Felle gerben

Geschrieben von EX-Soldat am 27. Dezember 2002 17:07:49:

Nachdem man nun das töte Tier verwertet hat bleibt ein Fell über. Zum wegschmeißen zu schade, also gerben wir es-machen es haltbar:

Arbeitsschritte:
- Weiche: Durch diesen Vorgang werden die Rohhäute von Schmutz und Salz befreit.Hier beginnt die eigentliche Lederherstellung!
- Entfleischen: Mit scharfen Messerwalzen werden Gewebe-, Fleisch- und Fettreste entfernt.
- Äschern: Bei diesem Arbeitsvorgang werden die Haare des Fells mit Hilfe von Kalk und Schwefelverbindungen gelöst.
- Beizen, Pickeln, Gerben: Beim Beizen und Pickeln wird das Fell mit Säure und Salz für die Gerbung aufbereitet. Während des Gerbens nehmen die Hautfasern die Gerbstoffe auf. Damit ist aus dem Fell Leder geworden.

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Konservieren:
Das Konservieren der Felle ist notwendig, wenn diese nicht sofort nach dem Abziehen vom Tier weiterverarbeitet werden können. Die Konservierung verhindert ein Verderben der Felle und schützt vor Fäulnis und Verwesung.
Es gibt folgende Konserviermethoden:

- Einfrieren: Das frisch abgezogene Fell wird in eine Plastiktüte verpackt und in die Tiefkühltruhe gelegt. Nach dem Auftauen kann es wie ein frisches Fell weiterverarbeitet werden.

- Einsalzen: Man legt das Fell auf eine schiefe Ebene und bestreut es dick mit Salz. Das Salz zieht viel Flüssigkeit aus dem Fell heraus, die dann nach unten abläuft. Es wird so oft Salz nachgestreut bis das Fell trocken ist. Diese Behandlung dauert ca. 4 Tage. Alternativ kann man das Fell auch in eine gesättigte Salzlösung einlegen. Nach 1 Tag hängt man das Fell zum Trocknen auf. Die eingesalzten Felle sind, trocken aufbewahrt, mehrere Monate haltbar.

- Trocknen: Das Fell wird so aufgehängt, dass von allen Seiten Luft an das Fell herankommt. Am schnellsten wird es trocken, wenn man das Fell in einen leichten Luftzug (Ventilator, Wind) hängen kann.


Einweichen:
Wurde das Fell konserviert, muß es vor der weiteren Behandlung in Wasser eingeweicht werden. Wird frisches Fell verwendet, so kann man sich diesen Arbeitsgang sparen.
Zum Einweichen wird das Fell in ein Gefäß mit Wasser gelegt. Der Wasserstand sollte so hoch sein, dass das Fell darin schwimmen kann. Die Einweichdauer beträgt ca. 2 Tage. Das Wasser sollte mehrfach gewechselt werden, besonders wenn das Wasser durch das Fell verschmutzt wurde.

Entfleischen des Felles:
In diesem Arbeitsgang wird das Fell von anhaftenden Fett-, Fleisch- und Blutresten und von der sog. Unterhaut befreit. Die Unterhaut ist das mit Fett durchsetzte, weiche Gewebe. Darunter liegt die feste Lederhaut, die schon etwas wie Leder aussieht.
Für diesen Arbeitsgang sollte das Fell naß oder zumindest feucht sein. Wenn man Glück hat, läßt sich die Unterhaut mit allen Fleischresten mit der Hand abziehen. Meistens funktioniert dies aber nur bei kleineren Fellen. Gelingt dies nicht, muß diese mit einem scharfen Messer abgeschabt werden. Die darunter liegende Lederhaut darf hierbei aber nicht verletzt werden. Bei größeren Fellen kann die Entfleischung ziemlich anstrengend sein.

