Re: Dwight D. Eisenhower und die Kriegsgefangenen

Geschrieben von Guerrero am 31. Januar 2004 11:30:26:

Als Antwort auf: Dwight D. Eisenhower und die Kriegsgefangenen geschrieben von Swissman am 31. Januar 2004 01:01:42:

>Hallo Guerrero,
>

Die deutschen Gefangenen wurden in der USA und Kanada sehr gut behandelt.
>>(Afrika-Gefangene)

>Das kann man so nicht sagen: In Bezug auf Nordafrika trifft Deine Aussage zu, für den Kriegsschauplatz Italien ebenfalls. - In West- und Mitteleuropa liegen die Dinge jedoch völlig anders: Der Westeuropäische Schauplatz war dem Kommando von Dwight D. Eisenhower unterstellt, während für Italien General Alexander zuständig war, der seine Kriegsgefangenen entsprechend den Bestimmungen des Völkerrechts behandelte.
>Anders "Ike" Eisenhower: Dieser hatte litt nämlich an einem geradezu pathologischen Deutschenhass und gehörte zur Clique um Finanzminister Morgenthau (dem Verfasser des gleichnamigen Plans, der u. a. vorsah, Deutschland zu deindustrialisieren und auf den technischen Stand des Spätmittelalters zurückzuversetzen). Es wird allgemein davon ausgegangen, dass Eisenhower seinen Posten weniger seiner militärischen Begabung, als vielmehr dem Einfluss Morgenthaus auf Präsident Roosevelt zu verdanken hatte. - Wäre die Ernennung primär unter militärischen Gesichtspunke erfolgt, hätte man in jedem Fall Bernard L. Montgomery oder George S. Patton den Vorzug geben müssen.
>Kurz vor Kriegsende begann Eisenhower, einen Teil der in seinem Befehlsbereich eingebrachten Gefangenen statt als POW (prisoner of war = Kriegsgefangener) als DEF (disarmed enemy forces = entwaffnete Feindkräfte) zu verbuchen - ein kleiner aber feiner Unterschied: Da es sich nach Eisenhower'scher Lesart nicht um Kriegsgefangene handelte, waren die Regeln des Völkerrechts auf sie formal nicht mehr anwendbar - dies schlug sich in deutlich niedrigeren Rationen nieder. Die Soldaten, die sich nach Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation ergaben, wurden ausnahmslos als DEF eingestuft, wobei die Haftbedingungen mit Kriegsende nochmals deutlich verschärft wurden. Zusätzlich begann man, POWs in grosser Zahl zu DEFs umzustufen.
>Bis kurz vor Kriegsende hatte sich auch Eisenhower gezwungenermassen ans Völkerrecht gehalten (dies gilt insbesondere für "Operation Torch", die Landung in Nordafrika, die ebenfalls von Eisenhower befehligt wurde) - zu diesem Zeitpunkt befand sich nämlich noch eine grössere Zahl US-Amerikaner in deutscher Gefangenschaft, die gegebenenfalls angemessenen Repressalien unterzogen worden wären (was nach damaligem Völkerrecht ausdrücklich erlaubt war!).
>Als der "DEF"-Status eingeführt wurde, standen die Allierten bereits tief in Deutschland, und es war klar, dass der endgültige Zusammenbruch maximal noch einige wenige Wochen auf sich warten lassen würde. Mit Kriegsende musste Eisenhower keine Repressalien mehr befürchten und liess endgültig alle Hemmungen fallen: Mit der Begründung, es herrsche eine kriegsbedingte, weltweite "Nahrungsmittelknappheit", senkte Eisenhower in seinem Befehlsbereich die Rationen auf Werte, die man mit voller Berechtigung als Hungerrationen bezeichnen muss - insbesondere in den berüchtigten Rheinwiesenlagern verhungerten die Landser reihenweise. Zudem wüteten Epidemien, weil man ihnen den Zugang zu sanitären Anlagen verweigerte und sie bei Wind und Wetter unter freiem Himmel campieren liess.
>Dem kanadischen Historiker James Bacque kommt das Verdienst zu, das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen in US-Gewahrsam als erster eingehend erforscht zu haben - Die Tatsache, dass ein für die deutsche Nachkriegsgeschichte derart wichtiges Thema für deutsche Historiker allem Anschein nach überhaupt nicht von Interesse ist, stellt deren Berufsstand kein sehr gutes Zeugnis aus.
