Eine Aufdröselung, um Verständnisprobleme aufzulösen
Geschrieben von Badland Warrior am 12. Mai 2005 22:57:27:
Als Antwort auf: Re: Wie man garantiert nicht durchkommt ..... geschrieben von IT Oma am 12. Mai 2005 13:50:19:
Nabbend, IT Oma!
Weder noch. Du gehst anscheinend von einem Verhältnis Mensch versus "Schöpfer"/in aus. im Sinne einer grundwsätzlichen Trennung, wie ich es herauszulesen glaube. Die christliche Auffassung, der du zuzustimmen scheinst (wohlgemerkt nachdem, wie ich das von dir Geschriebene glaube, interpretiueren zu können) geht jedenfalls von einer grundsätzlichen Trennung von 2Schöpfer" und "Schöpfung" aus. Und als Gegenthese siehst du anscheinend Materialismus. Ich denke, dass da entweder von mir etwas unglücklich formuliert wurde, oder du etwas hineininterpretiuerst, was so nicht gemeint ist, denn ich fühle mich missverstanden in dem, was ich ausdrücken wollte, und wie es anscheinend von dir empfangen wurde. Anscheinend haben Murphy und Marshal McLuhan wieder betrunken gepokert *ggg*
Daher werde ich meine Auffassung in Abgleichung mit deiner und Epis nochmals korrigiert und besser eindeutig verständlich darlegen. Wohlgemerkt nicht als Dogma, sondern als Erläuterung meiner ureigensten Sichtweise, die weit weniger brachial ist, als wie sie erscheint oder von dir rezibiert wurde.
Da ich davon ausgehe, dass es keine "Erschaffung" gibt, sieht das für mich nämlich anders aus. Das Göttliche ist in meiner Sichtweise immanent, nur teilweise "phasenverschoben“. Man kann mit den Gottheiten reden, handeln, sie bitten, streiten. Nur dass sie mehr Macht und mehr Überblick haben.
Sie sind gleichzeitig übergeordnet, jedoch auch immanent. Das mag wie ein Widerspruch klingen, ist es aber nach meinen Erfahrungswerten und denen vieler anderer nicht.Ich sehe daher keinen keinen "Materialismus", weil dieser nämlich schon die Existenz übergeordneter Wesenheiten negieren würde, oder alternativ in einem agnostischen Kontext von „Niemand weiß etwas Genaues, und deshalb kann man das Thema abhaken“ verharren würde. Materialismus zu verteten, hieße, alles auf bloße Materie und Zufall zu reduzieren und jede Art von Ethik außen vor zu lassen, etwas, das für mich inakzeptabel wäre.
Es gäbe dann nämlich keinerlei Verantwortung, die Natur wäre beliebig ausbeutbar, keine Seele, und alles beruht nur auf Mechanik. Descartes und Marx lassen grüßen.
Dem widerspreche ich, ebenso wie ich Epidophekles' Auffassung widerspreche. Der sagt aus, es wäre unter keinerlei Umständen möglich, sich vorzubereiten und physisch zu überleben. Wir müssten eh alle bald sterben. Herauszulesen in den Texten seines Forums, in denen immer wieder erläutert wird, dass jede Art der Vorbereitung müßig sei.Die Betrachtung der Natur und der Geschichte lehrt uns aber, dass nicht nur Lebensformen in physischer Form, also Pflanze, Tier usw. als Keim beginnen, sich entwickeln, einen Zenit erreichen und dann sterben, ebenso wie es Gesellschaften tun.
Wenn man die Entwicklung aller bisher existierenden Hochkulturen betrachtet, sieht man eine Gesetzmäßigkeit, die sich nicht nur in der graphisch darstellbaren Glockenkurve manifestiert. Am Anfang sind die Gesellschaften dynamisch und kristallisieren Strukturen heraus, am Ende herrschen Dekadenz, Verkrustung einerseits und Chaos andererseits.
Dieses herauszuarbeiten, dazu genügt wenig, aber bei näherer Betrachtung erhärtet sich, was gesehen werden kann. Aufstieg, Zenit und Verfall waren bisher bei allen urbanen Kulturen der Fall.Das ist das Eine. Zwischen Lebensformen, die eine ähnliche Entwicklung, nämlich Jugend, Zenit und Verfall erleben, und Gesellschaften eine Parallelität zu postulieren ist möglich und nachvolziehbar. Gesellschaften sind in einem Metasinne lebende Strukturen, die, wie ich es sehe, den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie andere organische Strukturen unterworfen sind. Die Behauptung, Lebensformen würden solche Abschnitte nicht durchleben, wäre genauso falsch, wie zu behaupten, Gaius Julius Caesar würde immer noch leben und bestimmen, wo es lang ginge. Letzteres wurde hinzugefügt, um die Aussage zu pointieren.