Kalkäschern:
In diesem Arbeitsgang wird die Hautstruktur des Felles aufgeschlossen, damit die gerbenden Stoffe besser eindringen können. In diesem Bad lösen sich auch die Haare von der Lederhaut.
Zum Kalkäschern stellt man sich eine ca. 1% Lösung bzw. Auschlämmung von gelöschtem Kalk in Wasser her. Man gibt den gelöschten Kalk in das Wasser und rührt solange, bis der Kalk im Wasser gleichmäßig verteilt ist. Die Menge sollte so bemessen werden, daß das Fell von der Flüssigkeit vollständig bedeckt ist. Bitte achten Sie bei diesem Vorgang darauf, dass sowohl der gelöschte Kalk als auch die wässrige Lösung ätzend sind; deshalb am besten Schutzbrille und Schutzkleider verwenden.
Man legt das Fell mit der Haarseite nach oben auf die Flüssigkeit und drückt es vorsichtig hinein, so dass sich keine Luftblasen unterhalb des Felles bilden. Das Fell bleibt 2 bis 5 Tage in der Flüssigkeit liegen, jedoch nicht länger als bis die Haare ausgefallen sind bzw. bis sie sich ganz leicht entfernen lassen.

Enthaaren:
Sofort nach dem Kalkäschern werden die Haare von der Haut entfernt. Auch hier muß darauf geachtet werden, dass man nicht mit dem ätzenden Kalk in Berührung kommt. Am besten können die Haare entfernt werden, wenn man das Fell auf eine glatte Fläche legt und mit einem scharfen Messer die Haare abschabt. Hierdurch wird gleichzeitig die Epidermis, eine dünne, dunkle Hautschicht abgeschabt. Darunter zeigt sich dann die weiße Lederhaut.
Nach dieser Behandlung muß der gelöschte Kalk aus dem Fell entfernt werden, indem man es mehrmals in Wasser wäscht, bis das Spülwasser klar bleibt.

Beizen:
Durch das Beizen wird die Haut elastischer und voluminöser gemacht. Hierdurch kann die spätere Gerblösung besser in die Haut eindringen.
Einige Tage vor dem Beizen stellt man sich das Beizmittel wie folgt her: Pro kg zu beizendes, ausgewrungenes Fell benötigt man 250 g Weizenkleie, die man durch kurzes Spülen in Wasser von Mehlresten säubert. Dann gibt man die Kleie in einen Eimer, fügt noch 2 bis 3 Teelöffel Zucker dazu und rührt mit warmem Wasser (ca. 50° C) zu einem dicken Brei. Der Eimer wird abgedeckt und bleibt an einem warmen Orte zwei bis drei Tage stehen. Nach dieser Zeit wird das Fell in den Brei eingelegt. Wird das Fell nicht ganz vom Brei bedeckt, so kann warmes Wasser nachgegossen werden. Das Fell bleibt drei bis fünf Tage in der Lösung, bis es richtig aufgetrieben ist. Danach wird das Fell mehrmals vorsichtig mit Wasser gespült.

Gerben:
Durch das Gerben wird die Haut haltbar gemacht. Die in der Haut enthaltene Gelatine wird durch die Gerbung unlöslich und verbindet sich mit den Hautfasern. Sie kann dann nicht mehr mit Wasser aus der Haut ausgespült werden. Die bekanntesten Gerbverfahren sind Gerbung mit Tannin und mit Alaun. Hier muß man allerdings sagen, dass die Alaun-Gerbung keine echte Gerbung ist. Das Alaun bildet keine unlösliche Verbindung mit der Gelatine. Mit Wasser kann daher Alaun und Gelatine leicht aus der Haut ausgespült werden. Diese Felle können daher nur in trockenen Bereichen verwendet werden.

Tanningerbung:
Ottinger empfiehlt zusätzlich zum Tannin Fichtenrinde zu verwenden, da Felle, die nur in Tannin gegerbt werden, geringe Schmiegsamkeit und keine schöne Braunfärbung besitzen:
Man verwendet einen 10 Liter Kunststoffeimer, bei kleineren Fellen ein entsprechend kleineres Gefäß, und gibt 5 Liter Wasser hinein. Darin löst man zwei gestrichene Teelöffel Tannin und ein gestrichener Teelöffel Kochsalz auf. Jetzt gibt man die zu gerbende Haut dazu und rührt 15 Min. lang vorsichtig um. Sobald das Wasser trüb wird, wird das Rühren beendet. Man gibt jetzt jeden Tag einen Teelöffel Tanninpulver in die Lösung und rührt jeden Tag 15 Minuten, mit fortschreitender Gerbung immer länger, bis am Ende der Gerbung 30 Minuten lang gerührt wird. Das Verfahren wird 4 Wochen lang ausgeführt. Nach dieser Zeit sollte die Haut vollständig braun durchgefärbt sein. Man kann am Rande die Haut etwas aufschneiden und sieht dann den Fortschritt der Gerbung. Im Innern der Haut darf ein maximal 1 mm weißer Streifen sichtbar sein. 1 Tag nachdem man das Fell in die Gerblösung gegeben hat wird die Eichenrinde zugegeben. Man zerkleinert hierzu ca. 100 g Fichtenrinde und gibt diese zur Gerblösung dazu. Nach dem Gerben wird das Fell zum Trocknen aufgehängt.

