Re: Konkrete Kalkulation, Leben als Selbstversorger ?
Geschrieben von Johannes am 19. Juni 2004 00:29:03:
Als Antwort auf: Konkrete Kalkulation, Leben als Selbstversorger ? geschrieben von Thorsten am 18. Juni 2004 21:10:49:
> - durch was hat man überhaupt einnahmen bei der selbstversorgung?
> - was spart man durch selbstversorgung, oder lebt man am ende teurer?
> - was gewinnt man durch die selbstversorgung?
> ...
> wer outet sich hier mal?
> würde mich freuen hier mal ein bisschen mehr zu jedem einzelnen zu er-
> fahren. habt ihr lust etwas von euch zu erzählen und an der "selbstversorger-
> rentabilitätsrechnung" mitzumachen?
Hallo Thorsten,Du kannst Fragen stellen... :-)
"Geoutet" habe ich mich ja schon weiter unten (http://f27.parsimony.net/forum66013/messages/5896.htm), aber damit bin ich natürlich noch weit am Anfang von dem, was ich mir eigentlich erträume.
Als Grundproblem sehe ich die geringe Effektivität z.B. in meinem Kleingarten. Man hat so viele Tätigkeiten, aber soll man nun erst Hacken, Unkraut jäten, die letzten Pflanzen setzen oder doch lieber etwas gießen? Und am Ende tut man gar nichts davon, sondern spritzt etwas gegen die vielen Läuse und setzt dann noch etwas Brennesseljauche an, bevor die Brennesseln noch Samen bilden. Der Pfefferminz wartet aber noch immer darauf, im überwuchernden Gras gefunden zu werden...
Dies ist das Problem, wenn man es nicht ausreichend gelernt hat und sich dann etwas verzettelt. In der Obstbaumanlage sieht es dagegen wesentlich besser aus, da einige Tätigkeiten zentral gemacht werden (z.B. Spritzen, falls notwendig) oder auch einiges gemeinsam an Arbeitstagen, so daß dann auch immer Leute mit mehr Erfahrung dabei sind?
Aber ob sich das rechnet? Der Kleingarten nicht, da ist schon die Pacht viel zu teuer. Und wenn man ihn wie ich nicht direkt an der Wohung hat, versucht man automatisch mehr auf Vorrat zu gießen, und dafür bekam ich im letzten Jahr die Quittung: 72,00 Euro allein für Wasser, wobei wir nichts für das Abwasser zahlen. Mir macht der Garten Spaß und ich lerne einiges, aber finanziell lohnt er sich eigentlich nur für Leute, die die Pacht innerlich für ein Freizeitgelände verbuchen, nicht für Anbaufläche.
Die Obstanlage ist finanziell wesentlich rentabler. Aber an die 100 Euro habe ich auch für das erste Werkzeug bezahlt, die Bäume müssen irgendwann ersetzt werden, man ist oft draußen (außer Ernte auch nach Mehltau sehen, Ausdünnen, Sommerschnitt, Winterschnitt, ...). Die Pacht beträgt nur 0,15 Euro / m2, das Geld für die zentralen Arbeiten kommt über Feste rein.
Meine Zeit werde ich also lieber nicht rechnen. Dafür bietet mir die Obstanlage aber etwas anderes, nämlich gleichzeitig Erholung. Ich muß nicht von Baum die Baum eilen, um möglichst schnell fertig zu sein, sondern ich kann es als Erholung nach einem Arbeitstag sehen.
Ich gewissem Sinne ist also auch die Obstanlage ein Hobby. Aber gerade die Obstanlage bietet die Gewißheit, daß man auch effektiver arbeiten könnte, wenn es nötig wäre (sprich, sie als echte Arbeit zur Ernährung zu betrachten, weil man ansonsten arbeitslos ist, dann würde man sich zwar nicht so dabei erholen, könnte aber noch wesentlich mehr Bäume betreuen).
Für meine Großeltern war im und nach dem Krieg der Garten eine wesentliche Ernährungsgrundlage, sie hatten 600 m2. Und das strebe ich auch an. Nicht, weil ich aktuell eine Notlage sehe, sondern mehr, weil Eigenanbau erfüllend ist. Man weiß, was man ißt, man lebt mit der Natur und man hat etwas, das mehr Zukunft hat als das immer größere Profitdenken einer Just-in-Time-Gesellschaft, deren Lebensmittelläden doch eigentlich von der Hand in den Mund leben. ALDI strebt z.B. an, möglichst alles Obst bis zum Abend zu verkaufen - so wird wenig im Laden schlecht und er kann die Ware billiger anbieten, als wenn er das Risiko eines echten Lagers tragen würde. Aber dieses System ist sehr störanfällig, so daß eine dezentrale Versorgung durch Gärten und eine gewisse Vorratshaltung durchaus Sinn macht.
Okay, soweit meine ersten Gedanken zum Thema Rentabilität und Gründe.
Gruß
Johannes
- Re: Konkrete Kalkulation, Leben als Selbstversorger ? Thorsten 19.6.2004 06:48 (0)