>Bacque weist in seinem Buch "Der geplante Tod" (ISBN: 3548331637 - sollte meiner Meinung nach jeder Deutsche gelesen haben!) nach, dass unter Eisenhowers Kommando mindestens knapp eine Million Kriegsgefangene umgekommen sind. Diese Zahl lässt sich anhand der erhaltenen Akten beweisen, allerdings sind die Akten durchaus nicht vollständig, sodass die tatsächliche Zahl eher über einer Million gelegen haben dürfte. (Alle Zahlen aus der Erinnerung zitiert - Bacque bring in seinem Buch weitaus genauere Statistiken, auf die ich aber im Moment keinen Zugriff habe, da ich das Buch verliehen habe)
>Neuere Aktenfunde in östlichen Archiven scheinen überdies den Schluss nahezulegen, dass eine Million Wehrmachtsangehörige, die bis heute als vermisst gelten und die man gemeinhin in den Massengräbern des sowjetischen Gulag vermutet, in Wirklichkeit überwiegend Eisenhower zum Opfer gefallen sein könnten.
>Dass die offiziellen Zahlen betreffend die Sterblichkeitsrate in den Rheinwiesenlagern frei erfunden sind, ersieht man ohne weiteres daran, dass die Sterblichkeit nach Eisenhowers Ansicht unter der in der BRD in den 60er Jahren üblichen Sterblichkeitsrate...
>Die Hauptverantwortung für dieses Verbrechen scheint tatsächlich Eisenhower zu tragen: Im Bereich von General Alexander gab es den DEF-Status nicht, und die Kriegsgefangenen wurden auch nach Kriegsende entsprechend den Bestimmungen der Genfer Konventionen behandelt. In der britischen Zone waren die Haftbedingungen ebenfalls deutlich besser als in Eisenhowers Bereich. Tatsächlich lagerte Montgomery die erbeuteten Waffen in unmittelbarer Nähe der Kriegsgefangenlager, um diese im Falle eines Konfliktes mit den Sowjets an die deutschen Gefangenen aushändigen zu können. Die französischen Lager waren hingegen oft durchaus mit den Rheinwiesenlagern zu vergleichen.
>Fairerweise sollte man auch nicht vergessen, auf den Umstand hinzuweisen, dass General George S. Patton gegen Eisenhowers Politik mehrfach protestiert hatte und diese bis an die Grenze zur Befehlsverweigerung unterlief, indem er von sich aus Gefangene in grosser Zahl entliess, diese aber nur mit grosser Verzpgerung aus Akten entfernte, um zusätzliche Rationen für die verbliebenen Gefangenen zu organisieren. - Man muss sich denn auch fragen, ob er wirklich nur darum seines Postens enthoben wurde, weil er deutsche Beamte und Bürgermeister ohne weitere Überprüfung in seine Dienste übernommen hatte. Wenn man Pattons Neigung, auch Vorgesetzten gegenüber die Wahrheit zu sagen (vorzugsweise mit markigen Worten) kennt, liegt die Vermutung eigentlich nahe, dass es noch weitere Gründe gegeben haben muss... Es stellt sich für mich zudem die Frage, ob Pattons Tod tatsächlich nur ein Unfall war, oder ob hier allenfalls jemand nachgeholfen haben sollte...
>Verdächtig ist in jedem Fall, dass mehrere Seiten aus Pattons Memoiren ("War as I knew it") von der US-Army einbehalten und für geheim erklärt wurden. Die fraglichen Seiten unterliegen bis zum heutigen Tag der Geheimhaltung. - Da die Geheimhaltung normalerweise nach spätestens 50 Jahren aufgehoben wird, Patton aber bereits im Dezember 1945 gestorben ist, muss die Geheimhaltung mindestens einmal verlängert worden sein: Was immer auf Patton geschrieben hat, es muss brisant genug sein, um es der Öffentlichkeit auch 59 Jahre später vorzuenthalten.
>Ich vermute stark, dass Patton darin auf das Thema Kriegsgefangene zu sprechen kam.
>
Das mit den Reinlagern war auch für die Amerikaner ein Problem.
>>Millionen Gefangene innerhalb kurzer Zeit unterzubringen und zu verpflegen war nicht besser zu machen.

