Re: Hmmm... Bibel-Code und Kabbalistik

Geschrieben von Swissman am 29. Januar 2004 00:01:56:

Als Antwort auf: Re: Hmmm... Bibel-Code und Kabbalistik geschrieben von Nerwen am 28. Januar 2004 20:29:56:

Hallo Nerwen,

Am spnnendsten fand ich übrigens das Prinzip der 3-D-Entschlüsselung, von der BB nix erwähnt. Den es geht nicht darum irgendwelche Konsonanten wahllos durcheinanderzuschmeissen und dann nach Belieben neu zu arrangieren: Um überhaupt zu halbwegs sinnvollen Resultaten zu gelangen musste die Thora dreidimensional/multidimensional erfasst und analysiert werden.

Wenn ich mich recht erinnere, besteht die sogenannte "3-D-Entschlüsselung" darin, dass man die Wortzwischenräume und sowie die Hilfszeichen (diese geben an, dass ein Vokal folgt) entfernt und den so entstandenen Konsonanten-Bandwurm in eine Art Raster einsetzt. - Ansonsten könnte es nämlich passieren, dass das Programm den Interpretationsspielraum durch einen Leerschlag oder ein Hilfszeichen völlig unnötigerweise einengt. - Und das wollen wir nun wirklich nicht, denn das wäre schliesslich schlecht für die Auflage... ;-)

Im übrigen wäre ich an deiner Stelle lieber BB etwas vorsichtger mit dem allzu legeren Umgang mit dem Hebräischen. So wie du das darstellst, könnte der Eindruck entstehen das wäre eine Sprache für interpretierfreudige Deppen, weil ohne Konsonanten (man stelle sich mal vor die haben da sogar Zeitungen - und noch unglaublicher, die verfassen sogar eindeutige Texte ;-)). Dem kann natürlich nicht so sein. Jeder der sich schon je mit Kabbalistik befasst hat, weiss um die ungeheure Symbolik und Bedeutungsvielfalt des hebräischen Alphabets.

BB ist absolut richtig informiert: Das hebräische (wie übrigens alle semitischen Alphabete - z. B. Arabisch oder Aramäisch) kennt tatsächlich keine Vokale, bzw. diese sind natürlich schon bekannt, werden aber nicht ausgeschrieben, sondern nur ausgesprochen. Bei der Lektüre eines Textes muss man diese in der Tat aus dem Gedächtnis heraus selbsstänig ergänzen.

Da dies ein unbestreitbar mühseliges Unterfangen ist, ist man bei wichtigen (insbesondere religiösen) Texten, bei denen es wichtig war, dass die ursprüngliche Bedeutung zweifelsfrei aus dem Text hervorgeht, schon früh auf die Idee gekommen, die bereits erwähnten Hilfszeichen zu setzen, um die Vokale zumindest anzudeuten. Wenn man aber wirklich sicher sein will, welche Vokale einzusetzen sind, führt kein Weg daran, den Text solange zu wiederholen, bis die Aussprache einem in Fleisch und Blut übergegangen ist. - Der Begriff "Judenschule" dürfte Dir wahrscheinlich bekannt sein...? Die Bezeichnung rührt daher, dass die Thora-Schüler (Koran-Studenten übrigens ebenfalls) den zu behandelnden Text immer wieder laut vorlesen, was auf den Laien bisweilen als Kakophonie wirken muss.

Die Thora ist selbstverständlich mit Hilfszeichen geschrieben, ebenso der Koran. Im Neu-Hebräischen, wie auch im Neu-Arabischen, *sollte* man eigentlich Hilfszeichen verwenden, in der Praxis wird dies aus Bequemlichkeitsgründen (schnelleres Schreiben) meist unterlassen, was dem Erlernen der entsprechenden Sprachen nicht eben förderlich sein dürfte...

Ehrlicherweise muss ich allerdings zugeben, dass ich selbst weder Hebräisch noch Arabisch gelernt habe - hingegen habe ich mich ein wenig mit Farsi beschäftigt. Farsi wird im Prinzip mit dem arabischen Alphabet geschrieben, allerdings enthält das persische Alphabet zusätzlich zu dessen 28 Zeichen vier weitere Zeichen, und es werden zumindest die ehemals langen Vokale bezeichnet, und auch die Hilfszeichen sind im Prinzip bekannt.

Dessen ungeachtet hält "Langenscheidts Praktisches Lehrbuch - Persisch" (das beste, da einzige Farsi-Lehrbuch in deutscher Sprache) in der Einleitung fest: "In den Texten fehlen diese Hilfszeichen jedoch. Man kann das Persische also nur richtig lesen, wenn man den Sinn der Wörter erfasst hat!"

mfG,

Swissman


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