Selbstversuch mit MRE

Geschrieben von Discoverer am 26. Juli 2003 13:19:52:

Hallo Leute,

Anbei mein Einstiegsbeitrag. Neben meinem Interessenschwerpunkt, der Wasseraufbereitung in allen Variationen, befasse ich mich ebenfalls mit dem Thema Ernährung und möchte euch folgende Erkenntnisse - hier speziell die Selbsterfahrung mit der amerikanischen Variante des allseits bekannten Bundeswehr-EPA - dem MRE zur Verfügung stellen. Der folgende – obwohl längerer aber hoffentlich doch kurzweilige - Aufsatz soll dem geneigten Leser, welcher aufgrund zunehmend irrwitziger politischer Entwicklungen vor der Entschidung steht, welche Langzeitvorräte er sich als Vorsorgemaßnahme anschafft, als kleine Entscheidungshilfe dienen.


Let ´s go

Essen, Freitag, 25.07. 2003, 0730 Zulu-Zeit

Momentan ist ja Urlaubszeit und im Büro nicht so viel los. Daher habe ich momentan auch ein bisschen mehr Zeit mich mit meiner Notfallausrüstung zu beschäftigen.
Bei der Durchsicht meiner Sachen überprüfte ich daher auch die Lebensmittelvorräte und dabei fiel mir gestern Abend dann auch einer der Kartons mit den amerikanischen MRE´s in die Hände. Na gut, dachte ich. Steht ja schon lang genug ´rum und es wird Zeit mal so ein Dingen auszuprobieren und warum nicht morgen mal etwas anderes essen dachte ich mir, und griff mir einen dieser in dezentem hornhautumbra gehaltenen Kunststoffbeutel. Naja, warum nicht mal etwas anderes zum Frühstück und Mittagessen ?
Gesagt, getan. Die (ehrlich !!!) zufällige Auswahl, das „Menü No. 6, Thai Chicken“, verhieß denn auch eine leckere Abwechslung. Der Beutel passt in die Beintasche der Hose, liegt gut in der Hand und vielleicht war ja der Inhalt auch entsprechend ausgewogen...

Im Büro angekommen - ich hatte noch nicht gefrühstückt – wurde der Umbeutel oben geöffnet ( Tip: mit kalten/ nassen Händen besser nicht versuchen – funzt nich´ da die Beutel sehr gut verschweißt sind).
Zum Vorschein kamen dann die enthaltenen „8 Kostbarkeiten“ verpackt in jeder Menge weitere Kunststoffverpackungen, welche den Charme der von mir früher so heißgeliebten KOSMOS –Experimentierkästen hatten. So z. B. ein hartes Plättchen mit Keksen in modischem olivgrün, eine weitere längliche Verpackung, von der Größe in etwa der Tomatenpürreepackung heutiger Nudelgerichte nicht unähnlich, welche dem Aufdruck nach etwas käseartiges enthalten sollte, 2 ebenfalls flache braun-graue Kartons von ca. 12 x 18 cm, in welchen sich wiederum 2 flache olivgrüne Plastikbeutel mit dem Hauptgericht (hier: 1 Beutel mit Reis, der andere mit eben dem Thai Chicken No 6), befanden, ein Kunststoffbeutel mit einer Mischung aus verschieden, z. T. gerösteten Nüssen und Rosinen, den chemischen Heater zum Erwärmen des Hauptgerichtes, einen Kunststofflöffel (ebenfalls in Kunststoffbeutel) ein weiterer Kunststoffbeutel mit allerlei nützlichen Kleinigkeiten wie Zucker, Salz, einem Kaffee- und Teeweißer (vom Hersteller sehr treffend „Cream Substitute“ genannt. Die Betonung liegt hier auf Substitute), einem niedlichen Fläschchen Tabasco, welches jede Puppenstube bereichern würde, Streichhölzer, welche auch in feuchter Umgebung noch funktionieren sollen, 1 Erfrischungstuch, 2 Kaugummis (yes, in plasticbag), einem Multifunktionspapier (ausnahmsweise in Papierverpackung) sowie 1 Päckchen Lipton-Tee auf dessen Rückseite der Hersteller irgendwas von einer „experience“ redet, welche selbst dem Entwickler, Herrn Lipton, Freude gemacht hätte. Bei dem Wort Experience“ wurde ich dann trotz der frühen Stunde doch wieder etwas sehr aufmerksam, kannte ich doch aus alten Studientagen noch die Produktionsweise unserer betriebswirtschaftlich optimierten „Lebens“-Mittel und der dem strukturellen, global aufoktruierten ökonomischen Zwang unterworfenen Computer-Aided-Manufaction. Plötzlich war sie wieder da, die geschärfte Wahrnehmung eines Sentenniel.

