Die Träger der Träume ...Lyrik wider die Zerstörung der Welt
Geschrieben von mica am 28. Oktober 2004 18:51:43:
Hallo Foris,
heute ist zwar nicht Sonntag....trotzdem oder gerade deshalb ein Gedicht für jeden Tag :-)
Die Träger der Träume
In allen Prophetien
steht die Zerstörung der Welt geschrieben.Alle Prophetien erzählen
daß der Mensch seinen eigenen Untergang erfinden wird.Doch die Jahrtausende und das stets sich erneuernde Leben
haben auch ein Geschlecht der Liebenden und Träumer gezeugt;
Männer und Frauen,
die nicht von der Zerstörung der Welt träumten
sondern vom Aufbau einer Welt der Schmetterlinge
und Nachtigallen,Von klein aufwaren sie von der Liebe gezeichnet.
Hinter ihrer alltäglichen Erscheinung
bewahrten sie die Zärtlichkeit und Mittemachtssonne.
Ihre Mütter fanden sie, wie sie über einen toten Vogel
weinten
und später fanden sie dann auch viele von ihnen getötet wie
Vögel,Diese Wesen haben sich mit durchscheinenden Frauen
gepaart
schwängerten sie mit Honig und Kindern,
nach einem Winter der Zärtlichkeiten
die grunen Triebe.
So haben sich auf der Welt die Träger der Träume vermehrt.
wild angefeindet von den Trägern geschwätziger Prophetien
des Untergangs.Getäuschte, Romantiker, utopische Denker wurden sie
genannt
es hieß, ihre Worte seien alt
- und das waren sie, in der Tat. denn die Erinnerung an
das Paradies ist alt
im Herzen des Menschen--.
Jene, die Reichtümer anhäuften. fürchteten
sie und schickten ihre Heere gegen sie,
doch die Tagträumer liebten sich jede Nacht
und weiter sproß der Samen aus dem Leib derer,
die nicht nur Träume austrugen, sondern sie
vermehrten
und sie laufen und sprechen lehrten.Auf diese Weise hat die Welt ihr Leben neu gezeugt
wie sie auch jene gezeugt hatte, die entdeckten,
wie die Sonne zu löschen ist.Die Träger der Träume überlebten eisige Zeiten
in warmen Zonen jedoch schienen sie wie von selbst zu
sprießen.
Vielleicht hatten die Palmen, die blauen Himmel, die
Rcgenstürze
etwas damit zu tun,
wahr ist, daß, wie fleißige Ameisen,
diese Gattung nicht aufhörte zu träumen und schöne
Welten zu bauen,
Welten von Brüdern, von Männern und Frauen, die sich
Genossen nannten,
die einander lesen lehrten, angesichts des Todes sich
trösteten,
einander heilten und umsorgten, sich liebten, sich halfen,
bei der Kunst des Liebens
und der Verteidigung des Glücks.Sie lebten glücklich in ihrem Land aus Zucker und Wind
und andere kamen von allerorten, sich mit ihrem
Atem zu füllen
und ihren klaren Blicken
und in alle Welt gingen jene, die sie kennengelernt hatten
und trugen Träume hinaus
träumten von neuen Prophetien
die sprachen von Zeiten der Schmetterlinge und
Nachtigallen
in denen die Welt nicht als Hekatombe unterzugehen hätte
wo. im Gegenteil, Wissenschaftler
Brunnen - Gärten, erstaunliche Spielzeuge erfinden
um des Menschen Glück noch seliger zu machen.Sie sind gefährlich - druckten die großen Pressen
Sie sind gefährlich - sagten die Präsidenten in Ihren Reden
Sie sind gefährlich - murmelten die Künstler des Krieges.Man muß sie zerstören - druckten die grossen Pressen
Man muß sie zerstören - sagten die Präsidenten in ihren Reden
Man muß sie zerstören - murmelten die Künstler des Krieges.Die Tagträumer kannten deren Macht
und wunderten sich also nicht.
Und sie wußten auch. das Leben hatte sie gezeugt,
um sich vor dem Tod zu schützen, den die Prophetien
voraussagten.
Und deshalb verteidigten sie ihr Leben sogar mit dem Tod.
Und deshalb legten sie Traumgärten an
und exportierten sie mit großen bunten Schleifen
und die Propheten der Dunkelheit verbrachten ganze
Nächte und Tage damit
Pässe und Wege zu bewachen
auf der Suche nach diesen gefährlichen Transporten
die sie nie erwischen konnten denn wer keine Augen zum Träumen hat sieht Träume weder bei Tag noch bei Nacht.Und in der Welt hat sich ein großer
Austausch von Träumen entwickelt
den die Händler des Todes nicht stoppen können;
und überall sind die Pakete mit den großen Schleifen
gesehen nur von diesem neuen Menschengeschlecht
und der Samen dieser Träume ist nicht nachweisbar
denn er ist in rote Herzen gehüllt
oder in weite Umstandskleider unter
denen träumerische Füßchen die Bäuche beleben. die sie tragen.Es heißt, die Erde habe, nachdem sie sie gebar,
einen Regenbogenhimmel entfesselt
und Fruchtbarkeit in die Wurzeln der Bäume gehaucht.Wir allein wissen, wir haben sie gesehen.
Wissen, das Leben hat sie gezeugt
um sich vor dem Tod zu schützen, den die Prophetien verkünden.copyright liegt bei der Autorin (Gioconda Belli)
- Re: Die Träger der Träume ...Lyrik wider die Zerstörung der Welt Röde Orm 29.10.2004 10:25 (0)
- Re: Die Träger der Träume ...Lyrik wider die Zerstörung der Welt WesenheitX 28.10.2004 19:25 (0)