Der Geschichtsrevisionismus der Herrschenden steht dem der NPD in nichts nach
Geschrieben von Suchender am 26. April 2005 09:45:
HAMBURG/PARIS (Eigener Bericht) - In einem Interview mit dem Staatsrundfunk ,,DeutschlandRadio" hat der Doyen der deutschen Geschichtswissenschaft, Prof. Dr. Hans Mommsen, den früheren NS-Rassespezialisten und Abwehr-Offizier der Deutschen Wehrmacht, Alfred Toepfer, gegen französische Kritik in Schutz genommen. Wie Mommsen darlegt, sei die Pariser Theaterleiterin Ariane Mnouchkine ,,miserabel beraten" gewesen, als sie in der vergangenen Woche einen Preis der Hamburger ,,Toepfer-Stiftung" wegen der ,,zweifelhafte(n) Vergangenheit" des Stiftungsgründers zurückwies. Toepfer, dessen Betriebe während des Zweiten Weltkriegs u.a. Löschkalk für die Massengräber im Getto Lodz (,,Litzmannstadt") lieferten und an der Ausplünderung Frankreichs beteiligt waren, habe sich stets ,,für eine europäische Lösung" bei der Neuordnung des Kontinents ausgesprochen, würdigt Prof. Mommsen die kontinentalen Visionen des NS-Täters. Für dessen Stiftungs-Imperium ist auch die gegenwärtige Berliner Kulturstaatsministerin Christina Weiss tätig. Mommsens Einlassungen zugunsten Toepfers läuten eine neue Runde des um sich greifenden Geschichtsrevisionismus in Deutschland ein.
Hans Mommsen wird in der Bundesrepublik als ,,einer der führenden deutschen Zeithistoriker" geschätzt. Im Auftrag des Volkswagen-Konzerns war er an der wissenschaftlichen Bereinigung der NS-Unternehmensgeschichte führend beteiligt und später für die millionenschwere Toepfer-Stiftung (Hamburg) in einer ,,unabhängige(n) Historiker-Kommission" als Honorarkraft tätig. Die Stiftung sah es wegen fortwährender Kritik an ihren europaweiten ,,Volkstums"-Preisen als notwendig an, dem Eindruck pangermanistischer Aktivitäten entgegenzutreten, und ließ Mommsen in ihren Archiven forschen.
Europa
Der Auftrag musste französischen Studien begegnen, die belegen, dass der Großkaufmann Alfred Toepfer bereits in den 1930er Jahren einem rassisch gegliederten Europa verpflichtet war. In diesem Konstrukt wirken nicht die Staaten, sondern die ,,Völker" als Ordnungskräfte, um in ihrem ,,Volksboden" wurzeln und dank biologischer Konstanten (,,Natur", ,,Raum") besondere ,,Volkstypen" (Rassen) hervorbringen zu können. Das größte europäische ,,Volk" hat nach diesen Vorstellungen einen originären Anspruch auf Führung der übrigen ,,Völker". Gemeinsam, doch von deutscher Hand geleitet, bilden sie das ,,Europa der Völker". Wie es in den französischen Quellen heißt, setzte Toepfer erhebliche Kapitalmengen für die Propagierung seiner rassistischen Hegemonialpläne ein. Der Polit-Mäzen ließ im Ausland Begegnungsstätten für das europäische ,,Volkstum" bauen und stiftete angebliche Kulturpreise, die in Dänemark, den Niederlanden, in Polen, der CSSR, Frankreich und Belgien das hierarchische Zusammenwirken der völkischen Blutsträger zu befördern hatten. Noch in den letzten Kriegstagen versammelten sich auf Toepfers Gut ,,Kalkhorst" NS-Größen vom Schlage Heinrich Himmlers....
Ebenfalls in engem Staatsverbund operiert die deutsche Wissenschaftsavantgarde, in deren Arbeiten die Kategorien der Toepfer'schen Ideenwelt (,,Raum", ,,Ethnie") wieder aufleben. Zu dieser Gruppe zählen der in Frankfurt an der Oder lehrende ,,Raum"-Forscher Karl Schlögel und der Freiburger Militärreferent Jörg Stadelbauer. In der neusten Ausgabe der Zeitschrift ,,osteuropa" machen sich beide Professoren zu ,,Erkundungen über den Osten Europas" auf. Während Stadelbauer die ,,Kategorien des Räumlichen" untersucht, sieht Schlögel zum wiederholten Male die ,,Wiederkehr des Raums" in Russland und Polen kommen. Dort hatte bereits Toepfer Berliner ,,Raum"-Vorstellungen umgesetzt und den deutschen Herrschaftswillen bewiesen. Sammelüberschrift der im März 2005 erschienenen Professoren-Beiträge: ,,Der Raum als Wille und Vorstellung".