Re: Was soll das Napo?

Geschrieben von Ingenui am 22. Mai 2005 21:05:

Als Antwort auf: Re: Was soll das Napo? geschrieben von Thorshammer am 22. Mai 2005 20:54:02:

Ist die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre durch mangelnden Arbeitswillen der Abermillionen Arbeitslosen ausgebrochen?

Nein! Das Problem ist, dass es einfach nicht die Profite gibt, die sich die Kapitalisten für den Einsatz ihres Kapitals erwarten. Real und ohne Spekulationsblasen und Börsenschwindel und dergleichen mehr ist eine Kapitalrendite nur in Höhe der jährlichen Wachstumsrate der Ökonomie zu haben.

Die liegt vielleicht bei 3 Prozent langfristig! Es gibt real eben keinen Profit über der Wachstumsrate der Ökonomie. Ist der Profit aber real nur bei 2-3 Prozent, dann investiert keiner Geld in die Realwirtschaft, wenn er es bei Geldwertstabilität auch auf die Bank tragen kann.

Und dann wird der Kapitalismus eben bösartig: an der Krise sollen die Arbeitslosen Schuld haben, die Löhne wären zu hoch, der Lebensstandard der breiten Bevölkerung wird gesenkt.

Der Neoliberalismus da hat den Leuten schon in der Großen Depression erzählt, dass man nur die Löhne senken und die Sozialleistungen abbauen müsse. Du solltest das halt mal nachlesen.

Die Geldkapitalrendite, also die Verzinsung des Geldes kann auf die Dauer nicht höher sein als die Realkapitalrendite, sonst gehen alle Schuldner Pleite, die sich Geld zum Aufbau von Realkapital geborgt haben. Wir haben diesen Zustand jetzt erreicht und wie immer führt der zum Streik des Geldkapitals. Es wird nicht mehr investiert, weil sein Zinsverlangen nicht mehr bezahlt werden kann.

Damit bricht die Wirtschaft mangels eines Tauschmittels zusammen. Eine Deflationskrise wird unvermeidbar. Es gibt nur zwei Lösungen. Man muss entweder das Verhältnis von Realkapital und Geldkapital auf dem Markt so verändern, dass durch Realkapitalmangel das Realkapital wieder rentabel genug wird, um das Zinsverlangen des Geldkapitals zu befriedigen oder man muss das Geldkapital zwingen, sich mit weniger Zinsen zufrieden zu geben.

Die Senkung der Löhne wird den Arbeitslosen zuerst mit einem Zuschuss erträglich gemacht. Dafür verlieren dann andere Arbeiter ohne Zuschuss ihren regulären Arbeitsplatz und sind jetzt arbeitslos. Bekommen die dann auch einen Zuschuss, muss man also jetzt schon für alle Arbeiter zahlen, das ist natürlich mehr Geld, als der Staat im Vergleich zur Arbeitslosenunterstützung aufzubringen hat.

Und dann heißt es: die Zuschüsse für alle Arbeiter sind zu teuer, wer soll die denn bezahlen, die Zuschüsse werden gestrichen und die Neoliberalen haben mit ihrer Propaganda das Ziel der Lohnsenkung erreicht und dabei sollen die Gewerkschaften etwa noch mitspielen?

Übrigens hungert in der Welt niemand wegen Mangel an Nahrung oder zu wenig Arbeit, sondern weil alles, was er zum Leben braucht, irgendjemandem gehört, der es nicht umsonst hergibt.

Der "freie" Markt ist die Waffe der Reichen gegen die Armen.
meint Ingenui


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