Massive Liquiditätsspritze der führenden Zentralbanken
Geschrieben von Suchender am 15. Juli 2005 23:07:35:
Führende Zentralbanken und Finanzministerien waren am 7. Juli damit beschäftigt, nach den Londoner Anschlägen das Weltfinanzsystem funktionsfähig zu erhalten. Nach Angaben verläßlicher Quellen aus den Finanzmärkten gehörte zu den Notmaßnahmen auch eine massive Liquiditätsspritze in das Bankensystem, berichtete EIR. Der britische Observer schrieb am 10. Juli, am Tag der Anschläge hätten Mitglieder eines geheimen Ausschusses unter Leitung von Andrew Large, dem Vizechef der Bank von England, in zahlreichen Konferenzgesprächen beraten, ob der Handel in der Londoner City eingestellt werden solle oder nicht. Auch die renommierte Neue Zürcher Zeitung meldete, das Gerücht, daß Regierungsbehörden die Märkte massiv unterstützt hätten, sei weitverbreitet.
Jean Claude Trichet, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) erklärte auf einer Pressekonferenz am 7. Juli, er habe soeben mit US-Notenbankchef Alan Greenspan über die Lage auf den Finanzmärkten gesprochen und stehe auch mit dem Gouverneur der Bank von England Mervyn King in Kontakt. "Wir sind in Alarmbereitschaft, wir sind wachsam, wir beobachten alle Entwicklungen", sagte Trichet. US-Finanzminister John Snow erklärte auf dem Weg zu einer Konferenz über Rentenreform in Nebraska, er habe sich mit seinem britischen Amtskollegen Gordon Brown ausgetauscht und werde auch "mit weltweit führenden Finanzleuten in Kontakt bleiben. Wir beobachten im Finanzministerium die globalen Märkte". Snow fügte dann das in Zeiten extremer Finanzturbulenzen oft gehörte Wort hinzu, die amerikanische Wirtschaft sei gesund und unverwüstlich.
Das "Absturzverhinderungsteam" trat in Aktion, als am 7. Juli um etwa 12 Uhr mittags europäischer Zeit die Weltfinanzmärkte kurz vor einer allgemeinen Panik standen. Alle europäischen Börsen waren um 3% oder mehr gefallen, das war der größte Einbruch der letzten zwei Jahre. In Deutschland fielen die Aktien der großen Versicherer wie Allianz und Münchner Rückversicherung um mehr als 5 Prozent. Panikkäufe von Regierungsanleihen, vor allem US-Schatzanleihen, ließen die Renditen auf Rekordtiefe fallen. Das britische Pfund fiel auf ein 18-Monats-Tief gegenüber dem Dollar, der wiederum beträchtlich gegenüber Euro und Schweizer Franken verlor. Der Goldpreis schnellte mehr als 5% in die Höhe. Der Ölpreis, der im frühen europäischen Handel einen neuen Rekord von 62,10 $ pro Barrel erreicht hatte, machte eine jähe Kehrtwende und erlitt mit fast 5 Dollar den größten Tagesverlust der letzten 14 Jahre.
Nach Angaben des britischen Center for Economics and Business Research (CEBR) könnte die Bank von England nach den Londoner Bombenanschlägen eine Sondersitzung über die Zinsen abhalten, ähnlich wie nach dem 11. September 2001. Am Tag der Anschläge, dem 7. Juli, hielt sie die Zinsen zwar bei 4,75% stabil, aber "die Erwartung einer Zinsabsenkung, auch bereits in den nächsten Tagen, wird steigen", so das CEBR. Ein hochrangiger Londoner Finanzanalyst sagte EIR, seiner Einschätzung nach werde das akute Liquiditätspumpen der Zentralbank keine dauerhafte Wirkung haben. "Heute sind die Bedingungen im Finanzsystem viel schlechter als im September 2001. Der Druck auf die Märkte wird wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen wiederkehren." Die Spannungen im Finanzsystem sind jetzt sogar so groß, daß selbst führende europäische Zentralbankiers das "völlig Undenkbare" bei der Europäischen Währungsunion (EWU) nicht mehr ausschließen - das ist offenbar die Botschaft der Banque de France. Anfang Juli trat der Chef der französischen Zentralbank, Christian Noyer vor der Nationalversammlung in Paris auf und sagte den Abgeordneten laut veröffentlichtem Protokoll: "Länder können die Eurozone verlassen, weil Staaten souverän sind." Natürlich wäre ein solcher Schritt "nicht ohne Risiko", fügte Noyer hinzu.