Es wäre aber auch falsch, zu behaupten, dass alle antiken Gesellschaften spurlos verschwanden in den Umbrüchen des Niedergangs und es niemals auch nur einen Überlebenden dieser Gesellschaften gegeben hätte. Es gibt zwar Kulturen, über die man nichts oder so gut wie nichts weiß, wie die Kultur von Catal Hüyük oder die der Bewohner jener kürzlich entdeckten nun unterseeischen Stadt nahe Japan, bei der man erst herumrätselte, ob sie tatsächlich menschlichen Ursprungs oder eine Laune der Natur war. Was aber nicht die Existenz von Überlebenden widerlegt. Auch die Römer, um wieder das bekannteste Beispiel zu bringen, sind nicht alle auf einen schlag ausgestorben, sondern viele haben es geschafft, sich in die postcäsarischen Gesellschaften einzubringen.
Das bedeutet, dass es möglich ist, auch physisch, Umbrüchze und Untergänge von Gesellschaften zu überleben und auf dem Vergangenen aufbauend etwas neues zu erschaffen.
Deshalb wehre ich mich dagegen, wenn jemand vehement versucht, Überlebenswillige daran zu hindern, sich vorzubereiten und nachzudenken, wie man durch die Zeit des Chaos kommt, um danach etwas Neues und Besseres aufzubauen.
Ebenso wehre ich mich gegen Bekehrungsversuche jeder Art. Für mich sehe ich es nämlich nicht ein, die Hände in den Schoß zu legen, zu was auch immer zu konvertieren und zu sagen: Gottheit XYZ hat das alleinige Sagen und ich armes Würmchen kann sowieso nichts machen, Schicksal, gottbefohlen, inch Allah oder wie auch immer. Der Grund ist einfach. Nach heidnischer Denkart hat jeder für sich Verantwortung und muss sein Möglichstes tun, um durchzukommen. Oder, wenn dir das „Durchkommen“ nicht zusagt: Sich zu positionieren und am Leben zu erhalten.
Wo das an Grenzen stößt, kommen die Gottheiten ins Spiel, mit denen man auf Verhandlungsbasis kommuniziert, und die anderen, einem selbst oder wie auch imnmer helfen.
Es gibt also keine Instanz in dem Sinne, dass irgendeine Gottheit wie ihr gerade der Sinn kommt, mit einem umspringt. Das Stichwort heißt Kooperation. Wobei es immer wieder Anregungen, manchmal auch Tritte in den Hintern, gibt, um nachzudenken und sich weiter zu entwickeln. Das erkläre ich jetzt nicht, um dich von irgendwas zu überzeugen, sondern um dir meine Denkart darzulegen.Das Durchkommen an sich ist auch eine Charakterfrage. Es geht eben nicht darum, sobald die Stunde X anbricht, alles zu massakrieren, plündern, brandschatzen, schänden und vollzuexkretieren, was einem in die Quere kommt, sondern viel mehr, wie du schon sagtest, mit Gewitztheit zuzusehen, zu überleben.
Weshalb? Weil eine Überlebensverweigerung nur zur Dominanz der Böseren führt. Ich denke, auch du möchtest keine Motorradhorden, Djihadisten, Nazis, Kommunisten oder Irren als zukünftige Generation der „Kultur“ Stiftenden für deine Enkel und Urenkel haben. Daraus ergibt sich, dass man überleben muss, auch physisch. Wenn die Bösewichte sich gegenseitig ausschalten, bleibt eine größere Chance für diejenigen, die konstruktiv arbeiten können. Konstruktiv in dem Sinne, dass sie eine gesellschaft schaffen können, welche die jetzigen und vergangenen Fehler vermeidet, so gut es mit dem Faktor Mensch möglich ist.
Nach meinem Dafürhalten wird es eine agrarische Gesellschaft auf mittlerem Niveau sein, weniger mit Steinpflug und Feuersteinaxt, aber auch keine hochtechnisierte Robotergesellschaft, sondern in etwa zwischen der Spätantike und dem frühen 19. Jahrhundert anzusiedeln. Dies am Rande.Es geht eben nicht ums Marodieren oder das grundsätzliche verwerfen jeder Ethik. Es geht eher um die Frage, was in welcher Situation opportun ist. Es ist die Szene, wenn eine familie von Foris durch eine gegnerische Gruppe bedroht wird. Wehrt man sich,m oder nicht. Lässt man sich wie Lämmer abschlachten oder versucht man, zu retten, wer zu retten ist?