Da es noch relativ früh am Morgen war, kümmerte ich mich nicht sonderlich um die Eingebungen meines Über-Ich und beschloss zunächst einmal zu frühstücken, wie das eben morgens ja auch normal ist. Ich entschied mich also, einer inneren Laune heraus folgend und in Ermangelung weiterer Alternativen, spontan für die mir dargebotenen Kekse. Erwartungsvoll, ja gerade zu ehrfürchtig nahm ich Packung und es brauchte auch nur 2 Minuten, bis ich die Packung an der dafür vorgesehenen Stelle einreißen konnte. Also: die Verpackung machte schon mal eine soliden Eindruck ! Der Nutzwert derselben war ja auch durch die Abwürfe über Afghanistan bereits bestens dokumentiert. Es wurden zwar ein paar Einwohner von den geballten Nährwerten erschlagen, aber so what. Es KONNTE also nichts schief gehen.

Nach dem Öffnen äugten mir die laut den aufgedruckten „Nutrition Facts“ so gesunden Gebäckplättchen (es soll tatsächlich neben Vitaminen auch Eisen enthalten sein, was ich in Ermangelung der mir nicht mehr zur Verfügung stehenden Analysegeräte nicht nachvollziehen konnte) entgegen, ganz in einer dezenten, leicht unschuldigen, weiß-beige-gelben Colorierung gehalten. Da der Geruchstest nichts zu beanstanden hatte (es gab ja nichts zu riechen), machte ich mich also frohgemut ans Werk, den passenden Aufstrich zu suchen. Denn die Geschmacksneutralität (ich hatte einfach mal genascht) der Kekse war dann trotz der enthaltenen Chemie doch erstaunlich. Als aus meiner Jugendzeit erfahrener KOSMOS-Chemie-Experiment-Kasten-Fan hatte ich ja bereits vor Experimentbeginn sinnvollerweise alle in dem großen Umverpackungsbeutel enthaltenen Komponenten in einer für mich ergonomisch vorteilhaften Weise auf dem Schreibtisch drapiert, so daß es mir nicht allzu schwer fiel, den dazugehörigen Aufstrich in Form des beigefügten Käse-Surrogats zu finden. Schnell noch die Bedienungsanleitung auf englisch (dessen ich mächtig bin) gelesen, dann konnte der opulenten Schlemmerei eigentlich nichts mehr entgegenstehen. Immerhin sollte ja u. a. auch Capsicum, also Pfeffer, mit enthalten sein, und da ich gerne mal was Scharfes und Pikantes esse (asiatische Kostbarkeiten eben besonders gerne), freute ich mich auf die bevorstehende experience. Nachdem ich also den Plastic-Bag, der Anweisung folgend, mehrere Minuten lang durchgeknetet hatte, und obwohl im Gegensatz zur Mainpackage auf Anhieb sogar öffnen konnte, quoll mir eine, mit den Keksplättchen farblich harmonisch korrespondierende, leicht zähelastische Masse entgegen. Dem Charme der cadmiumgelben Farbe, welche zweifellos zumindest optisch der Stimmungsaufhellung dienen sollte, (psychologische Kampfführung ist alles), konnte ich mich kaum entziehen und verteilte die mir angebotene Melange auf die bereits erwähnten dünnen, matzeähnlichen aber doch sehr widerstandsfähigen Keksplättchen. Den (sicherlich beabsichtigten), farblich dezent akzentuierten Gesamteindruck der beiden kombinierten Produkte führte ich nun zum Mund, schluckte mit zusammengekniffenen Augen und wow: es blieb drin ! Die enthaltenen Geschmacksverstärker (ich tippe Mono-Natrium-Glutamat) machten Lust auf mehr (oder war es nur mein physisches Ich, das zu dieser frühen Stunde nach Energie – egal in welcher Form – verlangte ?). Naja, so ganz ungesund konnte es nicht sein dachte ich mir, denn immerhin hatten die Amis Bagdad erobern können. Zeitweise auch ohne BBQ-Feldküche ! Ich vermute aber mal ganz stark, daß einige der enthaltenen, wertvollen Ingredienzen - ich tippe auf die Vitamine B,A,S und F vorsichtshalber nicht erwähnt wurden, um Klagen enttäuschter Endverbraucher vorzubeugen. Aber was soll´ s. Ich brauchte ein Frühstück. Ich hatte ja nichts anderes mitgenommen.

