Re: Geistige Vorbereitung

Geschrieben von Tawa am 24. April 2005 09:25:42:

Als Antwort auf: Geistige Vorbereitung geschrieben von Röde Orm am 23. April 2005 22:47:25:

>Wir besprechen Ausrüstungen
>Wir versuchen Netzwerke zu gründen
>Wir besprechen Prophezeiungen
>Wir besprechen die Flucht
>Wir besprechen sichere/unsichere Orte
>Wir besprechen gemeinsame Aktionen (z.B. Schwedenurlaub)
>Wir besprechen Anlageformen
>Wir beliefern uns gegenseitig mit Informationen, die wichtig sein könnten.
>Wir sammeln Infos in Sachen Politik und Naturkatastrophen.
>Wir besprechen und besprechen, aber etwas kommt in letzter Zeit völlig zu kurz:
>Die geistige Vorbereitung!
>Wie sieht es da bei Euch aus? Die Frage stelle ich nicht ohne Grund. Es geht mir auch um die Geisteshaltung.
>Gruß
>Röde


Morgen Röde,

die Frage nach geistiger Vorbereitung stellt sich gar nicht - zumindest nicht hier in Tawa-Land. Jeder Spatenstich, jeder Axthieb ist geistige Vorbereitung. Warst Du schon einmal alleine im Wald und hast Holz gespalten? Mit jedem Schlag glaubst Du, Gott sei gegenwärtig und führe den Schlag. Dies umso mehr, je größer die Erschöpfung wird. Hast Du den Punkt erreicht, da Du trotz erschlaffter Glieder und Erschöpfung nicht mehr aufhören willst, ist Gottes Nähe am größten, ist "geistige Vorbereitung" geschehen.

Übrigens sollte sich der Einzelne hier jetzt nicht an der Bezeichnung "Gott" stören - ich gab der ganzen Geschichte einfach einen Namen, wie es sich für mich darstellt.

Ich für meinen Teil bete sehr viel. Bei der Arbeit, beim Essen, im Bett, manchmal auch beim Sex. Habe ich Sorgen, bete ich ebenso, wie bei großer Freude und Dank. Sind Meinungsverschiedenheiten aufgetaucht, gehe ich in mich und überprüfe meine Reaktion, meine Handlung, meine Gedanken. Ich segne meine Nachbarn und meine Widersacher. Ich gehe auf Gott zu und ignoriere ihn auch manchesmal eine Zeit lang. Dies alles ist ein wesentlicher Teil meiner geistigen Vorbereitung.

Geistige Vorbereitung ist nicht nur Gebet, ist nicht nur die Suche nach Gott. Die Arbeit, wie am Beispiel des Holzspaltens beschrieben, ist geistige Vorbereitung ebenso, wie mit 700,- oder 800,- Euro im Monat auskommen zu müssen. Für deutsche Verhältnisse und örtliche wie persönliche Gegebenheiten ist dies weniger als nötig. Und wenn man nicht weiß, wie die Krankenversicherung bezahlt wird, wenn man in einen gänzlich leeren Kühlschrank blickt, stellt sich die Frage, wie weiter? Ist man darauf nicht entsprechend vorbereitet, weiß man nicht, wie man darauf reagieren und diesen Zustand in Optimismus umwandelt, ist bei der geistigen Vorbereitung etwas gänzlich daneben gelaufen.

Ich halte es wie Werner: So richtig funktionieren tut man nur in Notsituationen. Dies hat sich mein ganzes Leben lang herausgeschält, dies konnte ich seit frühester Kindheit an proben und erfahren.

Ein kleines unwesentliches Beispiel dazu: Du hast einen schweren Verkehrsunfall. Nach Erwachen aus der kurzen Ohnmacht sammelst Du dich etwas, befreist Dich und sicherst die Unfallstelle ab. Anschließend begibst Du dich zum Telefon, setzt den Notruf ab und gehst wieder zur Unfallstelle zurück. Du bist derjenige, der hinzukommende Verkehrsteilnehmer beruhigt. In dem Moment, da das Martinshorn hinter der nächsten Kurve ertönt, kippst Du einfach um.

Diese Geschichte ist tatsächlich geschehen und eine der unwesentlicheren Erlebnisse. Doch wählte ich diese aus, da ich mich an andere nicht gern erinnere, und dieses Beispiel sehr schön aufzeigt, wie Geist, Einstellung und Notfallmanagement Hand in Hand gehen müssen, um positive Ergebnisse zu zeitigen.

