Asthma und Rauchen

Geschrieben von Bonnie am 08. September 2003 10:59:05:

Als Antwort auf: Re: Asthma geschrieben von ahlfi am 08. September 2003 10:28:35:

Hallo Ahlfi,
Rauchen wird immer gern als Universalsündenbock hingestellt :-)
Klar, Rauchen verengt die Gefäße, auch die Bronchien und wenn man Asthma hat, sollte man nicht rauchen, das verstärkt das Problem. (Kiffen erweitert aber die Bronchien, ist also eher eine positive Maßnahme).
Sehr viel mehr Zusammenhang ist da aber nicht. Wer mit dem Rauchen aufhört, therapiert sein Asthma nicht.
Es gibt einen Zusammenhang zwischen rauchenden Müttern und Auftreten des Asthmas bei ihren Kindern. Aber ich denke, das hängt mit anderen Faktoren zusammen. Wahrscheinlich gibt es genauso einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum der Mütter / allgemein Sucht und Asthma.
Asthma "wächst" auf dem tuberkulinischen Miasma. Tuberkuliniker sind suchtanfällig.
Als "Ursache" werden immer gern die Allergene dargestellt und daß man sie unbedingt meiden müsse :-/ Das sind dann ganz natürliche Stoffe wie Hausstaubmilben (die pösen, pösen Milben), die es schon immer gegeben hat und auf die früher niemals jemand allergisch reagiert hat.
Liebe Grüsse, Bonnie

Hier ein Text zu den Zusammenhängen:

Allergie führt nicht automatisch zu Asthma

Verschiedene Lebensumstände und Verhaltensweisen wurden bereits als potentielle Ursachen für atopische Erkrankungen und Asthma identifiziert: nur wenige Infektionen im Kindesalter, Fettleibigkeit, fehlende körperliche Betätigung, verringerte Familiengröße, gewandelte Ernährungsgewohnheiten, erhöhte Allergenexposition in geschlossenen Räumen. Andererseits können ein früher Kontakt zu Haustieren und/oder eine erhöhte Allergenexposition unter bestimmten Umständen auch Asthma vorbeugen. Diese zum Teil widersprüchlichen Ergebnisse gehen auch darauf zurück, dass „Asthma“ nicht einheitlich definiert wurde.

Die MAS beobachtete 1.314 Kinder seit ihrer Geburt. 499 Neugeborene (38%) waren genetisch prädisponiert (zwei Familienmitglieder ersten Grades mit einer atopischen Erkrankung) und/oder hatten einen erhöhten IgE-Wert im Nabelschnurblut (<0,9 kU/l). Im Alter von 6 Monaten, 18 Monaten und 3 Jahren wurde im jeweiligen Haushalt die Belastung mit Allergenen untersucht. Jedes Jahr wurden ein klinischer Check-Up und ein strukturiertes Interview durchgeführt sowie spezifische Immunglobuline (IgE) bestimmt. Im Alter von 7 Jahren wurde noch für 939 Kinder ein Interview geführt, 679 Kinder wurden auf spezifisches IgE untersucht und 645 Siebenjährige nahmen an einem inhalativen Histamin-Provokationstest teil. Bei 800 Kindern wurde die Lungenfunktion anhand einer Ganzkörper-Plethysmographie untersucht.

Ergebnisse
Jedes zehnte Siebenjährige hatte in den 12 Monaten vor der Untersuchung Episoden von Atemwegsobstruktion erlebt (=“aktuelle Atemwegsobstruktion“). 6,1 % aller Eltern gaben an, bei Ihrem Kind sei Asthma diagnostiziert worden. Eine Sensibilisierung gegen Allergene im Haushalt (z. B. Milben- und/oder Katzen-Allergene) ging mit Asthma, Atemgeräuschen und erhöhter bronchialer Reaktivität einher.
50% der Kinder mit aktueller Atemwegsobstruktion hatten schon in den ersten drei Lebensjahren Episoden mit Atemwegsobstruktion erlebt. 70% dieser Kinder waren mit 7 Jahren spezifisch sensibilisiert gegen Inhaltations- und/oder Nahrungsmittelallergene.