Nachdem ich also meine Auswahl getroffen und die erwähnte Nährstoffkombination zu mir genommen hatte, brauchte ich allerdings dann doch einen der von mir vorher verschmähten, ebenfalls in Plastik verpackten, Kaugummis. Diesen auch wegen des mir von einem Kollegen (sicher nur aus Boshaftigkeit) unterstellten merkwürdigen Mundgeruchs. Aus meiner Sicht lag es an dem undefinierbaren Nachgeschmack.

Gott sei Dank gab es aber bald einen guten Kaffe !


Lunchtime

Essen, Freitag, 25.07. 2003, 1245 Zulu-Zeit:

Oh ja, darauf freute ich mich schon seit Stunden: das Hauptgericht ! Allein bei dem Gedanken lief mir schon das Wasser im Mund zusammen. Die intuitive Auswahl des „Menu No, 6 Thai-Chicken“ veranlasste schließlich meine reichhaltigen Erinnerungen, die in der Vergangenheit genossenen Besuche bei örtlichen Chinesen (dessen Inhaber interessanterweise ein Thai ist) zu aktivieren.

Im Gegensatz zum breakfest war beim Main Menue jedoch schon etwas mehr Vorarbeit gefordert.
Hierzu war es erforderlich, zunächst einmal die beiden mitgelieferten flachen Kartons zu öffnen, was im Gegensatz zum großen, braunen Gesamtbeutel auch erstaunlich schnell und reibungslos ging. Zum Vorschein kamen die besagten olivgrünen Plastikbeutel mit den Hauptkomponenten Thai-Chicken und Rice. Da ich das Highlight des Tages lieber warm genießen wollte, packte ich die beiden Hauptkomponenten-Plastik-Beutel in den ebenfalls mitgelieferten Heater-plastic-bag. Gemäß Bedienungsanleitung wurde der eigentliche Heater underneath of the Thai-Chicken packed.

Nachdem ich dann alles in den Heater drapiert hatte, füllte ich noch schnell ein wenig Wasser bis zu der vorgeschriebenen Höhe between the two lines in den Heaterbag und das Abenteuer konnte beginnen. Schnell noch den oberen Teil Heater-bag umgeklappt damit der Inhalt, Thai-Chicken and Rice komplett im Heter-Bag waren, das ganze, Heater-bag inklusive Thai-Chicken No 6 and Rice in one of the leeren Pappkartons, welche vorher als Umverpackung für the Thai-Chicken and the Rice diente gepackt, und ab ging die Luzie. Die nach dem Einfüllen des Wasser einsetzende, heftige, exotherme Reaktion erhitze die ganze Konstruktion dann doch ziemlich schnell (innerhalb 30 Sekunden ging´s los bis auf schätzungsweise 60 – 70 Grad C.). Nun ist das Prinzip dieser chemischen Einweg-Heizelemente schon länger bekannt, aber was mich dann doch sehr positiv überraschte war die Tatsache, daß die Entwickler der MRE´s neben der besagten Reaktion scheinbar auch auf ein heimeliges Kochfeeling großen Wert gelegt zu haben scheinen. Denn wenn man sich als interessierter Beobachter neugierig an dem Kochvorgang erfreut, kann man ebenfalls das bekannte Geräusch, welches sich bei einem in gutsituierter Küche, auf mittlerer Flamme eines Gasherdes köchelnden Topfes ergibt, staunend bewundern. Das gibt einem doch gleich ein Gefühl der Geborgenheit - so mit nassen A…. im regendurchnässten Wald und auf der Flucht und so- und nährt die davon unabhängige, freudige Erregung, welche jeden erfahrenen Küchenchef durchzuckt, der gerade geduldig und gebotener Ehrfurcht auf das Gelingen der von ihm komponierten Küchenarie wartet. An den auf der Rückseite kolportierten Warnhinweis, das bei dieser Reaktion Wasserstoff freigesetzt wird, denkt man dabei normalerweise nicht, was völlig normal ist, denn wer kennt sich schon mit den Segnungen der modernen, anorganischen Chemie, geschweige denn der Lebensmittelindustrie aus ? Aber das Böse lauert überall !
Daher der Tip: Hast Du ne´ Kippe vorm Zahn; wech vom Beutel. Ein nach ca. 5 Minuten durchgeführter, und an die längst vergangen, seligen weil weniger stressbelasteten Chemie-Unterricht-Knallgas-Experiment-Schülerzeiten erinnernde Selbstversuch ergab jedoch keine signifikante Energieumwandlung mit der bekannten Geräuschentwicklung. Aber trotzdem !

