders als kolportiert, sind ihre Schulden nämlich nach wie vor hoch - wiewohl sie sich im Gegensatz zu jenen der privaten Haushalte und des Staates stabilisiert haben. Sie liegen bei 65 Prozent des nominalen BIP, gegenüber 63 Prozent Ende 1999. Wie die Haushalte, deren Schuldendienstquote sich im dritten Quartal trotz mickriger Zinsen nahe am Rekordhoch bewegt hat, würden die Firmen also auch noch unter steigenden Notenbanksätzen leiden.
Und genau davon, einer Normalisierung des Leitzinsniveaus, gehen die meisten Anleger ja - wie gesagt - aus. Vielleicht setzen sie darauf, dass sich die unumgängliche Anpassung hinzieht. Aber selbst dann gilt immer noch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Ein Milliardenloch trübt die Handelsbilanz
Das Defizit in der US-Leistungsbilanz hat sich im dritten Quartal weiter ausgeweitet und ein Rekordhoch erreicht. Der Anstieg war aber nicht so stark wie erwartet.
Der Fehlbetrag stieg auf 164,71 Milliarden Dollar nach revidiert 164,39 Milliarden Dollar im zweiten Quartal, wie das US-Handelsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem stärkeren Zuwachs auf 170 Milliarden Dollar gerechnet.
Das Defizit macht damit rund 5,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der weltgrößten Volkswirtschaft aus. Der größte Teil des Fehlbetrags ging weiter von einem enormen Importüberschuss im Handel mit Gütern aus.

Der Dollar reagierte zunächst kaum auf die Daten. Das historisch hohe US-Leistungsbilanzdefizit gilt als einer der Hauptgründe für die Schwäche des Dollar, da die USA zur Finanzierung des wachsenden Fehlbetrags immer mehr ausländisches Kapital benötigen. Bleibt dieses aus, droht eine massive Dollar-Abwertung.

Die Leistungsbilanz umfasst sämtliche Handelstätigkeiten der USA mit dem Ausland. Das enorme Defizit gilt als einer der Hauptgründe für die anhaltende Dollar-Schwäche.

Im Handel mit Waren und Dienstleistungen erzielten die USA ein Defizit von 155,3 (Vorquartal 151,1) Milliarden Dollar. In der Übertragungsbilanz schrumpfte das Defizit auf 14,6 (18,3) Milliarden Dollar.

Wenn die USA abrauschen, dann rauschen wir erst eimal mit ab, da wir durch zunehmende einseitige Globalisierung (..die kaufen unsere Unternehemn auf und wir nicht deren..) und Kapitalverfechtung, stark abhängig von denen sind.

Grüße
Lutz





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