Re: Reicht die Zeit noch das alles zu lesen?
Geschrieben von Elias Erdmann am 28. Dezember 2002 18:45:14:
Als Antwort auf: Reicht die Zeit noch das alles zu lesen? geschrieben von Fred Feuerstein am 28. Dezember 2002 16:30:17:
> Reicht die Zeit noch das alles zu lesen?
Hallo Fred
man muß ja nicht unbedingt alles vorher durchlesen - habe ich auch nicht getan.
Auch in und nach einem Krieg ist eine gewisse Arbeits-Teiligkeit sinnvoll. Kein Mensch kann alles: Gartenbau, Viehzucht, Kochen, Jagd, Fischfang, Erste-Hilfe, Haus-Reparatur, Schmieden, Schreinerarbeiten, Rohstoff-Abbau, Überleben in der Wildnis, ...
Wenn aber der richtige Spezialist fehlt und man selbst ran muss, dann ist es schon ganz sinnvoll, wenn man hierfür die notwendige Information hat.
Viele Bücher sind Ratgeber für Heimwerker, die man dann braucht, wenn man bestimmte Reparaturen zu machen hat. Die Kapitel liest man am besten dann durch, wenn irgendwann konkret diese Reparaturen anstehen. Ähnlich ist es auch mit diversen medizinischen Ratgebern.
Vorher lesen sollte man aber die Survival- und Tracking-Bücher, denn dieses Wissen kann man eventuell sehr spontan brauchen. Leider gehen aber die meisten Survival-Bücher für unseren Zweck von absolut falschen Voraussetzungen aus: Wir sind nicht alleine in der Wildnis und wollen möglichst schnell in die Zivilisation zurück, sondern wir sind bei Krieg, Flucht und Vertreibung eventuell mit Tausenden anderen im Stadtwald. In einem Monokultur-Stadtwald braucht man aber als Kleingruppe ein paar hundert Quadrat-Kilometer, um sich als Sammler und Jäger auf Dauer zu ernähren. Es gibt zu dem Thema interessante Untersuchungen über Frühmenschen (z.B. Neandertaler), die auf diese Weise gelebt haben. Auf diese simple Realität gehen aber leider die meisten Survival-Bücher nicht ein und eignen sich daher nur sehr schlecht für die Situation, die in diesem Forum behandelt werden soll. Es wird in diesen Büchern schlicht und einfach eine völlig andere Situation beschrieben.
Wenn wir uns vorstellen, mit Pfeil und Bogen durch den Wald zu streifen, so ist das zwar wildromantisch, aber es geht vollkommen an der Realität vorbei, die wir hier im Kriegsfall hätten. Auch als Fallensteller kann man nur dann leben, wenn nicht gleichzeitig tausend andere Leute auf Suche nach Nahrung durch den Wald laufen. Die Nahrung würde nicht in der Falle bleiben.
Es fehlen in den Survival-Bücher aber auch die notwendigen Tipps und Tricks für unsere Situation:
z.B. Feststellen der Himmelsrichtung mit Hilfe von Satelliten-Schüsseln oder Feuermachen mit einem herausgebrochenen Autoscheinwerfer (Bündelung von Sonnenstrahlen). Solche einfachen, aber praktische Tipps sind offensichtlich aber nicht romantisch genug für die typischen Survival-Bücher. Vermutlich werden wir aber bei einer Flucht mehr Häuser mit Satelliten-Schüsseln sehen als bemoste Bäume und mehr Autowracks als geignete Hölzer.
Die Kräuter- und Bestimmungsbücher sind deshalb interessant, weil man damit eventuell Nahrung nutzen kann, die von anderen übersehen wird. Man hat dadurch einen individuellen Vorteil. Meine Frau hat sich mit diesem Thema schon beschäftigt und meine Tochter erntet immer wieder von Fremden ungläubige Blicke, wenn sie auf der Wiese die Gänseblümchen isst ;-)