Re: Bericht aus Johannes-Land
Geschrieben von Johannes am 04. Juni 2004 14:22:09:
Als Antwort auf: Re: Bericht aus Johannes-Land geschrieben von Thorsten am 04. Juni 2004 08:19:37:
> mensch, du hast ja auch einiges (positiv) um die ohren :-) toll hört
> sich das an.
Hallo Thorsten,
ja, ich bin auch schon begeistert und gespannt darauf, wie mich der Ertrag erschlagen wird. ;-)
Die meisten, die eine Parzelle haben (manche haben sogar bis zu 4 Parzellen), verkaufen davon einen guten Teil. Ich bin nun nicht der Verkäufertyp, mein Gedanke ist eher die Selbstversorgung. Und als ich die Parzelle genommen habe, habe ich den Gedanken, was ich mit soviel Obst machen werde, erstmal nach hinten vertagt...
Die Anlage kannte ich übrigens von außen schon länger, sie liegt im schönsten Teil des Karbener Umlands (Karben ist in der südlichen Wetterau, nördlich von Bad Vilbel). Irgendwann kam ein Bericht in der Zeitung, wie toll das letzte Fest war. Mist, dachte ich, warum lese ich sowas immer erst nachträglich? Aber dann stand da noch der Hinweis, daß einige aus Altersgründen Parzellen abgeben.
Ich hab dann natürlich gleich angerufen und einen Termin vereinbart, es kam auch noch ein anderer Interessent, und wir haben beide eine Parzelle genommen. Für mich stand das eigentlich schon vor dem Termin fest. Wenn die mir nicht etwas absolut unmögliches erzählt hätten, dann hätte ich sie auf jeden Fall genommen. Das ist wohl keine so gute Einstellung für einen Besichtigungstermin, aber irgendwie war das meine Parzelle, die mir schon lange nachlief und die ich nun nur noch festhalten mußte.
Die ganze Sache ist übrigens preiswert. Ich zahle 72,00 Euro Pacht im Jahr (480 m2 mit ca. 74 Spalierobstbäumen) und zusätzlich je 2,00 Euro für die beiden Kirchbäume, außerdem als Vereinsanteil 400,00 Euro (Pauschale für den Wert der Anlage inkl. Bäumen), die ich zum aktuellen Wert zurückbekomme, wenn ich den Verein verlasse. Neue Bäume muß ich selbst kaufen (also 2-3 je Jahr), die gehören dann zum Gründstück, also ggf. auch dem Nachfolger.
In dem Preis ist übrigens bereits das Spritzen enthalten. Wir haben 2 Leute, die auch die entsprechenden Lehrgänge besuchen, damit sie, soweit nötig, zum optimalen Zeitpunkt spritzen können. Was wann gespritzt wurde, wird ausgehängt, so daß wir einen echten Überblick haben, der einem bei gekauftem Obst fehlt.
Zwischen den Baumreihen haben wir Rasen als Weg. Das Schnittgut bleibt dort als Dünger, ebenso werden die kleinen Äste dort nach dem Schnitt von der Maschine gehäckselt, auch das Hacken geschieht von einem kleinen Traktor aus.
Vorteil des Hackens: Die Kapillaren, die die Feuchtigkeit nach oben ziehen, werden zerstört, die Verdunstung also geringer. Das Unkraut wird dabei ebenfalls untergehackt, die Baumscheiben (bei uns die Spalierreihe) bleiben frei, so daß die Bäume gut wachsen und Nagetiere keinen Unterschlupf finden. Außerdem haben wir mehrere Ruhestangen für Greifvögel aufgestellt, von denen aus sie in Ruhe ihr Futter beobachten können. Ich weiß, für die Mäuse etc. ist das unschön, aber auf diese Art versuchen wir die natürliche Schädlingsbekämpfung. Nistkästen für Vögel haben wir natürlich auch.
Daß die Anlage so preiswert ist, schaffen wir nur durch die beiden großen Feste, zu denen der Ort eingeladen ist. Jetzt, zu Pfingsten, begann das Blütenfest traditionell mit einem ökumenischen Gottesdienst. Da muß dann natürlich jeder von uns mithelfen, genauso wie im Jahr das Ausbessern des Zauns, Erneuern von Pfosten oder ähnlichem.
Mein Eindruck ist bisher sehr gut. Wir haben ein gutes Klima, und das Arbeiten erscheint mir wesentlich effektiver, was das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag angeht. Und die Bäume sehen erheblich besser aus als bei mir im Garten, aber das Thema Spritzen/Blattläuse/... bringe ich in einem extra Beitrag.
Gruß
Johannes