Das Schlimmste erwarten und das Beste hoffen (Wizard drückte es ein wenig anders, sinnentstellt aus), ist die beste Geisteshaltung überhaupt. Drückt es doch Zuversicht und Hoffnung aus, die wichtigsten Zutaten zum Meistern schwieriger Situationen. Dies geht aber nur, wenn man überhaupt an irgend etwas glaubt, und sei es ersatzweise für einen Gott oder Religion ausschließlich an sich selbst und seine eigenen Fähigkeiten.

Es gibt Menschen, die kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Dennoch würde ich diesen Menschen nicht vorsätzlich schaden, zumindest nicht mehr, als meiner Meinung nach manchesmal nötig ist, diese auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Also im Prinzip als Erziehungsmaßnahme. Viele Menschen haben mir vielfältig und vorsätzlich Schaden zugefügt. Und ich mußte es viele Male erleben, wie gerade jene Menschen eines Tages in Not waren und angekrochen kamen. Soll ich da dann "Nein" sagen? Auch Verzeihen können bzw. relativieren zu können, gehört eindeutig mit zur geistigen Vorbereitung.

Manch einer von Euch hat Kinder. Der Verlust von eigenen Kindern ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Darüber als eine Möglichkeit für die Zukunft nachzudenken, kann so manchem den Verstand kosten. Und doch habe ich es gelernt, mit diesem Gedanken, mit dieser Möglichkeit, zu leben. Habe ich es als Kind doch selbst am eigenen Leib miterlebt, wie es ist, Kinder - respektive im Falle des Miterlebens geliebte Geschwister - zu verlieren. Als Vater erlebte ich den Verlust von zwei eigenen Kindern. Für manchen Zeitgenossen mag der Verlust eines ungeborenen Kindes nicht so schwer wiegen. Doch für uns lebt ein Kind ab der Zeugung vollwertig und gleichberechtigt, auch wenn es noch nicht selbst atmen kann.

Und Kinder zu bestrafen, ist eine sehr schwere Aufgabe. Dies umso mehr, wenn man die Bestrafung am eigenen Leib, in der eigenen Seele, wesentlich stärker erlebt, als das Kind es je vermag. Unabhängig davon, ob man dem Kinde den Hintern versohlt, oder aber es durch sonstige Entsagungen bestraft. Spürt man als Mutter/Vater eine solche Bestrafung selbst im Herzen als Schmerz, ist die geistige Vorbereitung, wie Röde sie nennt, auch auf diesem Sektor in den richtigen Bahnen verlaufen: Nämlich jemandem Schmerz zum Besten desselben zufügen zu können bzw. die Einsicht, daß dies manchesmal unabdingbar ist.

Geistige Vorbereitung ist ein immerwährender, manchesmal schleichender und unbewußter Prozeß. Natürlich kann man sich dabei auch in die Tasche lügen. Ich bin der Beste, es kann nichts passieren, komm mir doch nicht mit solch einem Müll...

Ein Beispiel: Ich habe mich als Kind niemals geschlagen, habe es gar nicht gelernt bzw. lernen dürfen! Mit ca. 12 Jahren mußte ich im Gymnasium bei uns mit ansehen, wie eine Gruppe "Großer" auf einen kleinen Winzling losgegangen sind. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, einfach nichts zu sehen. Doch das konnte ich nicht. Mir war klar, wenn ich dazwischen gehe, bekomme ich Prügel, ohne etwas dagegen tun zu können. Zitternd und ängstlich bin ich dazwischen gegangen. Ich habe meine Prügel bekommen - doch nicht in dem Maße, wie ich glaubte, sie zu erhalten. Das Wichtigste: Das Interesse der Großen an dem Winzling war verpufft und dieser konnte abhauen.

Angst haben ist keine Schande. Wichtig ist nur, daß man diese überwindet. Besser gesagt, sollte man die Angst nicht überwinden, sondern versuchen, in konstruktive Bahnen zu lenken und für sich nutzbar zu machen. Die Angst darf einen nicht auffressen und beherrschen. Auch das ist geistige Vorbereitung.

Auch der Judo-Unterricht der Kinder ist geistige Vorbereitung.

Das Thema ist unerschöpflich. Doch jetzt hab ich keine Lust mehr - der Garten wartet.

Lieben Gruß
Tawa


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