18,12,05 Adventskalender
Geschrieben von Andrea am 18. Dezember 2005 09:15:35:
Hallo ihr Lieben,
da ich heute in der Sonntagsschule das Thema Licht und Weihnacht habe werde ich von Johann Hinrich Wichern erzählen. Aber dabei kam mir eine Erinnerung an eine Geschichte die ich einmal hörte. Und auch Nichtkirchgänger und sogar Heiden können damit eine Menge anfangen. Daher hier nun die Geschichte von dem Steichholzmädchen. Übrigens nicht die von Anderson.
Jeden Tag ging der alte Mann müde und sorgenvoll am Abend nach Hause. Es lief nicht so gut im Geschäft und die Herren "da oben" würden wohl im nächten Jahr wieder ein paar Stellen steichen. Er war ja schon alt und würde am Neujahrstag in Rente gehen. Doch die Jungen?
Wie jeden Abend sah er am Bahnsteig ein kleines Mädchen stehen, Schachteln mit Steichhölzern und Kerzen in einem kleinen Körbchen dabei. Sie ging von Mensch zu Mensch und versuchte ihr "Adventszubehör" an den Mann zu bringen. Nur wenige kauften etwas. Oft wurde sie davongejagt und beschimpft. Dann ging sie trauig in ihrem abgerissenen Jäckchen weiter. Sie mußte wohl eines der Straßenkinder sein die hier in der Nähe des Bahnhofs lebten. Eine Randgesellschaft. Er schnaubte in Gedanken vor Wut. Was taten denn die Behörden schon um den Kindern zu helfen? Sie sperrten sie immer mal wieder ins Heim. Doch da er Zustände die dort herrschten kannte, wunderte es ihn nicht, wenn sie immer wieder ausbüchsten. Wie konnte Gott es nur zulassen. Falls es überhaupt einen Gott gab. Wie konnte ein angeblich gütiges und liebevolles Überwesen, solch ein Elend zulassen. Die Menschen aus seiner Firma, die würden trotz Entlassung nicht auf der Straße leben müssen. Aber diese Kinder? Und jeden Abend wenn er mit dem Zug nach Hause fuhr, sah er das Mädchen und seine Wut wuchs. Er nahm dann nach und nach auch die Anderen wahr. Da war eine Handvoll Kinder. Der Älteste höchstens Elf oder Zwölf und das Jüngste war doch nicht älter als sechs. Was mochte da passiert sein, dass die Kinder lieber hier auf dem Bahnhof herumhingen als im Waisenhaus ein warmes Essen und auch Kleidung und Schlafplatz zu haben? Denn bei aller Unzulänglichkeit der dortigen Mitarbeiter, es war nicht schlechter als hier im Wind zu stehen und Menschen verkappt anzubetteln. Manchmal sah er auch die Bahnpolzei kommen, und wie davongezaubert waren die Kinder plötzlich verschwunden. Das zog sich über Wochen hinweg. Und sein Zorn auf Gott wuchs. Wieso konnte er das zulassen. Die Ähnlichkeit der Kinder lies den alte Mann nach und nach zu der Überzeugung kommen, dass sie Geschwister sein müssten. Und am 23. Dezember fasste er den Mut und sprach das Mädchen an. Zunächst schüchtern und dann immer offener erzählte ihm die Kleine davon, dass die Mutter sie ans Amt abgegeben hätte. Und da die Behörden nicht in der Lage war ein Zuhause für alle fünf Geschwister aufeinmal zu finden. Wollte man sie trennen. Doch das wollten die Kinder auf keinen Fall. In den Zeiten der Trunksucht der Mutter und der Schlägereien des Vater hatten die Geschwister wie Pech und Schwefel zusammengehalten. Und nun wollten sie einander nicht verlieren. Daher waren sie aus dem Heim wegegelaufen. Nun versuchten sie der Polzei zu entkommen und gleichzeitig genug zum Essen zu organisieren. Der alte Mann wurde so zornig auf einen Gott der das Elend der Kinder zugelassen hatte. Und brachte durch diese Wut den Mut auf und lud die Kinder zu sich nach hause ein. Und dann ging alles sehr schnell. Innerhalb von zwei Wochen hatte er die Pflege für die Kinder übernommen. Seine Frau war zunächst entsetzt gewesen doch seltsamerweise war sie in wenigen Minuten überzeugt, dass sie helfen mußten. Und so kam er auf seinen Sechzigsten noch einmal zu fünf Kindern. In der Nacht vor seinem Geburtstag haderte er mal wieder mit Gott. Und fragte zum hundertsten Mal warum Gott nicht eingegriffen hätte. Und in dieser Nacht bekam er eine Antwort. "Wieso nicht eingegriffen? Ich habe doch dir geschaffen!"Und somit einen schönen vierten Advent
Andrea