Alaungerbung:
Man verwendet eine Wanne, die 50 Liter fasst, bei kleineren Fellen entsprechend kleinere Gefäße. 2 Liter Wasser werden in einem Topf auf etwa 80° C erhitzt. Man löst darin 1 kg Alaun und 100 g Kochsalz auf. Das Alaun wird sich allerdings nicht vollständig auflösen. Diese Lösung gießt man nun in die Wanne, in die man vorher 10 Liter Wasser gegossen hat. Man rührt um, bis sich das Alaun vollständig aufgelöst hat und gibt ein paar Esslöffel Borax dazu, die man ebenfalls auflöst. Danach wird die Haut so in die Lösung gegeben, dass sie vollständig von Flüssigkeit bedeckt ist, evtl. mit Steinen beschweren. Jeden Tag muß das Fell gedreht werden (Unterseite nach oben, Oberseite nach unten). Hierbei wird auch abgesetztes Salz wieder aufgerührt. Nach 10 Tagen ist die Gerbung beendet und das Fell wird zum Trocknen aufgehängt.

Bevor die Haut vollständig trocken ist, wird sie wie folgt weichgemacht:
Die Haut wird in alle Richtungen gezogen und gestreckt, bis sie vollständig trocken geworden ist. Dies ist der anstrengendste Vorgang des Gerbens.


