Sammlung statt Zerstreuung (zum Thema gehörend)

Geschrieben von Tawa am 29. September 2003 19:23:18:

Sammlung statt Zerstreuung

Der Computer läuft hoch, einige Augenblicke noch, bis das System steht. Momente, welche man empfindet wie unter Strom stehen. Ist die Verbindung zum Internet immer noch nicht bereit? Keine neuen E-Mails? Immer noch nichts Neues im Forum. Keiner im Chat. O weh - wir suchen doch Abwechslung. Das Internet stellt dabei eine wunderbare Ausrede da... nachschauen müssen... man könnte was verpassen.

Eigentlich gäbe es eine ganze Menge zu tun, es geschieht ja auch viel. Doch die kleine Entspannungspause zwischendrin ist eine phantastische Einrichtung. Der Eintönigkeit oder der Erschöpfung vorzeitig entfliehen. Da kommt das Web doch wie gerufen. Schließlich nutzt man die kleine Pause für sinnvolle Informationsbeschaffung. Schließlich hat man ja auch keinen Fernseher mehr. Der verblödet einen eh bloß. Und ehe man sich versieht, ist man dennoch wieder mitten in jenem Sumpf, welchen man doch zurück lassen wollte.

Klar, das Wetter könnte augenblicklich wirklich etwas besser sein. Dann wäre es schöner, draußen einfach weiter zu arbeiten, bis es dunkel wird. Da frage ich mich, warum ich eigentlich über eine erstklassige Schlechtwetterbekleidung verfüge. Es wäre ein Leichtes, sich diese überzuziehen und ein paar Minuten einfach drauflos zu marschieren. Ohne Gedanken.

Der Haushalt ist nicht wegzuzaubern. Da kommt man nicht drum herum. Dabei ist es die Doppelbelastung mit dem Haushalt, welche einen so melancholisch und lustlos erscheinen läßt. Da hilft nur der Chat - eine halbe Stunde ratschen und schon geht vieles leichter von der Hand. Nur Lust hat man dann immer noch nicht darauf. Dabei ginge es so einfach.

Vergangene Woche hatten wir ein paar sehr schöne Tage. Abends war es noch so warm, daß man kurzärmelig rausgehen und sitzen konnte. Ich saß im Chat, um mich zu zerstreuen. Plötzlich ging ich kurzerhand aus dem Chat und setzte mich raus auf den Innenhof. Es war dunkel, nur der Sternenhimmel war klar und deutlich zu sehen. Eine angenehme frische Brise wehte einem um die Ohren. Und die absolute Ruhe um einen war einfach himmlisch. So saß ich gedankenverloren ungefähr zwanzig Minuten dort und tat einfach nichts. Ich genoß einfach nur diesen Zustand zwischen Sein und Nichtsein.

Anschließend kam ich zwar noch einmal in den Chat, doch lange geblieben bin ich nicht mehr. Statt ins Bett zu gehen, bügelte ich noch und wusch das Geschirr ab. Tja, was soll ich sagen... es machte plötzlich wieder Freude. Warum nutzen wir die kleinen Momente nicht häufiger nur für uns? Einfach, um uns zu sammeln. Wir haben damit keinerlei Aufwand, es kostet nichts, es macht nicht einmal einsam oder meschugge... aber es kann uns so ungeheuer viel geben! Ich für meinen Teil will künftig nicht mehr auf diese kleinen Momente nur sporadisch stoßen... ich möchte sie gezielt nutzen. Die kleine Pause zwischendurch künftig für ein paar Minuten Gedankenlosigkeit oder Bewundern der Natur. Während des Holzschlagens im Wald konnte ich dieses Phänomen schon einige Male beobachten, wenn der Stahl des Spalthammers auf den Stahl des Spaltkeiles schlug und anschließend der Nachhall verklang. Diese plötzliche Ruhe ließ ungeheure Freude aufkommen und die Arbeit und den Schweiß angenehm erscheinen.

Allen Unkenrufen zum Trotz... das Leben kann auch in dieser Welt so ungeheuer schön sein.

Herzlichst
Euer Tawa

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