Wer wird der nächste Papst?
Geschrieben von 9.12.21.3.18 am 16. Januar 2004 02:50:04:
Als Antwort auf: @ Gecko geschrieben von Hubert am 15. Januar 2004 21:24:17:
Hi Hubert,
Was denn, Du lebst noch? : ))
Hab' lange nichts mehr von Dir gelesen. Warst' auf Pilgerfahrt oder so?
Aber wenn wir schon am Spekulieren sind - könnte es nicht sein, daß der Lustiger der neue Papst wird?
Hab' vor ein paar Jahren sowas läuten hören.Gruß
9.12.21.3.18
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Beitrag editiert von Klaus-Dieter Machynia am 05.10.03 15:05 Uhr. Disclaimer siehe Impressum.
Es ist kein Spiel und doch ein Spiel.Es hat mit Macht, Klatsch und Politik zu tun. Das ewig interessante Herumstochern unter Eingeweihten in der »Ewigen Stadt«: Wer wird als Nächster Papst?
An den Höfen im alten Europa hieß es vor der Französischen Revolution 1789: »Der König ist tot. Es lebe der (neue) König.« Nun ist der Vatikan, neben dem Fürstentum Liechtenstein, die letzte absolute Monarchie Europas. Und eine Wahlmonarchie ist Santa Sede, der Papststaat, obendrein. Die obligatorische Wahl macht das Ratespiel so spannend: Wer wird Papst?
Wohl kaum Kardinal Ratzinger (76). Sein Stern sinkt. Er bat schon längst um Pensionierung. Doch Papst Wojtyla sagte nein und verpflichtete den theologischen Cerberus und treuen Gefolgsmann, bis zum Ende seines Pontifikats mitzugehen. Ratzinger gehorcht – und verzichtet aufs Bücherschreiben. Er geht eines Tages mit Johannes Paul II. unter. Ratzinger hat mit dem Kleinen Katechismus bis 2004 noch Arbeit. Papst wird der Bayer wohl nie. Dazu hat seine teils schroffe, selbstgerechte Art und Lehre viele in den Kirchen zu häufig verletzt. Das theologische Quasi-Monopol, das der konservativ-pessimistische Großtheologe rund 20 Jahre lang im Vatikan behauptete, verlor er 2000. Denn da wurde sein »junger« schwäbischer Rivale Kasper (70), ein aufgeschlossener Tübinger Theologe, vom Papst nach Rom berufen.
Kardinal Kaspers Stern steigt. Er gilt nicht als Uomo del Potere; Kasper ist kein Machtmensch – und deshalb sowie wegen seiner optimistischen Theologie unter den Kardinälen hoch geschätzt. Kein Papstkandidat, doch der Mann für Ökumene und Theologie – für vermutlich viele Jahre.
Papst-Anwärter war einmal der Pariser Kardinal Lustiger (77). Als ein 1940 von Deutschland verfolgter Jude und spät in die Kirche Eingetretener hätte Lustiger der Welt eine große Geschichte zu erzählen – ganz ähnlich wie Johannes Paul II. Die Medien lägen Lustiger zu Füßen. Der Mann hat Format. Er ist Mitglied der Académie Française. Doch Frankreichs Bischöfe wählen ihn nicht zu ihrem Präsidenten. Weshalb? »Zu autoritär, zu arrogant«: Lustigers Handicap.
Der Prager Kardinal Vlk (71) wird vermutlich nicht gewählt. »Wer will nach Wojtyla schon wieder einen Osteuropäer?«, so unken die römischen Kurialen. Vlks Pluspunkte: Er wurde vor 1989 von den Kommunisten verfolgt, und er steht den Focolare, somit den Neuen Religiösen Bewegungen nahe.
Kardinal Maradiaga aus Honduras wird oft genannt. Seine Pluspunkte: moralisch konservativ, Mitglied des mächtigen Salesianer-Ordens, sozialer Dritte-Welt-Bischof. Er gilt als der Mann der Orden. Mit Bravour agierte er als Kopräsident der globalen Schuldenerlasskampagne im Heiligen Jahr 2000. Sein aktuelles Handicap: Er macht »ein bisschen zu viel« von sich reden. Guter Rat aus Kardinalskreisen: »Wahlchance wahren? Schweigen!«
Als echte »junge« Papstkandidaten gelten zurzeit: Kardinal Tettamanzi von Mailand (67), Kurienkardinal Re (67) und der Kardinal von Sao Paulo in Brasilien, Hummes (67), sowie als »Übergangskandidaten« die Kardinäle Sodano (76) und Martini (76).
Tettamanzi ist Italiener, Rom-erfahren, moraltheologisch konservativ und als Globalisierungskritiker profiliert. Handicap: wenig Auslandserfahrung. Re, Chef der mächtigen Bischofskongragation, kennt den Vatikan wie seine Hosentasche. Handicap: Er leitete nie ein Ortsbistum. Hummes genießt als Franziskaner die Hilfe seines Ordens. Er rückte beizeiten von der Befreiungstheologie ab. Pluspunkte: Großstadtbischof und Menschenrechtler.
Sodano besitzt Chancen, auch das nächste Pontifikat politisch mitzuprägen. Der gute Bekannte und einstige Mitstudent von Hans Küng dürfte erneut Kardinalstaatssekretär, also Politikchef, werden. Oder gar Übergangspapst, der für »Ruhe« nach den hitzigen Wojtyla-Jahren sorgen würde. Dies ist ein Pluspunkt bei den »Römern«.
Martini schließlich ist Italiener und ein aufgeschlossener Großintellektueller, Großtheologe und Großstadtexperte. Er wäre ein idealer Medienkandidat. Sein Handicap: zu »progressiv« und Jesuit (S. J.). Die »Schlauen Jungs«, S. J., haben in den Purpur-Rängen der römischen Kirche viele Feinde. So weit – so unwichtig. Mag sein, in ein paar Wochen sieht das Tableau schon wieder anders aus. Das Spiel geht weiter. The show, the church must go on.
Thomas Seiterich-Kreuzkamp in publik-forum
>Mein lieber Gecko,
>nimm's mir bitte nicht übel, aber ich glaube, wir leben in zwei verschiedenen Welten ;-))
>Es gibt viele interessante Bücher über die inneren Befindlichkeiten des Vatikans, aber dafür fühle ich mich - ehrlich gesagt - nicht zuständig. Außerdem fehlt mir die Zeit, hier angemessen zu antworten.
>Herzlichst,
>Hubert
- Re: Wer wird der nächste Papst? Hubert 17.1.2004 05:37 (1)
- Nachtrag Hubert 17.1.2004 05:57 (0)