Wohl dem, der sich an den kleinen Wundern der Technik erfreuen kann, denn mein kleines im wahrsten Sinne des Wortes blaues Wunder mit diesem Vorzeigeprodukten der chemischen-industriell-militärischen High-Tech-Industrie sollte noch kommen. Aber dazu noch weiter unten
Nachdem ich den Anweisungen brav folgend, ca. 15 Minuten dem Treiben zusah und zuhörte, nahm ich die Plastic-Papp-Gesamtkonstruktion von der mittlerweile ebenfalls doch recht warmen Kunststoff-Fensterbank, welche bereits bedenklich weich war. Diese Beobachtung versetzte mich in die Lage, bei zukünftigen Kochexperimenten mit MRE-Heater-Bags das nicht zu unterschätzende Gefahrenpotential einer nicht aus Stein bestehenden Kochunterlage richtig zu beurteilen. Denn the Warninghinweis über the Hitzeentwicklung sollte man wirklich ernst nehmen. Dat Dingen wird wirklich richtig heiß !

Nach der Beendigung des Kochvorgangs und Entnahme der beiden Menükomponenten aus dem Heater-Bag hat man die Wahl (eigentlich sollte man seine Entscheidung aber bereits vorher treffen). Entweder man teared die beiden Bags an den dafür vorgesehene Stellen up, and eats the components wechselseitig mit dem vorher aus der Plastikfolie herausoperierten Plastiklöffel einzeln. Oder aber man verwendet den dicken, braunen Plastic-bag welcher vorher als Gesamtverpackung für die 8 Kostbarkeiten diente.
Ich entschied mich für letztere Lösung, zumal mir das Gefahrenpotential des gemeinhin als lebensmittelecht betrachteten Polyethylens relativ gering erschien, rippte nacheinander the Thai-Chicken and the Rice-Bag up und überführte beide Komponenten in den bereits o. g. großen Gesamtverpackungsbeutel aus lebensmittelechtem Polyethylen und vermischte with the mitgelieferte Spoon sowohl The Thai-Chicken als auch the Rice zu einer einzigartigen Kreation der nouvel cuisine fabuloise.
Beim Öffnen der erwähnten Einzelkomponenten-Bags wollte ich aber noch zumindest wissen, wie denn The Thai-Chicken aussieht und riecht bevor ich es esse. Was soll ich sagen ? Zuerst öffnete ich (ohne tieferliegende Absicht) the Rice-Bag. Nun ja, normaler Reis halt. Politisch zwar nicht ganz korrekt, denn es fehlte neben dem dominierenden weißen Reis noch zumindest ein Vertreter der Minderheiten (Basmati wäre nicht verkehrt gewesen), aber dennoch. Dann: The Chicken, the No 6 ! Ooohhh, great stuff ! It looked exactly genau like bei the Chinese Thai-Restaurant. Ich mutmaßte: irgendwo zwischen Nr. 12 und 68 auf der Karte beim Chinesen (Thai); also bestens bekannt, zumal die Unterschiede doch sehr marginal waren. Bunte Soße mit gemüseartigem Etwas, das ganze an diversen Einstreuungen von Fleisch, eben Thai-Chicken. Allerdings, eine Ausnahme zu meinem heißgeliebten Stamm-Thai-Chinesen gab´s dann doch:

The Thai-Chicken No 6 scheint sich bei der Herstellung jedenfalls ordentlich gewehrt zu haben (oder hatte es Angst vor der Einwanderungsbehörde und hat sich größtenteils aus dem Staub gemacht ?), denn viel ist davon in dem Beutel nicht zu sehen. Der Nachweis des Vorhandenseins dürfte aber dann doch selbst dem interessierten Laien ohne technischen Aufwand gelingen, was nicht zuletzt auch an der sehr übersichtlichen Packungsgröße des Plastic-Bags liegt. The Rice: na ja, Uncle Ben´s ist es nicht, eher das pappige Zeug vom örtlichen (Thai-) Chinesen. Aber: so what. Ich hatte Hunger.

