Re: Egoistisches vs. altruistisches Handeln in Krisenzeiten und 3 Fragen @all
Geschrieben von Freiwild am 05. Januar 2003 05:07:03:
Als Antwort auf: Egoistisches vs. altruistisches Handeln in Krisenzeiten und 3 Fragen @all geschrieben von SoL333 am 03. Januar 2003 11:54:48:
>Fall A)
>Du hast Dich im Wald versteckt (ggf. mit Deiner Familie) und lebst dort seit Wochen. Deine Nahrungsvorräte werden knapp, bist schon etwas hungrig, denn seit 5 Tagen lebst Du schon von halber Ration und von dem was Du findest, was einfacher gesagt war als getan. Du streifst herum, denkst an die letzte Tafel Schokolade aus dem EPA-Paket, die Du als Reiseproviant mitgenommen hast und auf einmal springt ein russischer Soldat, offenbar allein, hinter einem Baum hervor, Kalaschnikow im Anschlag. Er ist recht klein, nicht unbedingt kräftig oder von Natur aus furchteinflößend. Er wirkt blaß hat tiefe Ringe unter den Augen und er zittert. Er ruft Dir mit zitternder Stimme etwas zu, was Du nicht verstehst, Du nimmst an, daß es etwas russisches war. Du hattest mal ein Waffe gefunden und sie hinten in den Hosenbund gesteckt. Du könnetst sie sehr schnell ziehen, denn Du hattest zufällig sowieso eine Hand am Rücken gehabt, weil es gejuckt hatte, als der Russe hervorsprang.
>Was würdest aus heutiger Sicht hypothetisch tun?Pistole auf ihn richten und sofort zweimal abdrücken.
Anschließend nachsehen, ob er z.B. nützliche Dinge hat:
Proviant, Waffe, MunitionMoral : Er ist in meine Heimat, mein Land gekommen in agressiver
Absicht.
Er hat sich nicht ergeben, seine Hände hochgenommen und
sein Gewehr fallengelassen ! Die Chance hat er verpaßt !Eventuell hat sein Vorfahre (Großvater...) meine Großeltern
in Schlesien (Zivilisten u. unbewaffnet) und andere Dorfbewohner
massakriert.>Fall B)
>Der Bürgerkrieg ist im vollen Gange, Du bist in einer betroffenen Stadt, musstest in einen Hinterhof fliehen und versteckst Dich hinter einen Müllcontainer. Du wirst Zeuge, wie ein Mann vor einen anderen wütenden Mann, der größer und kräftiger als der fliehende ist ebenso in diesen Hof flüchtet, doch der Größere holt ihn mit haßverzerrter Fratze ein und wirft den kleineren zu Boden. Der Kleinere schreit weinerlich auf, hat offensichtlich große Angst versucht davon zu kriechen. Der Größere packt ihn mit überlegener Miene an den Beinen und zieht ihn wieder zu sich mit einem Ruck. Doch er stolpert dabei leicht, der Kleinere hat Glück und schafft es, ein Bein loszureißen und den Größeren damit panisch in den Magen zu treten und sich wieder aufzurappeln. Es gibt ein Kampf und der Kleinere gibt alles, was er hat, er kämpft um sein Leben, er beißt, kratzt, schlägt umsich und fügt dem Größeren durchaus Schaden zu. Dieser wirkt überrascht, aber das scheint ihn noch wütender zu machen und er wird den Kleinen bald besiegt haben, obwohl auch er schon herb angeschlagen ist. Du könntest Ihn jetzt leicht besiegen, den Kampf beenden und den Kleinen vor dem sicheren Tod bewahren. Doch Du müsstest dafür Dein Versteck preisgeben.
>Was würdest Du aus heutiger Sicht hypothetisch tun?Dem Kleinen helfen - auch wenn ich den Großen töten müßte.
Versuchen sie zu trennen - evtl. beide mit der Waffe bedrohen.Warum läßt er den kleineren, schwächeren nicht einfach laufen ?
Der Kleine wollte einfach nur fliehen. Warum war der Große so wütend ?Ob er evtl. dem Großen was geklaut hat ?
Oder dessen Frau / Tochter vergewaltigt / getötet hat?Wer weiß - läßt sich wahrscheinlich in der Situation nicht klären.
Gegenüber dem Kleinen wäre ich jedoch auch vorsichtig bzw. mißtrauisch.Falls der Kleine sich doch als der "Schurke" herausstellt, würde das
sofort "Konsequenzen" nach sich ziehen - ich müßte ihn anschließend ...Moral eingreifen - trennen klären (?) - ...
>
>Fall C)
>Du bist früher mal bei der Bundeswehr gewesen, normaler Wehrdienst und die
>Lage wird kritisch. Du bist zuhause, durch die Nachrichtsperre ahnst Du
>nicht viel, wie akut alles mittlerweile ist. Es klingelt. Du öffenst die
>Tür, erwartest den Nachbarn oder die Zeugen Jehovas. Zu Deiner
>Überraschung stehen 2 Feldjäger vor der Tür und bitten Dich durchaus
>höflich, sie hereinzulassen. Du tust es und sie sagen, daß sie es
>bedauern, aber daß sie Dich mitnehmen müssten, Befehl sei Befehl und es
>sei eine große Mobilmachung im Gange, mehr könnten sie nicht sagen. Sie
>geben Dir 15 Minuten, daß notwendigste einzupacken und bleiben in der
>Küche, während Du unbeaufsichtigst in der Wohnung bist. Ihr könnt Euch
>hören, sehen könnt Ihr Euch nicht und Du musst Dich schnell entscheiden.
>Du erinnerst Dich an Waffen, die Du bei Dir versteckt hast, die
>Handschellen, oder auch das Seil, mit dem Du schnell vom Balkon fliehen
>und abhauen könntest. Du beginnst zu packen, die Feldjäger sind
>mitlerweile in ein Gespräch vertieft, abgelenkt. Sie plaudern über Ihre
>Kinder, der eine habe kürzlich erst geheiratet und seine Frau erwarte
>jetzt ihr zweites, sie lästern über die Politiker, denn auch sie mussten
>viele Kürzungen hinnehmen, schimpfen darüber, daß sie nichts erfahren von
>oben, was denn wirklich los sei. Du lachst innerlich, denn Du weist genau,
>was los ist, doch auf Dich wollt ja niemand hören, dabei stehts doch für
>jeden lesbar in den Büchern bei Dir im Regal, aber immer nur: glaub' ich
>nicht, so ein Scheiß les' ich gar nicht erst....
>Was würdest Du aus heutiger Sicht hypothetisch tun?
>Nichts weiter - meine Sachen packen und zum Sammelplatz mitgehen.
Eine Waffe (Pistole) "verdeckt" mitnehmen.
Nur für den Fall, daß die Mobilmachung eine Falschaussage ist und
unter Umständen eine "Selbstbefreiung" notwendig werden sollte.Von der Familie verabschieden -
evtl. noch letzte Informationen bzw. Verhaltensinstruktionen geben.
Vereinbarung für nach dem Krieg - wo trifft sich die Familie, wenn...