>Dazu sind zwei Dinge zu sagen: Zum einen hat spätestens James Bacque die angebliche Überforderung als Eisenhower'sche Schutzbehauptung entlarvt (anekdotisch waren die Zustände in den Rheinwiesenlagern im Prinzip immer bekannt - hundertausende Überlebende wussten, was vorgefallen war, man hätte dies durch simples Nachfragen jederzeit bei ihnen in Erfahrung bringen können. Der 68er Generation waren diese Ereignisse aber im besten Fall gleichgültig, nicht selten wurde und wird der Erlebnisgeneration von dieser Seite zusätzliches Unrecht zugefügt, nach dem Motto "selber schuld - ihr habt den Hitler ja schliesslich gewählt, blablablabla").
>Der andere Punkt ist der, dass man in Bezug auf die Behandlung der in den grossen Kesselschlachten von 1941 in deutsche Gefangenschaft geratenen Rotarmisten die Möglichkeit, dass die Wehrmacht von deren riesiger Zahl überrascht worden sein könnte, überhaupt nie in Erwägung gezogen hat. - Wenn man bedenkt, dass allein bei Kiew innert wenigen Tagen über 700'000 Rotarmisten in Gefangenschaft gingen (wobei Kiew bei weitem nicht die einzige Kesselschlacht jenes Jahres war), scheint mir die Annahme nämlich durchaus plausibel, dass dies selbst die Annahmen der grössten Optimisten im FHQ deutlich übertraf, man mithin zumindest kurzfristig tatsächlich überfordert war. Sicher war dies nicht der einzige Faktor, aber als Co-Faktor muss man dies seriöserweise zumindest in Erwägung ziehen.
>Interessanterweise spricht heute auch kaum jemand von Grössenordnung zwei Millionen Exilrussen, die man in Jalta an Stalin verschachert und unter dem Euphemismus der "Repatriierung", gegen deren ausdrücklichen Willen, nicht selten mit Waffengewalt, in die Sowjetunion verfrachtet hat. Nur ein vollkommener Ignorant konnte ernsthaft annehmen, dass Stalin diese Menschen, die den Kommunismus nicht selten aus dem Exil bekämpft hatten, mit offenen Armen aufnehmen würde. - Auch mit dem Kenntnisstand von 1945 hätte jeder wissen können, ja wissen müssen, dass man diese Leute in den sicheren Tod schickte.
>Es scheint eben tatsächlich so, dass wenn zwei dasselbe tun, dies nicht zwangsläufig dasselbe sein muss...
>mfG,
>Swissman
>P. S.: Für die Politisch Korrekten folgt abschliessend der obligate Hinweis, dass mein Grossvater Überlebender des KZ Mauthausen ist - Versuche, mich in die braune Ecke zu stellen, fallen daher auf den Urheber zurück.
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Buen día.

Ich finde deine Ausführungen sehr sachlich und nachvollziehbar.
Im Grunde stimme ich überein.

Zu den Exilrussen und auch den
von den Amerikanern im Osten gemachten Deutschen Gefangenen,
die an die Russen ausgeliefert wurden möchte ich folgendes bemerken.

Diese Punkte wurden ausgehandelt in den Konferenzen der Alliierten
mit den Sowjets.

Stalin bestand darauf und die Briten, Amerikaner und Franzosen
wollten wegen diesen Exilrussen und
"Kriegsgefangenen" keinen Streit mit den Sowjets.

Mein Vater und ca. 80 000 weitere deutsche Soldaten
wurden von den Amerikanern in einem Lager festgehalten.
Über Nacht waren die Amerikaner weg und die Sowjets da.

Die Sowjets trieben die Deutschen in Gewaltmärschen Richtung Osten zu Verladebahnhöfen in die Sowjetunion.
Von denen kamen sehr wenige zurück in die Heimat.

Gruss
Guerrero




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