Advent, Advent: 15.12.05

Geschrieben von Gänseblümchen am 15. Dezember 2005 12:53:52:

Hallo liebe Foris,

(heute leider etwas später. Danke Andrea für die Interims-Lösung:-)
mußte mich heute leider von einem Weisheitszahn und seinem Nachbarn trennen:-<
mal sehen, ob ich einigermaßen grade schreiben kann...:-)

Darüber, wo der Weihnachtsmann wohnt, gibt es ja viele Ansichten. Die einen sagen, er wohnt in Rovaniemi (Finnland). Andere meinen, er wohnt am Nordpol oder in den Alpen. Gewisse Schlitzohren behaupten, er käme aus Disneyland. Und ganz Nüchterne sind der Auffassung, daß es ihn überhaupt nicht gibt.
Für mich kommt der Weihnachtsmann seit meiner Kindheit aus dem Erzgebirge (die eine Hälfte meiner Vorfahren stammt von dort). Diese Ecke unseres Landes ist im Durchschnitt 400 - 1200 m hoch und im Winter meistens hübsch verschneit anzuschauen. Die Leute, die dort früher lebten, waren von Einfachheit, Armut und einem hohen Gemeinsinn geprägt. Der Silberbergbau spielte im Mittelalter eine große Rolle und verhalf August dem Starken zu seinem Reichtum. Als es mit dem Silberbergbau zu Ende ging, verlegten sich die Bergleute und ihre Familien aufs Holzschnitzen, Spielzeugmachen, Posamentiererei und auf das Hausieren mit den selbst hergestellten Waren. So entstanden Weihnachtsengel und Bergmann, Schwibbogen und Nußknacker, Räuchermann und Pyramide. Immer festlich geschmückt mit Kerzen, denn zum Licht hat der Bergmann stets - alle Tage im Dunkeln arbeitend - eine besondere Beziehung. Im Erzgebirge wird zu Weihnachten auch "Lichterfest" gesagt. Was sie nicht absetzen konnten, stellten sie bei sich zuhause selber auf. So entstanden Traditionen...

Der Schwibbogen stellt nichts anderes dar als den Durchschnitt des Stolleneingangs. Der Stollen zum Essen hat angeschnitten die gleiche Form wie ein Bergmannsstollen. Zu den schönsten Stücken gehören 3- oder gar 4-stöckige Pyramiden, die in ihrer Senkrechten den Aufbau eines Bergbauschachtes widerspiegeln. Ganz besonders stolz ist man, wenn man ein besonders altes Stück sein eigen nennen darf, womöglich noch von der Uroma vererbt. Je nachdem wo die Bergmänner und Lichterengel hergestellt worden sind, haben sie ihre eigene Ausstrahlung gefunden. Die aus Crottendorf sehen völlig anders aus als die aus Seiffen z.B. Die Bergmänner und Engel wurden und werden auch heute noch ins Fenster gestellt. Dabei werden so viel Bergmänner aufgestellt, wie Jungen im Haus sind, und so viel Engel, wie Mädchen. Verständlicherweise finden echte Erzgebirgler und deren Nachkommen :-) die ganze Lichterpracht und die vielen Schwibbogen, Nußknacker usw. also gar nicht kitschig, sondern klassisch und unbedingt notwendig;-) (wenn man mal von dem Ramsch Made in Fernost absieht).

Zu Weihnachten selbst wird das "Neunerlei" aufgetischt, neun verschiedene Speisen mit teilweise mythischer Bedeutung. Dazu gehören z.B. Linsen für´s kleine Geld und Klöße für´s große Geld. Unter die Teller der Gäste wird ein Geldstück gelegt.

Vor allem aber ist Weihnachten im Erzgebirge ausgesprochen fröhlich. Es wird schon an Heiligabend Blei gegossen und es werden sehr lustige und fröhliche Lieder gesungen:


Ihr Leitle freit eich alle, guckt nauß, wie´s draußen Graibele schneit
De Weihnachtszeit is komma, vergaßt alln Zank un Streit.
O seliche Zeit, o Weihnachstzeit,
du bringst uns wieder Frieden,
machst unner Herz vull Lust un Freid,
o seliche Weihnachtszeit"


Freundliche Grüße
Gänseblümchen
p.s.: würde mir gerne eine große Handvoll Schnee an die Backe klatschen:-)


Antworten: