Das einfache Glück der postapokalyptischen Bauern

Geschrieben von Badland Warrior am 15. Mai 2005 05:22:12:

Als Antwort auf: Bleibt die Frage, was ist Glück geschrieben von Georg am 14. Mai 2005 18:42:12:

Moin, Georg!

Glück. Ich denke, dass die Menschen später, nachdem die Hungerjahre vorbei sind, sich an kleineren Dingen freuen werden, oder die einfachen Dinge zu schätzen wissen.

Beispiele:
Die Huber-Resl heiratet. Alle packen mit an und freuen sich, wie gut es gelingt. Das Fest selbst ist auch herrlich. Der Dorfpriester führt den Reigen an. Es wird gesungen, getanzt und gelacht, gefuttert und zugeprostet. So besoffen jedoch, dass einer am nächsten Morgen nicht wieder arbeiten kann, denn die Hühner müssen gefüttert, die Kuh gemolken, das Schaf geschoren... usw. ist keiner. Selbst der Dorfpriester nicht, der ja auch noch seinen eigenen Acker und etwas Kleinvieh hat.

Sommer: Die Kinder planschen im Dorfweiher, klettern auf Bäume, spielen verstecken oder klimpern auf der Laute, tragen einfache Kleidung, die Kleinsten sitzen bei Großmutter in der Spinnstube und haben ein Spielzeug aus Holz, an dem sie sich freuen. Alle sind sie zufrieden.

Die Näherin hat das neue Kleid für Bäurin Meyer fertig. Oh, welche freude und die Nähte sind erstklassig. Ein Kleid, das später Liesl, die Älteste, mit Stolz tragen wird.

Huber hat endlich das neue Plumpsklo fertiggezimmert, und Nachbar Sörensen hat mitgeholfen. Nun sitzen sie bei einer Brotzeit zusammen und freuen sich, dass das so schön geworden ist. Und das Herz oben in der Tür ist auch gelungen. "Ein Wohlgeschmacket!", sagt Jensen, der sich dazugesellt und die Balken gehobelt hat. Er hat frische Blutwurst mitgebracht nach altem Familienrezept.

Statt MTV und VIVA gibt es abends Schauergeschichten von Bauer Bruno, der so gut "förtällen" (erzählen) kann, dabei seinen Knaster, Marke "Bahndamm Schattenseite, Südhang" raucht, und die Mädels kichern und singen am Spinnrad.
Währenddessen fernsterlt der Heiner bei der Katrin, und beide haben eine gute Zeit miteinander. Nicht umsonst heißt er Samström. *ggg*

Und Bauer Wernersen freut sich, dass er nach dem Unfall letztes Jahr wieder normal mitarbeiten kann, ohne anderen zur Last zu fallen. Während seiner Malaise haben halt die anderen Familienmitglieder und Schwiegersohn Hinnerk kräftiger und fleißiger mitangepackt, und die Nachbarn mitgeholfen.

Bei Bauer Alfred haben die Schafe geworfen, und die Kinder drängen sich am Gatter. "Oh, wie niedlich, oh, wie goldig!", quietschen sie, und freuen sich.
Sie wissen jedoch, dass eins davon auf dem Grill landen wird, so ist das Leben.

Badland Warrior


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