Buchtip: Nahrhafte Landschaft für Selbstversorger
Geschrieben von mica am 09. Februar 2003 10:21:39:
Guten Morgen :)
hier eines meiner Lieblingsbücher:
"Nahrhafte Landschaft"
Michael Machatschek
Böhlau, WienIch zitiere aus einer Rezension bei amazon:
"Wußten Sie, daß Ampfer einst eines der wichtigsten Lebensmittel im Alpenraum war, Kümmel zum Konservieren von Käse und Brot wie als Arzneipflanze nutzbar ist, Disteln ein herrliches Risotto ergeben und Flechten als köstliche Suppe zubereitet werden können?
Michael Machatschek, seit seiner Jugend leidenschaftlicher Sammler von Heilkräutern, Beeren und Pilzen auf den Almen in verschiedenen Gegenden, hat für dieses Buch unbekanntes, aber auch wiederentdecktes Wissen über die Verwendung von Pflanzen als Wildgemüse und Wildobst, für Heilzwecke und den praktischen Gebrauch zusammengetragen.
Sie erfahren in diesem Band, welche Pflanze für Speiselaub und Streckmehl verwendet werden, wie man Hagebuttenwein herstellt, wie Farne als Heil-, Speise-, Läuse- und Wurmmittel eingesetzt werden können, und einiges über das "Graupenklauben" von Islandmoos. Alle Pflanzen sind bezüglich Standort, Aussehen und Zubereitungsmöglichkeiten zum Selbstkochen erklärt und mit zahlreichen Abbildungen dargestellt."Das Sammeln von Nahrung aus der Landschaft war vor zwei Generationen noch gang und gäbe, Nahrung bot sie im Überfluß.
Erst durch die Beschneidung der Sammelrechte(Naturschutz, Brachflächenwirtschaft...) verarmte die Landschaft. Ja, ihr lest richtig - Naturschutz wächst nicht aus jahrhundertealter Tradition sondern meist aus den theoretischen Konstrukten der Schreibtischplaner. Die Menschen früherer Zeit wussten mit ihrer Umwelt schonend umzugehen und aus ihr Nahrung zu bekommen - sonst wären unsere Vorfahren wohl schon längst ausgestorben, hätten sie sich der eignen Lebensgrundlagen beraubt.
Ein Beispiel:
Der Gelbe Enzian, beliebte Schnapsgrundlage und Heilmittel, vermehrt sich trotz/wegen Unter-Schutz-Stellung kaum mehr. Holzer beschreibt dies so: durch die Sammeltätigkeit, das Wurzelgraben wurde der Boden um die Mutterpflanze aufgelockert und somit hatten die Samen ein Chance Fuß zu fassen - eine Verjüngung fand statt. Heute ist das Wurzelstechen verboten, der Boden bleibt dicht, die Samen finden weniger offene Erde zum Keimen - weniger Nachwuchs dezimiert auf lange Sicht die Art!Wieviel Wissen um die Nahrung aus der Landschaft ist schon verloren gegangen? Wir meinen, giftige Pflanzen seien nicht zum Verzehr geeignet - auch dies wird widerlegt.
In Notzeiten hatten die Leute nur, was auf den Bäumen wuchs(Laubrecht)und das Recht zu Sammeln, Grund und Boden war Besitz der Herrschenden. So war Überleben nur durch eifriges Sammeln und Verarbeiten von Wildpflanzen möglich.Machatschek beschreibt u.a. Reste alter Wald- oder Alm"kulturen" in denen wildwachsende Kräuter gesondert umhegt werden um den Ernteertrag zu steigern.
Mir war schon der Großteil der Pflanzen und ihrer Anwendungen bekannt, und doch erlebte ich Überraschungen - wusstet ihr, dass der Große Ampfer als Viehfutter und Sauerkraut über Winter in "Sauer"gruben eingestampft wurde?Dies war nur ein Beispiel;
Für jene unter euch, die (mit Tieren) autark zu leben versuchen ist dieses Buch unbedingt empfehlenswert!
Sozusagen der Gegenpart zu Seymour und Holzer in Sachen Wildpflanzen-Nutzung.Nach dem die Begeisterung anscheinend mit mir durchgegangen ist, wünsch eich euch ebensoviel im Erkunden und Ernten der Landschaften in denen ihr zu Hause seid :)
liebe Grüße
mica