Tradition und Transformation

Geschrieben von Suchender am 12. April 2005 00:29:

BERLIN / HAMBURG (Eigener Bericht) - Zu den aktuellen Schwerpunktaktivitäten des Bundesverteidigungsministeriums (BMVg) zählt die Vorbereitung des 50-jährigen Bundeswehrjubiläums. Den inhaltlichen Auftakt bildete das ,,Berliner Colloquium" der ,,Clausewitz-Gesellschaft e. V.", bei dem mehr als 300 Teilnehmer aus Militär, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien über die ,,Transformation" der Bundeswehr zur Interventionsarmee konferierten. Die einflussreiche Clausewitz-Gesellschaft ist über persönliche und institutionelle Beziehungen auf Engste mit dem BMVg verbunden; etliche ihrer Mitglieder unterhalten Kontakte zu rechtsradikalen Kreisen.


Das ,,Berliner Colloquium 2005" wurde gemeinsam mit der ,,Bundesakademie für Sicherheitspolitik" veranstaltet und stand unter dem Motto ,,50 Jahre Bundeswehr – 60 Jahre Vereinte Nationen. Erfahrungen und Herausforderungen". Über den Umbau der deutschen Streitkräfte zur Interventionsarmee berichtete Oberst Ralph Thiele, Leiter des ,,Zentrums für Transformation" der Bundeswehr. Seiner Auffassung nach besteht das ,,Unternehmensziel" in der ,,verbesserte(n) Einsatzfähigkeit" des deutschen Militärs, um der Außen- und Sicherheitspolitik ,,größere Handlungsfähigkeit" zu verschaffen: So entspreche die Aufstellung von ,,Eingreif-, Stabilisierungs- und Unterstützungskräfte(n)" den ,,künftigen Anforderungen", wobei der ,,Fähigkeit zur 'Vernetzten Operationsführung' (NetOpFü) insbesondere bei den Eingreifkräften eine Schlüsselrolle" zukomme.

Dieses Konzept gilt der Bundeswehr als ,,zukunftsweisend" für die ,,moderne Kriegsführung", denn nur der infolge einer ,,lückenlose(n) Vernetzung aller Beteiligten" gut informierte und ,,taktisch mitdenkende Soldat" habe ,,eine Chance auf dem Schlachtfeld der Moderne". Der ,,Ehrenpräsident" der Clausewitz-Gesellschaft, der ehemalige Generalstabsoffizier der Nazi-Wehrmacht und Bundeswehrgeneral Ulrich de Maizière begeisterte das Publikum, als er erklärte: ,,Eine Armee ist immer in Bewegung. Sie ist niemals fertig. Eine Armee, die glaubt, fertig zu sein, ist bereits veraltet."

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Kontinuität
Der Ehrenpräsident der Clausewitz-Gesellschaft, Ulrich de Maizière, weilte in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs im ,,Führerbunker", bis er zur Regierung des Hitler-Nachfolgers Dönitz nach Schleswig-Holstein entsandt wurde. 1951 war er im ,,Amt Blank" der Adenauer-Regierung mit der illegalen Wiedererrichtung deutscher Streitkräfte beschäftigt. Die von ehemaligen Nazi-Generälen verfasste ,,Himmeroder Denkschrift", mit der diese eine Amnestie für Kriegsverbrecher und eine ,,Ehrenerklärung" für Wehrmacht und Waffen-SS zur Bedingung für ihre Mitwirkung machten, gilt ihm und dem BMVg heute als ,,Magna Charta" der Bundeswehr.

Etliche seiner ,,Kameraden" aus der Clausewitz-Gesellschaft gehen noch weiter: Im Sommer 2004 luden sie den Bundeswehrgeneral a. D., Gerd Schultze-Rhonhoff, zu einem Vortrag nach Ulm ein, wo er über sein Buch ,,1939 - Der Krieg hat viele Väter" referieren sollte. Darin vertritt er die These, dass England bereits ,,kurz nach dem deutschen Einmarsch in die Rest-Tschechei" begonnen habe, ,,den nächsten Weltkrieg einzufädeln". Schultze-Rhonhoff zählt zu den Hausautoren der ,,Staats- und wirtschaftspolitischen Gesellschaft e.V. Hamburg", die sich ihrer ausgezeichneten Beziehungen im rechtsextremen Spektrum rühmt. Zu ihren Kooperationspartnern gehören die ,,Landsmannschaft Ostpreußen", der ,,Bund Junges Ostpreußen", das ,,Studienzentrum Weikersheim e.V." und die Wochenzeitung ,,Junge Freiheit".


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