Die wahren Urheber des 1. Golfkriegs

Geschrieben von Swissman am 06. Januar 2004 02:40:46:

Als Antwort auf: Re: Die wahren Terroristen dieser Welt. geschrieben von Teo Torriate am 05. Januar 2004 15:02:03:

Hallo Teo Torriate,

Wer hat denn vom Krieg des Irak gegen den Iran profitiert???
Keines von den beiden Ländern, alle beide haben dafür richtig geblutet. Profitiert hat die abendländische Waffenlobby die ihren Kettenhund Saddam Hussein auf den Iran gehetzt haben.

Diese Aussage kann ich so auf keinen Fall unkommentiert stehen lassen: Tatsache ist doch, dass der Irak bereits unter Saddam Husseins Vorgänger Ahmed Hassan Al-Bakr de facto ein Vasallenstaat der Sowjetunion war: Die entsprechenden Verträge hatte Saddam Hussein, damals stellvertretender Generalsekretär des revolutionären Kommandorates, im Vorfeld der Verstaatlichung der irakischen Erdölindustrie vom 1. Juni 1972 höchstpersönlich ausgehandelt und unterzeichnet!

Im wesentlichen wurde vereinbart, dass die UdSSR grosse Mengen irakisches Rohöl kaufen, die irakische Armee mit modernen Waffen beliefern und als diplomatische Schutzmacht auftreten würde, im Gegenzug sollte Bagdad in seiner Aussenpolitik die "Empfehlungen" Moskaus berücksichtigen. Nur dank der Rückendeckung aus Moskau war es Saddam Hussein laut eigener Aussage überhaupt möglich, die Verstaatlichung durchzuziehen, ohne entsprechende Konsequenzen fürchten zu müssen.

Im Westen galt Saddam infolgedessen als verkappter Kommunist. Dessenungeachtet war er Realist genug, die Irakische KP zu verbieten und deren Mitglieder verfolgen zu lassen. Nachdem am 16. Juli 1979 auch offiziell die Macht ergriff (faktisch hatte der kränkelnde Al-Bakr bereits seit Jahren meist nur noch Saddams "Vorschläge" unterschrieben), verlangte Moskau, dass er die irakische KP wieder zulassen solle, ansonsten man ihm bestimmte moderne Waffensysteme, die er bestellt hatte, nicht liefern könne. Daraufhin drohte Saddam, wenn die gewünschten Waffen nicht wie vereinbart geliefert würden, hätte er kein Problem damit, ins westliche Lager zu wechseln ("Es ist mir egal, wo ich meine Waffen kaufe. Mich interessiert nur, was ich damit anfangen kann.") - die Waffen wurden geliefert und der Irak blieb im östlichen Lager.

Als im Iran kurz darauf der Schah gestürzt wurde, glaubte Saddam bekanntlich, die Gelegenheit sei günstig, am Schatt el-Arab einige Grenzkorrekturen vorzunehmen und die Ölprovinz Khusistan zu erobern. Der Angriff war von Anfang an mit der UdSSR abgesprochen und erfolgte mit deren ausdrücklicher Billigung. Der irakische Generalstab nahm während der Planung sogar die Dienste einiger hochrangiger sowjetischer Militärberater in Anspruch!

Tatsächlich hatte man in Moskau den Vorfall mit dem angedrohten Seitenwechsel jedoch durchaus noch nicht ad acta gelegt, vielmehr wollte man die Gelegenheit nutzen, Saddam einen Denkzettel zu verpassen: Wie man heute weiss, spielte der KGB wesentliche Teile des irakischen Schlachtplans dem brasilianischen Geheimdienst, der ihn seinerseits an Teheran weitergab.

Saddam erfuhr erst ca. Mitte der 80er Jahre, was für ein Spiel man mit ihm gespielt hatte, weswegen er seine Lieferanten so weit möglich zu diversifizieren und eine eigenständige Rüstungsindustrie aufzubauen suchte.

Die USA verhielten sich in Bezug auf den 1. Golfkrieg anfangs betont neutral, da man im Grunde beiden beteiligten Staaten ablehnend gegenüberstand. Erst als die Iranischen Truppen über den Schatt al-Arab setzten und man davon ausgehen musste, dass die irakische Front bei der nächsten Offensive zusammenbrechen würde, besann man sich in Washington darauf, dass Saddam im Vergleich zu Ayatollah Khomeini wohl das geringere Übel für die US-Interessen sei, weswegen man erst diskrete, später auch offizielle Kontakte nach Bagdad aufnahm.

Anlässlich der folgenden iranischen Ramadan-Offensive sollte sich die Einschätzung als richtig herausstellen: Der iranische Angriff durchstiess die irakischen Linien auf breiter Front - dass die iranische Offensive schliesslich doch zusammenbrach, lag in erster Linie am massierten Einsatz von C-Waffen, wobei deren Wirkung zweifellos durch die zur Verfügung gestellten US-Aufklärungssatelliten-Bilder erheblich gesteigert werden konnte.

Von da an war der Golfkrieg das wohl einzige Thema, worüber sich die USA und die UdSSR, trotz des Kalten Krieges, einig waren. Saddam Hussein lavierte währenddessen von Fall zu Fall zwischen den beiden Polen.

Den USA die Schuld am 1. Golfkrieg zuschieben zu wollen steht daher in eklatantem Widerspruch zu den Tatsachen! Man könnte Washington allenfalls vorwerfen, dass es den Krieg durch seine Unterstützung Bagdads prolongiert habe, diesen Vorwurf müssen sich allerdings Moskau und eine Reihe weiterer Staaten ebenfalls gefallen lassen.

Wessen Klientenstaat der Irak während der 80er Jahre war, sieht man ja übrigens auch sehr schön daran, dass die sogenannte "Friedensbewegung", die seinerzeit ja gegen alles und jedes demonstriert hat, an dem ihrer Meinung nach allein der pööhse Ami schuld war, es während acht Jahren nie für nötig erachtete, gegen den GK1 zu demonstrieren...

mfG,

Swissman


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