Andere Komplettanleitung:
"Entfleischen: Falls das Fell getrocknet war, wird es erst eingeweicht.
Wahrscheinlich hängen auf der Fleischseite noch Fett-, Fleisch- und Blutreste, die müssen ganz runter. Auch die nächste Schicht, die sogenannte Unterhaut, welche meist auch noch von dünnen Blutgefässen durchzogen ist, sollte nach Möglichkeit vollständig abgezogen werden. Darunter kommt dann die Lederhaut zum Vorschein, welche selbst im ungegerbten Zustand schon ziemlich nach Leder aussieht. Wenn du die Unterhaut jetzt ganz runterkriegst, dann ist das optimal, wenn nicht, dann geht die Welt auch nicht unter, dann kannst du den Rest auch nach dem Pickeln entfernen.
Um richtig zu dosieren, werden die rohen Felle gewogen und das doppelte Gewicht an Wasser in ein Gerbgefäss (Plastikeimer oder Fass, je nach Menge der Felle) gegeben. Darin löst du 60-100g Kochsalz pro Liter (6-10 %) auf, gibst deine Felle hinein und walkst das Ganze kräftig durch. ( Bei Fellen, die schon mal eingesalzen waren, brauchst du nicht mehr so viel zu walken.) Dann nimmst du die Felle wieder raus und gibst 1,2-1,5% Säure in das Wasser. Bei sehr dicken oder fetten Häuten können es auch bis zu 3% sein. Zum richtigen Dosieren musst du darauf achten, ob die Säure, die du zugibst 100%ig oder verdünnt ist, falls sie verdünnt ist, musst du entsprechend höher dosieren. Nimmst du zuwenig, wird das Fell später nicht richtig weich, nimmst du zuviel, wird es dir leicht zerreissen.
In diesem Bad, dem sogenannten Pickel, lässt du die Felle ein bis zwei Tage liegen und walkst sie immer wieder mal durch. Das Walken besorge ich mit einem dicken abgerundeten Holzstab, du kannst es aber auch mit den Händen tun, wenn du langschäftige Gummihandschuhe hast. Die Säure im Pickel ist nicht so stark, dass sie dir die Hände wegätzen würde, aber wenn du dich damit verkleckerst, wirst du es nach einer Weile merken.
Dann wird das Fell gründlich mit klarem Wasser ausgespült, um Säurereste, die beim Pickeln nicht verbraucht wurden, zu entfernen. Falls das Fell nicht restlos entfleischt ist, musst du das jetzt tun. Danach ist es bereit für den nächsten Arbeitsgang, das eigentliche Gerben.
Dazu rühre ich ein neues Bad an mit 15-20% Kalialaun (dünne Häute weniger, dicke Häute mehr) und mit der gleichen Menge Kochsalz. Darin lasse ich das Fell mehrere Tage liegen und walke es jedesmal durch, wenn ich vorbeikomme. Wenn ich denke, es ist genug (in dem Lehrbuch steht etwas von Schnittprobe, die Haut soll innen nicht mehr "glasig" aussehen, ich konnte aber nichts derartiges entdecken ),nehme ich das Fell heraus und spüle es auf der Haarseite (ohne zu walken) mit klarem Wasser. Denn an den Haaren sollen sich später keine Salzkristalle bilden, aber in der Haut soll ein Rest Salz bleiben. Dann lasse ich das Fell trocknen, wobei es aber ständig gewalkt werden muss. Das heisst, ähnlich wie schon beim Gerben, walke ich es immer mal wieder durch, wenn ich grade mal längskomme. Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, die Felle über der Oberkante der Kellertür hin-und herzuziehen. Die Gerbflotte schütte ich noch nicht weg, denn falls sich nach dem Trocknen zeigt, dass ein Fell nicht richtig durchgegerbt ist, kommt es nochmal rein.
Damit es nach dem Trocknen nicht hart wird, wird es schon während dem Trocknen gefettet. Um zu erreichen, dass das Fett oder Öl möglichst gut eindringt (Schuhcreme wird in nasses Leder nicht eindringen), wird es vorher emulgiert, d.h. in kleine Tröpfchen zerlegt. Eidotter ist ein guter Emulgator. Ich rühre also so eine Art Mayonnaise ( der Gerber nennt sie Licker) an, aus einem Eidotter, soviel Öl (ich nehme meist Sonnenblumenöl) wie ich denke dass das Fell aufsaugen wird, und einem Schuss Wasser. Das Ganze muss gut durchgerührt werden.
Damit pinsele ich die Haut während dem Trocknen mehrmals ein.
Wenn die Haut fertig getrocknet ist, habe ich im günstigsten Fall ein schön gegerbtes Fell.
Oder aber die Haare hängen voller Salzkristalle, dann spüle ich die Haarseite mit Wasser und trockne sie erst mit einem Tuch und dann unter erneutem Walken an der Luft.
Oder die Haut ist nicht richtig durchgegerbt und hat harte Stellen drin, dann löse ich in der alten Gerbflotte noch ein wenig Alaun auf und leg das Fell nochmal rein.
Wenn die Haut nur zu steif ist, aber keine richtig harten Stellen hat, ziehe ich sie ausdauernd in verschiedenen Richtungen über eine vorstehende Kante (Stuhllehne, Tür), bis sie mir geschmeidig genug ist (oder bis ich keine Puste mehr habe).
Ein Wildschweinfell ist besonders fett.
Ich habe daran folgende Methode probiert und bin mit dem Ergebnis recht zufrieden:
Zum Pickeln habe ich es in 10%ige Schwefelsäure eingelegt danach gründlich ausgespült und mit einem Schaber entfleischt. Nach jeder Arbeitsunterbrechung habe ich Salz und Kalialaun (50:50) daraufgestreut und die Fleischseite aufeinandergelegt. Durch das intensive Schaben wurde das Walken gespart und das Alaun konnte gut in die Haut eindringen. Als das Fell fertig entfleischt war, war es auch gegerbt. Einzufetten brauchte ich es nicht, es war immer noch fett genug."

Improvisiertes Gerben:
- Tiergehirn
- Birkenöl(braune Rinde der Birke)
- besser ist aber Eichenrinde

EX-Soldat

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