Re: Kartoffelkäfer

Geschrieben von Dow Jones am 14. Juli 2004 00:52:28:

Als Antwort auf: Kartoffelkäfer geschrieben von Andrea am 13. Juli 2004 22:03:15:

Der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata SAY.) war bis ca. 1850 nur Käferspezialisten unter dem Namen "Koloradokäfer" bekannt und fristete auf einem wilden Nachtschattengewächs (Solanum rostratum) im Gebiet des Coloradoflusses in Nordamerika ein recht bescheidenes Dasein.

Als dort der Kartoffelanbau in großem Stil begann, wurde diese Art schlagartig ins Schlaraffenland versetzt (ging auf die dem Solanum r. nahe verwandte Solanum tuberosum [= Kartoffel] über) und vermehrte sich plötzlich unaufhaltsam.

1870 hatte er bereits die amerikanische Ostküste erreicht und wurde wenig später nach Europa eingeschleppt. Von der franz. Küste breitete er sich, durch seine gute Flugfähigkeit und die Westwinde bedingt, immer weiter nach Osten aus und erreichte schon 1877 Deutschland. Dort konnte er zwar durch intensives Absammeln noch relativ gut in Schach gehalten werden, doch brachen während er beiden Weltkriege sämtliche Bekämpfungsmaßnahmen zusammen, erst durch die Entwicklung von Insektiziden auf Hexachlorbenzolbasis konnte eigentlich der mitteleuropäische Kartoffelanbau nach Kriegsende nachhaltig gerettet werden.

Nun, wie kommts aber überhaupt soweit, daß ein ehemals harmloses Tier derart zu einem Schädling mutieren kann?

Leptinotarsa d. (zu den Chrysomeliden, den Blattkäfern gehörend) hatte und hat nur wenig natürliche Feinde. Ursprünglich war sein Nahrungsangebot durch das spärliche Vorkommen von Solanum r. natürlich eingeschränkt, erst der Anbau von Kartoffeln in Monokultur ließ das Tier durch Massenvermehrung zum Schädling werden.

Der Kartoffelkäfer wird ca. 3 Jahre alt, ein Weibchen hat grob geschätzt während dieser Zeit 8 Mio. Nachkommen. Die Entwicklung vom Ei bis zum fertigen Imago dauert ca. 5-6 Wochen, demzufolge kann das Tier in Deutschland durchwegs 2-3 Generationen haben.

Fazit: Es sind zwar die Amis an der Massenentwicklung schuld, aber nur indirekt!
Verschwörungstheorien müssen also, zum. in dieser Hinsicht, b.a.w. verschoben werden.

Gruß

d.


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