Erschlägt man rabiat jemand, weil einem dessen hemd besser gefällt (wohl weniger) oder sieht man Gewalt als letztes Mittel, das aber unvermeidbar sein KANN? Um historische Beispiele zu nennen: Wer war im Recht, Gandhi oder Che Guevara, Florian Geyer oder Dietrich Bonhoeffer? Oder stellt sich die Frage überhaupt nicht, und es kommt ganz auf den eigenen Wesenszug und die Umstände an? Ich behaupte Letzteres. Der eine wird sofort von null auf gleich zu einer reißenden bestie mutieren, zur Kampfsau, ein anderer wird sich erhängen oder still verhungern, der nächste wird zu paddlig sein, um auch nur das Geringste auf die reihe zu bekommen, egal, wie, und der Übernächste wird sich durchlavieren. Dazwischen gibt es nach meinem Dafürhalten unendlich viele Übergänge.Um nochmals auf die spirituelle Dimension zurückzukommen, wobei ich ausdrücklich nur für mich spreche, um es darzulegen: Es gibt die Möglichkeit, um Leitung und Verschonung zu bitten, aber auch um Beistand, um schwierige Situationen zu meistern. Keineswegs glaube ich an ein „Endgericht“ in irgendeiner Form, höchstens an eine Apokatastasis panton, eine schlussendliche Rückkehr alles Lebendigen ins ursprüngliche Göttliche, egal in welcher Form, in der Zeit, wenn Raum (bedingt durch Materie und Zwischenräume) und Zeit mal wieder aufhören, zu existieren (wenn alles von schwarzen Löchern verschluckt wird), um einen erneuten Zyklus des Entstehens und Vergehens anzustoßen.
Ich glaube zwar für mich auch an eine progressive Reinkarnation, welche aber nicht Fatalismus oder Quietismus postuliert, sondern Lernen und verantwortetes Agieren. Das sprach ich aber auch an.
Ich glaube nicht, dass du deine Kinder einfach so übelgesonnenen Menschen überlassen würdest, weil alles andere ja deine Seele schädigen könnte, denn das wäre Tun durch Unterlassung, was karmisch (ich denke, dass du vielleicht auch deine Auffassung zur Seelenwanderung hast, wenn nicht, korrigiere mich bitte) zumindest nach meinem Dafürhalten mehr als zweifelhaft wäre. Es geht aber nICHT, wie du es vielleicht (so glaube ich es aus dem, was du schriebst, herauslesen zu können) um brachiales orkmäßiges Metzeln um jeden Preis.
Um auf Epis Darstellung zurückzukommen: Sie liest sich für mich so , dass jeder, der sich vorbereitet, automatisch von einer Gottheit (seiner) vernichtet wird, eben WEIL man wagte, zu versuchen, physisch zu überleben. Jeder, der Vorräte anlegt, sich mit Überleben in irgendeiner Form befasst, ist automatisch auf der Blacklist von Epis Gottheit. Etwas schäbig für eine angeblich liebende Gottheit, nach meiner Auffassung.
Für mich stellt sich ein derartiges Bild erst gar nicht. Entwicklung, ja. Kommunikation und kooperation mit den Wesenheiten und Gottheiten, ja, auf jeden Fall. Aber auch selbst nachdenken, sich vorbereiten und Ärger halbwegs aus dem Wege gehen, soweit möglich, und falls oder wenn es dicke kommt, verantwortlich entscheiden, was angemessen ist, und was nicht.Daher sehe ich da weder kruden Materialismus, noch die dualistische zur Untätigkeit auffordernde alles einer Gottheit in die Hand gebende Haltung als Alternativen, und auch keine akzeptable Polarität darin. Und ich werde mich auch nicht für eine dieser Nichtoptionen entscheiden, weil ich meine eigene habe. Es geht nicht um ICH mache allein und ausschließlich alles selbst, auch nicht um die Abgabe der verantwortlichkeit an eine oder mehrere Wesenheiten, sondern um Kooperation. Es geht auch nicht um brachialegoistisches orkhaftes Ausagieren aller niederen Schattenseiten, die einem gerade einfallen, sondern um jeweils angemessenes und verantwortbares (sowohl sich selbst gegenüber, als auch spirituell) Handeln.
So sehe ich das jedenfalls.
Badland Warrior