Farblich sicherlich einen Stern wert, sah es bei der geschmacklichen Prüfung schon anders aus. Naja, wie soll ich sagen: eine Offenbarung war´s nicht.

Allerdings, und das sollte hier fairerweise nicht unerwähnt bleiben: das MRE kann durchaus mit den gängigen, von deutschen Markenherstellern als Top-Qualitätsprodukt angepriesenen (nach DIN ISO 9001, und CMA zertifizierten und produzierten) Zeugs mithalten! Wer meint, daß nur die Amis an Geschmacksverirrung leiden, sollte einmal den Selbstversuch mit den in jedem Supermarkt angebotenen Fertiggerichten wagen. Auch mengenmäßig erscheinen die Unterschiede marginal. Allerdings noch folgender Tip: dem in unserem Kulturkreis üblichen, anerzogenen Drang folgend, einem Gegenüber der ebenfalls ein MRE-Mahl goustiert, „Guten Appetit“ zu wünschen, sollte man jedoch widerstehen . Eine Klage (oder schlimmeres) wäre die unausweichliche Folge. Aber, auch das gehört zu einer redlichen Berichterstattung: das mitgelieferte Salz und der Tabasco holen einiges raus ! Ehrlich .

Kommen wir nun zu den weiteren und mit Sicherheit von der US-Regierung nur erzwungenen und daher mit Sicherheit eher beiläufigen Herstellerbemerkungen, dass es notwendig sei, aufgrund des im Kampf/ auf der Flucht erhöhten Kalorienbedarfs am Tage etwa 3 dieser MRE`s zu sich zu nehmen: Dieser Wahnvorstellung sollte man sich als Europäer (sofern möglich) schnellstens entziehen !

And noch a hot Tip: the Heater not gleich wegwerfen, denn er gibt noch ca. 1 Stunde genug Wärme ab um damit beispielsweise als Warmhalteplatte zu dienen und beispielsweise eine Kaffeetasse warm zu halten. Im Winter läßt sich damit sicher auch die Funktion eines Taschenofens erzielen. Aber wie gesagt: dat Dingen is´ am Anfang recht heiß, daher in ein Taschentuch wickeln, denn sonst au weia…:- ).

Noch´n Tip: wer den großen Hauptplastikbeutel der wiederum die anderen Plastikbeutel enthält, nicht als Müllbeutel verwenden will, kann diesen auch hervorragend zum Feuermachen verwenden. Denn der verwendete Kunststoff Polyethylen hat in etwa den doppelten Brennwert der vergleichbaren Menge Erdöl ! Da PE ein Paraffinkohlenwasserstoff ist ( Strukturformel C2H4- n), verbrennt dieser mit einem kerzenartigen, unaufdringlichen Geruch und ist im Gegensatz zu PVC (welches Clor, Cl enthält) unschädlich, da bei der Verbrennung lediglich Kohlendioxid und Wasserdampf entstehen.


Das blaue Wunder:

