Re: wissenschaftlicher Beweis: Holunderbeeren machen auch gereizt :-)

Geschrieben von Christoph Schnauß am 30. August 2005 20:35:44:

Als Antwort auf: Re: wissenschaftlicher Beweis: Holunderbeeren machen auch gereizt :-) geschrieben von Gänseblümchen am 23. August 2005 23:26:38:

hallo Gänseblümchen,

> Ich trockne REIFE Beeren im Backofen, bei ca. 70 Grad, offener Tür und über ca. zwei Stunden.

Holunder eignet sich nicht zum Trocknen, und 70 Grad genügen nicht. Es sollten zum Pateurisieren sowie zur Zerstörung des Sambunigrins mindestens 84 Grad sein.

> Im übrigen kenne ich Leute, die Äpfel (Kerne ebenso blausäurehaltig) immer mit "Strunk und Stiel" verzehren (inklusive der Kerne) und bisher keinen Schaden genommen haben.

Ich esse Apfelgehäuse oft auch mit. Bedingung ist lediglich, daß man die Kerne nicht zerkaut. Dann werden sie auch unverdaut wieder ausgeschieden.

> Ich will hier nicht Paracelsus und den Spruch mit der Dosis zitieren.

Warum nicht?

> Vergiß nicht, daß diese ganze Bläusäure-Diskussion auch die Grapefruitkerne betrifft, die ja zur Familie der Zitrusgewächse gehören.

Die Kerne gehören nicht dazu ... Und man sollte ebenfalls darauf achten, Kerne aus Zitrusfrüchten nicht zu zerbeißen. Der geringe Blausäuregehalt war übrigens der Anlaß, "kernlose" Zitrusfrüchte zu züchten, die sich gärtnerisch leider fast ausnahmslos nur durch Pfropfung vermehren lassen.

> Systematisch über einen längeren Zeitraum und pulverisiert (schwer mengenmäßig abschätzbar) würde ich so etwas niemals zu mir nehmen.

Es wäre ein ziemlich qualvoller und wahrscheinlich mißglückter Selbstmordversuch, der in tagelangen Kopfschmerzen enden würde.

Blausäure bzw. Cyanid-Ionen sind in sehr vielen Kernen enthalten, eben auch in den Kernen von Rosengewächsen, zu den Äpfel, Birnen und etliche andere gehören, aber auch in Kirschkernen (besonders Sauerkirschen), Mahonienkernen, Pflaumenkernen. Nimmt man sie auf, werden sie in der Regel zum allergrößten Teil in Cyanatsalze umgewandelt und ausgeschieden und sind damit wenig bis gar nicht schädlich. Das Sambunigrin im Holunder verhindert jedoch die Bildung und Ausfällung dieser Salze, so daß sich tatsächlich über einige biochemische Zwischenstufen Blausäure bilden kann - und leider reagieren wir eben nicht alle so wie die Gespenster in dem alten Film "Spukschloß im Spessart" (mit Liselotte Pulver).

Christoph S.

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