Re: Rasputin - (discovery, die Welt entdecken?)
Geschrieben von franz_liszt am 26. Dezember 2003 01:29:04:
Als Antwort auf: Rasputin und die Zarin geschrieben von Georg am 25. Dezember 2003 22:01:40:
Hier für alle, bei denen Discovery lediglich versucht, euer Flash-Plugin zu entdecken.
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RASPUTIN UND DIE ZARIN
Oft wissen wir wenig über die Menschen, die eine Epoche geprägt oder gar die Welt verändert haben. Je legendärer eine historische Persönlichkeit, desto dichter das Geflecht aus Mythen, das den Blick auf die wirkliche Person, auf ihre Leistungen und Schwächen verstellt. Diese BBC-Dokumentation überprüft die Geschichten, die sich um eine der schillerndsten Persönlichkeiten der russischen Geschichte des 20. Jahrhunderts ranken. Sie zeigt, wer der legendäre Rasputin am Hof des letzten russischen Zaren wirklich gewesen ist.
Als Wandermönch und Lüstling ist er in unserer Vorstellung präsent. Als böser, intriganter Dämon, der jahrelang die russische Politik bestimmte und für den Untergang der Monarchie verantwortlich war.
Wir kennen ihn als Wunderheiler, Trunkenbold - und, nicht zuletzt, als Liebhaber der letzten russischen Zarin Alexandra.
All diesen Legenden sind die Dokumentarfilmer der BBC nachgegangen. Sie haben Menschen in Russland gefunden, die sich noch an Rasputin erinnern können. In russischen Archiven haben sie bislang unbekannte Dokumente entdeckt, die Licht in die dunklen, verworrenen Geschichten um Rasputin bringen können.
So ist es erstmals gelungen, Rasputins wahres Geburtsdatum zu ermitteln: Als Grigorij Jefimovitsch Rasputin wurde er am 10. Januar 1869 geboren.Rasputin und die Zarin
Damit ist er rund fünf Jahre jünger, als bisher angenommen. Aufgewachsen ist er in Pokrovskoje, einem Dorf in Westsibirien. Sein Vater war Bauer. Der junge Grigorij hilft auf dem Hof und heiratet mit achtzehn Jahren eine junge Frau aus dem Nachbardorf. Das Paar lebt und arbeitet mit Grigorijs Eltern zusammen, drei Kinder kommen zur Welt.
Der junge Grigorij trinkt. Um Wodka zu kaufen, trägt er das letzte Brot aus dem Haus. Aber der junge Bauer hat auch eine andere, eine spirituelle Seite. Stundenlang liegt er auf den Knien und betet. Bald heißt es, er könne krankes Vieh heilen und die Ankunft von Fremden im Dorf voraussagen. Als ihm bei der Feldarbeit die Muttergottes erscheint, beschließt er seine Familie zu verlassen, um als frommer Pilger von Dorf zu Dorf, von Kloster zu Kloster zu ziehen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt Grigorij Rasputin in die russische Hauptstadt St. Petersburg. Die großen Erschütterungen, die Russland bevorstehen, kündigen sich bereits an: in einem geradezu hysterischen Glauben an jede Art von Erlösungs- und Heilsversprechen.
Der grobe Bauer aus Sibirien mit seinem reinen, unverfälschten Glauben macht Furore in der Petersburger Gesellschaft. Er heilt die Kopfschmerzen der Damen durch Handauflegen und Beten, er beruhigt die überspannten Nerven durch Erzählungen vom sibirischen Landleben, er fasziniert durch seine rohe Kraft und seine teils unverblümte, teils religiös kaschierte Sexualität.
Auch Zar Nikolaus II. und Zarin Alexandra sind an Kontakten zu frommen Pilgern interessiert. Als es Rasputin gelingt, eine gefährliche Blutung des an der Bluterkrankheit leidenden Thronfolgers Aleksej durch Gebete zu stillen, wird er für die Zarenfamilie zu einem Heiligen mit überirdischen Fähigkeiten.
Besonders die Zarin, die zu religiösem Fanatismus neigt, bindet Rasputin eng in ihre Familie ein und macht ihn zu ihrem persönlichen Vertrauten und Berater in allen Fragen des Lebens und der Politik. Doch sein Einfluss wird überschätzt. Die Briefe, die Zar und Zarin während des Ersten Weltkrieges wechselten, belegen, dass der reale Einfluss Rasputins auf die russische Politik sehr gering war. Trotz des Flehens der Zarin, alles nach Rasputins Willen zu entscheiden, setzte Nikolaus II. seine Vorstellungen in der Regel durch.
Als die russischen Truppen verheerende Verluste im Krieg gegen Deutschland hinnehmen mussten, Millionen russischer Soldaten fielen und die Bevölkerung Hunger und Not litt, gab man der deutschstämmigen Zarin und ihrem obskuren Berater die Schuld.
In dieser Situation fanden sich Verschwörer, die Russland von dem Mann, den sie als Ursache allen Übels betrachteten, befreien wollten. Der junge Fürst Jussupov lockte Rasputin am 16. Dezember 1916 in sein Stadtpalais und bewirtete ihn mit vergifteten Törtchen und vergiftetem Wein. Als das Gift nicht wirkte, streckten die Verschwörer ihn mit Schüssen nieder und warfen ihn in die Newa. Zwei Tage später fand man die Leiche flussabwärts unter dem Eis.
Drei Monate später erfüllte sich in der Februarrevolution seine Prophezeiung, wenn man ihn ermorde, werde auch Russland untergehen. War er zu Lebzeiten berühmt und berüchtigt gewesen, so wurde er nach seinem Tod vollends zum Mythos, zur Verkörperung des Bösen und Amoralischen.
Dabei hatte Grigorij Rasputin, der fromme Trinker und Wüstling, nie einem Menschen geschadet, sich nie bereichert. Im Gegenteil: Zeitzeugen, die ihm in ihrer Kindheit begegnet sind, erinnern sich an einen überaus großzügigen, hilfsbereiten Mann.