Der Hit war dann zum Schluß das Kaltgetränk, Type „Grape“. Na lecker, dachte ich. Grapefruit ist doch bei diesen warmen Temperaturen sicher sehr erfrischend. Ein Blick auf den Beutel verriet jedoch nichts gutes. Zwar soll hier neben sehr viel Zucker auch viel Vitamin C enthalten sein, aber der dezente Hinweis auf die zugesetzten Farbstoffe „Blue“ und „Red“ stimmten dann doch etwas nachdenklich. Mit gemischten Gefühlen öffnete ich dann den Beutel – und war erst sprachlos dann aber schnell alarmiert und drückte die bereits angezündete Zigarette schleunigst im Aschenbecher aus. Offenbarte die nach dem öffnen des unvermeidlichen Plastic-Bag zutage tretende Mixtur doch ein feinkörniges Pulver mit einer Farbe, die mich dann doch mehr an eine Mischung aus Blaukorn-Dünger, Patronenpulver und dem Eisenpulver vergangener Chemieexperimente erinnerte. Die sattgraue Farbe stand der erwünschten Wirkung des cadmiumgelben Frühstücks dann doch diametral entgegen !
Aber bange machen galt jetzt nicht. Schließlich wollte ich meinem Nickname alle Ehre machen und ging daher auf diese Entdeckungstour der besonderen Art, denn ein wenig Durst hatte ich nach dem durch Salz und Pfeffer aufgewerteten, opulenten Gummi-Thai-Hühnchen dann doch. Also, aus der Teeküche etwas Wasser besorgt und schon konnte es experimentell weitergehen. Eine Geruchsprüfung signalisierte meiner trotz Schnupfen verstopfter Nase: Achtung, hier ist garantiert nix natürliches mehr drin ! Aber gut, ich hatte Durst. Laut Herstellerangaben soll man den Beutelinhalt von 34 Gramm in 28 ounces (also ca. 330 ml) Wasser auflösen, was ich dann – schon ganz erwartungsvoll – auch tat. Was soll ich sagen ? Beim Einfüllen des Pulvers verwandelte sich das hässliche Grau in ein strahlendes Violett, es entstand also genau jener signifikante Farbumschlag welcher hervorgerufen wird, wenn man Kaliumpermanganat (KMnO4) in Wasser auflöst, also eine satte, tiefviolette Farbe! Die Grapefruits vom Markt gefallen mir dann doch besser.
Die Geschmacksprüfung: vorsichtig näherten sich meine Lippen dem Becher und realisierten einen entfernten Ansatz von Kaugummi. ( Könnte Kirsche sein ) Mit ein wenig Kreativität und Phantasie läßt sich (guten Willen vorrausgesetzt) jedoch ebenfalls ein leichter, aparter Hauch von Waldfrüchten erkennen. Schade, daß ich momentan keinen Gaschromatographen habe, würde gerne mal diese Theorie weiterverfolgen.

Besorgt rannte ich in den Sanitär-Bereich, welcher nicht weit von meinem Büro entfernt liegt und betrachtete mich im Spiegel. War hier irgendwo Hautausschlag ?? Nein, nichts zusehen. Gott sei Dank ! Aber sicher ist sicher ! Auch in der folgenden Zeit betrachtete ich mich immer wieder kritisch im Spiegel. Aber bisher (nach 10 Stunden) keine Beeinträchtigung zu erkennen.

Abschluß und Gesamturteil:

Die MRE´s sind (trotz o. g. spitzfindiger Bemerkungen) besser als ihr Ruf. Und wer auf der Flucht ist, wird die Kompaktheit und das relativ niedrige gewicht der einzelnen MRE zu schätzen wissen. Im Gegensatz zum deutschen EPA-Karton sind die Dinger in jedem Falle schon mal wasserfest, Du brauchst keinen separaten Kocher und Du kannst ein MRE in die Beintasche Deiner Hose packen. Nachteil: Du hast nur EIN Hauptgericht, welches sich jedoch geschmacklich und auch vom Nährwert her in keinster Weise von den anderen Langzeitprodukten unterscheidet. In Bezug auf das Preis-/Leistungsverhältnis schneidet das EPA (weil 2 Hauptgerichte enthaltend) jedoch eindeutig besser ab, allerdings solltest Du Dir vorher überlegen, ob der Anbruch noch irgendwie in Deinen Rucksack passt.

Und es ist besser als Konservendosen mitzuschleppen, weil abwechslungsreicher als z. B. eine Dose Fisch oder Ravioli. Aufgrund er übersichtlichen und kompakten Packmaße passen ein oder mehrere MRE in jede Ausrüstung. Die eindeutig beste Alternative (abgesehen davon, daß es nicht zu den von den Sehern geschauten Ereignissen kommt ) ist, die bei Expeditionsausrüstern wie z. B. Globetrotter www.globetrotter.de oder www.raeer.de angebotenen Treckingmahlzeiten zu nehmen. Allerdings sind diese dann auch teurer.

Viel Spaß beim experimentieren

Discoverer


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