Staumauer ist wieder abgedichtet

Geschrieben von Der Michi am 23. Januar 2004 14:52:14:

Als Antwort auf: Nachrichten Freitag 23. Januar 2004 (o.T.) geschrieben von Fleecer am 23. Januar 2004 01:20:13:

http://www.kurier.at/netautor/napro4/wrapper/jpegs.php?filename=archive%3D%2F22.01.2004%2F1074763173_3.jpg

Link zum Nachrichten-Posting unten

Loch in Staudamm abgedichtet
Chinesische Soldaten haben ein 30 Meter grosses Loch in einem Staudamm gestopft und damit mehr als 20.000 Menschen vor drohenden Überflutungen gerettet.
Rund 2000 Soldaten und Polizisten waren der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge im Einsatz, um das Loch abzudichten. Bei Temperaturen von minus 20 Grad sowie Schnee und gefrorenem Matsch kämpften sie sich bis zu der Stelle vor, durch die seit Mittwochabend die Wassermassen schossen.
Um die Bevölkerung zu schützen, waren in der Provinz Xinjiang im Westen Chinas zuvor bereits 8000 Menschen in Sicherheit gebracht worden.

Quelle: news.search.ch



Meine Gedanken dazu:

Wahrscheinlich ist die Staumauer durch die Erdbebenserie in Xinjiang Ende letzten Jahres brüchig geworden. Der Damm ist aber noch relativ jung, etwas über 20 Jahre alt, was mich schon nachdenklich stimmt.

Dennoch ist m.E. die Situation nur bedingt mit dem Drei-Schluchten-Damm-Projekt vergleichbar. Die Bauweise ist eine andere, China ist jetzt auch technologisch um Welten vom damaligen Standard entfernt. Ein Faux-Pas bei der Umsetzung eines solchen, für das Prestige einer aufstrebenden Nation wie China ungeheuer wichtigen Bauvorhabens wäre allerdings fatal. Und das in zweierlei Hinsicht: ich denke hier nicht nur an die direkten Auswirkungen eines Dammbruches, die allerdings verheerend wären, sondern auch an den Gesichtsverlust der Staatsregierung.
Dazu muß man die chinesische Mentalität ein wenig kennen. Kaum ein Volk scheut den Gesichtsverlust, das Öffentlichwerden von Versagen so sehr wie die Chinesen. Sage bitte keiner, für die Kommunisten gelte das nicht. Das ist seit Jahrtausenden in dieser Kultur verwurzelt.
Die obersten Bonzen kleben an ihren Sesseln, daß es nicht mehr feierlich ist. Bei Krisensituationen wirkt sich das meist nur auf die unteren Hierarchien aus. Ich habe aber schon nicht schlecht gestaunt, als der Gesundheitsminister aufgrund von Versäumnissen bei der Eindämmung von SARS abgesägt wurde. Das ist nicht unbedingt üblich für China. Was würde erst passieren, wenn der Drei-Schluchten-Damm eine Macke hätte, die die Bevölkerung in noch viel stärkerem Maße bedrohte als eine Lungenseuche, die in einem 1,3-Milliarden-Volk "nur" ca. 800 Menschenleben kostete? Und da sind wir wieder beim Thema "Gesichtsverlust" - Hu Jintao ist diplomierter Wasserbau-Ingenieur !!! Es ist sein Projekt, eine seiner Lebensaufgaben, sein persönliches Aushängeschild, mit dem er Geschichte zu schreiben beabsichtigt...

Zusammenfassend möchte ich konstatieren, daß nach meiner Einschätzung die chinesische Staatsführung alles, aber auch wirklich alles tun wird, um diesen Gesichtsverlust zu vermeiden. Insofern bin ich guter Hoffnung, daß der Dammbau auch wirklich gut durchdacht und einer der sichersten der Welt sein wird. Andererseits: wenn etwas passieren sollte, hätte es eine solche Tragweite, daß die politische Führung ins Chaos gestürzt würde und damit die gesamte ostasiatische Region vor schwierigen Problemen stehen würde. Wäre das dann der Beginn einer neuen Revolution und die endgültige Etablierung einer westlichen Regierungsform oder das glatte Gegenteil, nämlich die Rückkehr zum Maoismus? Ich vermag es nicht zu sagen. Jedenfalls bleibt viel Raum, hier im Sinne der Prophezeiungen zu spekulieren...

Gruß
Michi


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