Notnahrung: Laub- und Nadelmehle (für Tierhalter)

Geschrieben von mica am 12. April 2003 18:23:51:

Schönen Nachmittag!

Wenn das Heufutter knapp wird und die Tiere besonderen Bedarf an mineralstoffreichem Futter haben(Laktation, Fruchtbarkeit; Krankheit)sollte man auf Laub- und Nadelfutter zurückgreifen können.


Tannen"kries", getrocknete Tannennadeln:

als Heilmittel gegen Verdauungsstörungen und Blähungen; Durchfall bei Jungtieren; die Gerbstoffe wirken entzündungshemmend und heilend, steigern den Appetit;

für Zug- und Lasttiere wie Pferde, Mulis, Esel nach kräftezehrender Arbeit;
hoher Mineralstoffgehalt stärkt den Kreislauf;
in hochalpinen Lagen auch Grünerlen(Alnus viridis = A. alnobetula)

Im Herbst oder Winter wurden Fichten- und Tannenäste jedes Jahr geschnaitelt, d.h. an derselben Stelle geschnitten, die Äste als ganzes aufgehoben oder zur Trocknung auf Tücher gelegt und abgestreift. In Mühlen oder Mörsern gemahlen oder gestampft eine feine Zugabe zum Schrot;

Eine andere Methode ist das "Abbrennen", eine Fermentation gehäckselter Ästchen; dazu wurde das zerkleinerte Material in im Boden befindliche Holzkisten gestampft und wie Sauerkraut der Fermentation überlassen. Je größer die Menge, desto höher die Temperatur, d.h. erfolgreichere Fermentation.

Geriebenes Laubfutter wird auch mit Salz gemischt verabreicht;
im grunde alle Laubarten: Linde, Esche, Erle, Ulme, Hasel, Feldahorn..
Frische(bittere) Blätter von Eiche oder Traubenkirsche/Else über Nacht in Wasser ansetzen und am Morgen überbrühen;

Ebenfalls beigemengt werden im Herbst gesammelte Beeren, trocken, gesäuert oder frisch: Wacholder, Sauerdorn/Berberitze, Eberesche, Mehlbeere

Knospen, Jungtriebe, Bast von geschlagenen Bäumen;

auch Waldrebe(Clematis vitalba) ist sehr wertvoll

Samen von Linde, Ahorn, Esche; Preßkuchen von Bucheckern

Schnellröstung des Ernteguts erleichtert das Mahlen und macht es leichter verdaulich.

Im Grunde alles von Sträuchern und Bäumen(Rinde, Bast, Ästchen, Früchte bzw. Fruchtpressrückstände, Knospen)

Weitere Sorten zum Mischen:
Lärche, Wacholder, junge Kieferntriebe, Obstbäume, Edelkastanie, Birke, Weide, Robinie, Buche, Hainbuche, Pappel, ... Weinreben, Wilder Wein;

Efeu(gebrüht, das Wasser wegschütten, in kleinen Gaben beginnen;
ein Eimer voll Blätter erleichtert den Kühen das Kalben, da Herderin, der enthaltene Giftstoff, abtreibend wirkt;
ansonsten wirkt Efeu auch noch milchfördernd und stärkend;

Dreschabfälle, Mahlreste, Heublumen

Schnaiteln als besondere Form der Baumnutzung:

Im Herbst werden von vielerlei noch grünen Laubbäumen mit einem schweren Haumesser Äste abgehackt; diese gebündelt unter Dach getrocknet und für die Winterfütterung aufbewahrt. Besonders Ziegen sind für dieses mineralstoffreiche Futter dankbar!
Im zweiten Jahr, kurz nach der Blattentfaltung werden die Blätter von Hand abgestreift, und erst im dritten Jahr wieder die Äste abgeschlagen, damit die Kraft der Bäume nicht zu sehr beansprucht wird.
Kühe fressen die frischen Blätter aus der Schaitelnutzung lieber als das von alten Ästen.

mica

PS. Zum Großteil entnommen dem Buch




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