Re: Der Siegeszug der Schnüffel-Chips
Geschrieben von Johannes am 27. Dezember 2003 01:24:30:
Als Antwort auf: Re: Der Siegeszug der Schnüffel-Chips geschrieben von Sylvie am 27. Dezember 2003 01:01:11:
> Ich mein eben auch, dass leider die Meisten solche Neuerungen mit Kusshand
> annehmen werden, schließlich fördert es ja ihre satanische Bequemlichkeit.
Hallo Sylvie,
was heißt "satanische Bequemlichkeit"? Hast Du ein Konto und nutzt irgendwelche Karten und/oder computergestützte Rabattsysteme?
>
> Aber nützt es uns noch, dies zu wissen?
> Das ist wohl fraglichDas Problem ist, daß der Chip an sich erstmal nicht böse, sondern neutral ist. So wie heute Bankkonto und EC/Kreditkarte. Nur, was darauf folgen kann (wird), ist etwas anderes, nämlich eine viel perfektere Überwachung und Kontrolle.
Sich jetzt schon grundsätzlich gegen den Chip wenden zu wollen, das wären für mich verpulvertete Energien. Nicht der Chip ist der Feind, sondern der Antichrist, der dessen Möglichkeiten nutzen wird.
Und wenn es schon um Überwachung geht: Wußtet Ihr, daß z.B. sämtliche Gesprächsdaten zu ausländischen Handys ausgewertet werden? Wußtet Ihr, daß auch zurückverfolgt werden kann, wer Dich angerufen hat? Ich meine nicht nur die sog. Fangschaltung, sondern auch das Nachvollziehen eines Anrufs mehrere Tage danach. Alles nur eine Frage der Rechnerleistung, und es wird genutzt. Ach ja, und weiter geht's: Wer eine Festnetz-Telefonkarte verwendet, telefoniert zwar scheinbar anonym. Aber wenn die Karte bei Dir gefunden wird, dann können Dir auch die bisherigen Telefonate zugeordnet werden (weiß nicht, ob das für alle Karten/Länder gilt).
Du siehst also, die perfekte Überwachung ist (nahezu) Alltag. Du hast ein Handy? Prima für die Überwachung. Denn obwohl es Dir in der Datenschutzerklärung nicht mitgeteilt wird, werden außer Deinen Gesprächsdaten auch noch Deine Bewegungsdaten gespeichert - und das für unbekannte Zeit. Und diese Daten können von der Polizei mit einem kleinen Trick auch ohne richterliche Genehmigung abgerufen werden. Abhören darf Dich die Polizei zwar nur nach richterlicher Genehmigung, aber das Erstellen eines Bewegungsprofils und die Ermittlung Deines Aufenthaltsorts ist in der Praxis auch so möglich.
Und vor diesem Hintergrund meine ich, daß es zu kurz greift, gegen den Chip zu protestieren. Denn der stellt nur eine Verfeinerung der bereits genutzten und akzeptierten Technik dar, nicht das Böse an sich. Die Frage ist vielmehr, so sehe ich das, wie sehen denn unsere Alternativen aus, wenn die Überwachung mal nicht mehr im Rahmen eines Rechtsstaats genutzt wird? Wie bezahlst Du Deine Miete oder bekommst Lebensmittel, wenn Lohnzahlung/Einkaufen nur noch mit Chip möglich ist? Und könnte man durch Auswertung Deiner eMails wissen, wer Deine Freunde (und wiederum deren Freunde) sind, auf die Du Dich verlassen kannst? Geht es also wirklich so einfach, sich dem zu entziehen?
Nachdenkliche Grüße
Johannes