Flechten(Isländisch Moos) als Nahrungs- und Heilmittel

Geschrieben von mica am 09. April 2003 11:18:38:

Hallo Forum!

Hier ein Rezept für "Moossuppe", wie sie im Alpenraum genannt wurde:

Flechte 20 Std. einweichen, wegschütten, ein-zweimal aufkochen:
ohne Einweichen: zweimal aufkochen, jedesmal Wasser wechseln.

Im zweiten Absud wird Milch mitgekocht und mit Wein und verschiedenen Gewürzen verfeinert. Sie schmeckt dann ein wenig wie Pilzsuppe.

Mit Einbrenn(Mehlschwitze) oder Grieß, Pilzpulver und wilden Kräutern aus der Gegend(Quendel, Deutscher Majoran, Pimpinelle, Gundelrebe...) und Salz abschmecken. Als Salzersatz könnte auch Lindenasche verwendet werden, oder Sellerie, wenn vorhanden.

Das biblische Manna-Brot dürfte eine süß schmeckende Flechte (Lecanora esculenta = Mannaflechte)gewesen sein, die der Wüstenwind herbei wehte. Diese war ohne Vorbereitung zu essen.

In der alten Literatur wird der aufbereitete Traubenzucker aus Flechten zur Alkoholgewinnung beschrieben.

Die Lungenflechte(Lobaria pulmonaria)soll wegen ihrer Bitterstoffe in sibirischen Klöstern(19.Jhdt.) zu Bierherstellung verwendet worden sein.

In Island gewann man scharfe Schnäpse aus gewissen Flechten.


Als Heilmittel, sie ist antibiotisch gegenüber Pilzen und Bakterien, so wurde sie von jeher verwendet.
Tee aus Lungenflechte(Cetraria isalnica =Isländisch Moos)soll kalt angesetzt und nur kurz aufgekocht werden,damit es nicht zu bitter wird. Die erste Aufkocheung wird weg geschüttet, der zweite Aufguß ist erst schleimstoffreich!
Der hohe Gehalt an Schleimstoffen erleichtert den Auswurf bei Lungenerkrankungen.

Selbiger Tee fördert auch den Milchfluß stillender Frauen, ebenso eine Grütze aus dieser Flechte.

Eine ander Art der Zubereitung:
1Tl Flechte auf eine große Tasse, zwei Stunden kalt ansetzen, absieben, auf Trinktemperatur erwärmen; zwei bis dreimal täglich davon trinken.
Besonders am Morgen löst der Tee den Nachtschleim von festsitzendem Husten.
Eine gewisse Rolle spielt die Droge auch bei der Eindämmung tuberkulöser Erkrankungen.

Aufgrund des hohen Gehalts an Vitaminen und Enzymen ist Isländisch Moos die ideale Teebeigabe für die Übergangszeit um Erkältungskrankheiten und Skorbut verzubeugen.


Flechtensirup

In 1 Liter Wasser zwei Handvoll Graupen(Flechten) kochen, den ersten Absud nach kurzer Zeit wegschütten, beim zweiten Aufkochen immer wieder Wasser dazu geben - an Wasser gibt die Droge über die Hälfte ihrer Trockensubstanz ab - dann absieben. Die Reste können an Tiere verfüttert werden, hoher Gehalt an Stärke!

Danach ein 1/2 Kg Kandis- oder Rohrzucker in den Sud, einige Stunden leise köcheln bis dicker Sirupsaft entsteht. Diesen in sterile Flaschen abfüllen.
Eine Erweiterung des Rezepts:
Noch eine Tag in den Keller(Kühle) stellen, am nächsten nochmal aufkochen und dann abfüllen.

Der Sirup bekommt allen gereizten Schleimhäuten(Lunge, Darm auch den Harnwegen); bei Magenübersäuerung sollte die Flechte allerdings ungesüßt verwendet werden.

Als allgemeines Kräftigungsmittel(fördert die Bildung von roten und weißen Blutkörperchen)bei Abmagerung, Schwäche, Rekonvalenszenz, Durchfall!
Wegen des Jodgehalts auch als Kropfmittel in Verwendung;

Und hier kommt ein Haken hinzu:
Die Flechten, wie die Pilze, akkumulieren radioaktive Isotope; da relativiert sich die Heilwirkung leider!

liebe Grüsse
mica




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