Unterdessen zeichnet sich auch an einer anderen "Front" der Systemkrise eine Katastrophe ab: die Immobilienblase ist reif zum Platzen! Während das Finanzestablishment alles in seiner Macht stehende tut, um die Kernschmelze der Hedgefonds im Zuge der Herabstufung von General Motors zu verschleiern, wächst die Wahrscheinlichkeit eines raschen Zusammenbruchs der gewaltigen Immobilienblase in den USA und in vielen anderen Ländern. Letzten Monat veröffentlichte die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) eine Studie über die amerikanische Immobilienblase, die Greenspans Behauptung, die Blase sei nur "lokal", widerlegt. Die FDIC kommt vielmehr zu dem Schluß, daß die überhitzten Immobilienmärkte in 22 von 55 großen städtischen Zentren der USA "jetzt einen so großen Anteil am gesamten US-Markt ausmachen, daß ein steiler Fall ihres Wertes das nationale Wirtschaftswachstum zum Stillstand bringen oder verlangsamen kann".
Greenspan behauptet, es gebe keine nationale Immobilienblase, nur "Schaum" auf einzelnen Märkten. Die FDIC erklärt dagegen, da die 22 großen Märkte inzwischen 35% des Gesamtwohnraumwertes im Land ausmachten - vor einem Jahrzehnt waren es nur 24% -, "könnte die Unterscheidung zwischen ihnen und dem nationalen Markt bedeutungslos werden". Noch schlimmer, die fünf größten Märkte (New York City, Los Angeles, Boston, Washington D.C. und San Diego) allein machen schon 24% des Wertes aus. Beispielsweise stiegen die Wohnungspreise in Manhattan allein im 2. Quartal 2005 um 30%! Der Durchschnittspreis für eine Wohnung in Manhattan mit fünf oder mehr Zimmern hat sich in den letzten 12 Monaten auf 10,6 Mio. Dollar verdoppelt. In ihrer neuen Studie über die Möglichkeit des Zusammenbruchs nationaler Bankensysteme stellt die britische Ratingagentur Fitch Großbritannien und Australien in dieser Hinsicht in die zweitschlechteste Kategorie, weil dort die Wahrscheinlichkeit eines verheerenden Immobiliencrashs hoch ist. In ihrem jüngsten halbjährlichen Financial Stability Review vom 27. Juni verwies die Bank von England erneut auf das "hohe Verschuldungsniveau der Haushalte", insbesondere der Hypothekenschulden, und merkte an, daß die Zahl der Offenbarungseide von Privatpersonen in den letzten fünf Jahren steil anstiegen sei.
Jede substantielle Zinserhöhung kann jetzt solche Immobilienblasen zum Platzen bringen, und ganze Bankensystem können dann untergehen, wenn Billionen Dollar sich in faule Schulden verwandeln. Am anfälligsten sind in dieser Hinsicht die beiden halbstaatlichen US-Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac, die zusätzlich zu dem Risiko ihrer Hypothekenschuldenpapiere das Risiko von Zinsderivatgeschäften im Umfang von über 1 Bio. Dollar tragen. Der Verkauf von Anleihen von Fannie Mae und Freddie Mac wiederum hat in den letzten Monaten den Geldstrom in die USA aufrechterhalten. In der ersten Jahreshälfte 2005 sackten die Nettokäufe von US-Schatzanleihen durch asiatische Zentralbanken steil ab, von 150 Mrd.$ im Vorjahreszeitraum auf nur noch 21 Mrd.$, doch die Nettokäufe ausländischer Zentralbanken von Fannie Mae- und Freddie Mac-Bonds verdreifachten sich in diesem Zeitraum von 24 auf 72 Mrd. Dollar.
Massive Liquiditätsspritze der führenden Zentralbanken
- Re: Massive Liquiditätsspritze der führenden Zentralbanken Harry 17.7.2005 12:08 (0)
- Re: Massive Liquiditätsspritze der führenden Zentralbanken Rumpelstielzchen 16.7.2005 13:45 (2)
- Re: Massive Liquiditätsspritze der führenden Zentralbanken Suchender 16.7.2005 13:53 (1)
- Danke! (:-)) (n/t) Rumpelstielzchen 16.7.2005 16:33 (0)