Politik der Nadelstiche mit zweierlei Standards
Geschrieben von Suchender am 03. Mai 2005 09:58:14:
Einerseits ist Europa/ Deutschland bedacht, daß Rußland einen Teil der Wahrheit anerkennt und Buße tut:
Verheugen: Russland soll Besetzung baltischer Länder anerkennen
EU-Industriekommissar Günter Verheugen hat Russland aufgefordert, die illegale Besetzung der baltischen Länder durch die Sowjetunion offiziell anzuerkennen.
"Wir können nicht die Tatsache leugnen, dass die drei baltischen Länder lange Zeit gegen ihren Willen besetzt waren", sagte Verheugen am Montag in Tallinn. Russland sei ein "enger strategischer Partner" der EU, aber das gegenseitige Verständnis erfordere den Respekt vor der europäischen Geschichte. Es sei wichtig, dass die Beziehungen zwischen der EU und Russland auf der Wahrheit basierten.
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andererseits ist man großzügig, wenn es um die eigenen Verstickungen geht:
Baltikum: Kollaboration als ErbkrankheitDie politkorrekte EU grübelt noch, ob sie die Türkei, die den Genozid am armenischen Volk als Fakt bis heute nicht anerkennen will, aufnehmen soll oder nicht. Die "Euro-News" zeigen den halbleeren Bundestagsaal, in dem 20 bis 30 Interessenten ihrem Kollegen zuhören.
Für die übrigen Abgeordneten ist wohl weder das Verbrechen selbst, das dem Holocaust gleichkommt, noch die fehlende Reue seitens der Türken von Interesse. Es handelt sich wohlgemerkt um die Deutschen, die bekanntlich die Sünden des faschistischen Deutschland ehrlich bereut haben und von denen viele, selbst junge Leute, bis heute das Gefühl der historischen Schuld in sich tragen. Was soll man erst vom übrigen Europa erwarten, in dem die Behandlung dieses Themas nur davon abhängt, ob im jeweiligen Lande die armenische oder die türkische Lobby stärker ist.
Es ist nicht meine Aufgabe, Europa zu empfehlen, mit wem es Freundschaft zu halten habe, wie jedoch das Beispiel Baltikum zeigt, spielt der Wunsch, rein qualitativ zu wachsen und die Grenzen auseinander zu schieben, den Beamten der Europäischen Union mitunter übel mit. Es ist kaum anzunehmen, dass Europäer, die den Faschismus erlebt haben, sich über die unverhohlen profaschistischen Handlungen mehrerer führender Politiker der drei baltischen Länder freuen. Oder zum Beispiel über die feierlichen Umzüge der baltischen SS-Leute und, als obligate Begleiterscheinung, die Verhaftungen unter baltischen jungen Leuten, die dieser Schande entgegenzutreten versuchten. Und all das kurz vor dem 60. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus.
Die drei erwähnten Länder wurden in die EU aufgenommen, ohne dass man über ihre vergangene Kollaboration viel nachgedacht hätte, über die Zeit, da Hunderttausende Einwohner der baltischen Republiken in der Uniform der Wehrmachtsoldaten, in den Reihen SS-Straftrupps und der Polizei sinnlose Untaten verübten. Vor der Aufnahme in die EU kam niemand auf den Gedanken, die baltischen Kollaborateure öffentlich bereuen zu lassen, dass sie Juden von Vilnius ausgerottet, an den Erschießungen von gefangenen sowjetischen Soldaten und den Folterungen der eigenen baltischen Antifaschisten teilgenommen hatten. Schade.
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