Es zeigte sich, dass zwei Phänotypen obstruktiver Atemwegserkrankungen deutlich unterschieden werden können: Bei 7-Jährigen, die in den 12 Monaten zuvor obstruktive Episoden erlebt hatten, war meist auch die Lungenfunktion reduziert. Kinder, bei denen nur in den ersten 3 Lebensjahren obstruktive Episoden aufgetreten waren, zeigten nur eine leichte Beeinträchtigung der maximalen Expiration gegenüber Kindern ohne solche Episoden. Wurden diese beiden Gruppen unabhängig voneinander auf ihre Determinanten analysiert, ergaben sich völlig verschiedene Muster.

Die Determinanten einer reduzierten Lungenfuktion waren in der Gruppe mit aktuellen Episoden die Anzahl der Jahre seit der ersten obstruktiven Episode, atopische Erkrankungen der Eltern, aktuell vorhandene Sensibilisierungen gegen Allergene im Haushalt, erhöhte IgE-Werte im Nabelschnurblut und ein niedriger „Gewichts/Längen-Index´“ (‚ponderal index’ = Cube root of body weight times 100 divided by height in cm) bei der Geburt.

Bei Kindern, die nur in den ersten drei Lebensjahren vorübergehend Episoden von Atemwegsobstruktionen erlebt hatten, sahen die signifikanten Determinanten der beeinträchtigten Lungenfunktion wie folgt aus: häufige Infektionen der unteren Atemwege schon im frühen Lebensalter und Rauchen während der Schwangerschaft.

Genetische Prädisposition, sozialer Status, Rauchen
Das größte Risiko, an Asthma zu erkranken hatten Kinder, deren Mütter bereits an Asthma litten. In Familien mit hohem sozioökonomischem Status wurden Kinder öfter 6 Monate und mehr gestillt. Jedoch war das Risiko für eine aeroallergene Sensibilisierung und ein lebenslanges Auftreten von für Heuschnupfen und Asthma bei diesen Eltern höher als in Familien mit geringem sozioökonomischem Status.

Kamen bei Kindern mit einer genetischen Prädisposition für Allergie weitere Risikofaktoren hinzu (Mutter rauchte in der Schwangerschaft und/oder Passivrauchen in den ersten drei Lebensjahren), erhöhte sich in den ersten drei Lebensjahren vorübergehend die allergische Sensibilisierung.

Kinder mit genetischer Allergie-Disposition, die ständig sensibilisiert waren, hatten ein signifikant erhöhtes Risiko mit 7 Jahren unter Asthma zu leiden.

Kinder, die prä- und postnatal Tabakrauch ausgesetzt waren, hatten ein signifikant erhöhtes Risiko, mit 3 Jahren gegen Nahrungsmittelallergene sensibilisiert zu sein. Auch wenn die Mutter erst nach Geburt (wieder) anfing zu rauchen, war das Risiko immer noch mehr als doppelt so hoch. Rauchen in der Schwangerschaft erhöhte das Risiko für eine Atemwegsobstruktion in den ersten drei Lebensjahren, und war ein signifikantes Risiko für Asthma im Schulalter.

Fazit
Die größten Risikofaktoren für Asthma im Kindesalter sind zum einen die erbliche Disposition (Atopie in der Familie, Mutter mit Asthma), Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft, und eine Sensibilisierung gegen Allergene im Haushalt (Hausstaubmilben, Katzen). Obwohl die Sensibilisierung eindeutig vom Grad der Exposition abhängt, war ein hoher Expositionsgrad nicht gleichbedeutend mit einem erhöhten Asthma-Risiko. Weitere Faktoren müssen hinzukommen.

Einige positive Faktoren konnten identifiziert werden. Kinder, die im ersten Lebensjahr zwei Mal oder öfter unter Schnupfen litten, hatten im Alter von 7 Jahren ein verringertes Asthma-Risiko. Zudem hatten sie in den ersten 3 Lebensjahren ein halbiertes Risiko, gegen ein inhalatives Allergen sensibilisiert zu werden.

Auch einige Impfungen wirkten sich positiv aus. Je mehr Impfdosen gegen Masern, Mumps und Röteln, Diphtherie und Pertussis ein Kind zeitgerecht bekommen hatte, umso stärker reduzierten sich vorübergehend Atopien. Die BCG-Impfung zeigte keinen Einfluss auf die atopische Sensibilisierung.




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