Nostradamus: Die Kassandra ist 500
Geschrieben von Pez am 13. Dezember 2003 16:20:29:
Hier aus dem Kurier von heute. Kommt natürlich auch Dimde vor.*g*
Nostradamus: Die Kassandra ist 500
Immer besonders gefragt, wenn die Zukunft ungewisser denn je schien: Nostradamus.
Saint-Rémy-de-Provence - Kassel - Mit seinen dunklen Prophezeiungen über Katastrophen ist er berühmt geworden und hat Generationen von Menschen verunsichert: Am 14. Dezember vor 500 Jahren kam der Seher und Pestarzt Michel Nostradamus in Saint-Rémy in der Provence auf die Welt. Heute noch sind viele Menschen von der Fähigkeit Nostradamus' überzeugt, dass er in die Zukunft blicken konnte. Bis 3797 hat Nostradamus für jedes Jahr in Vierzeilern die wichtigsten bevorstehenden Weltereignisse zusammengefasst.Entschlüsselung
"Die Verse sind aber so unklar, dass man vieles hineininterpretieren kann, ähnlich wie bei Horoskopen auch", sagt der Historiker und Nostradamus-Experte Jörg Dendl. Außerdem hatte der Seher die Chronologie der Jahre absichtlich durcheinander gebracht. Denn Nostradamus hatte offenbar Angst, wegen seiner prophetischen Fähigkeiten verfolgt zu werden. "Es scheint aber einen bestimmten mathematischen Schlüssel zu geben, um die Vorhersagen wieder in die richtige Reihenfolge bringen zu können", sagt Dendl. Die Entschlüsselung des Codes sei aber noch nicht gelungen.
Einnahmequelle
Der Buchautor und Nostradamus-Experte Manfred Dimde bestreitet dies. "Mit Hilfe von Computeranalysen habe ich den Nostradamus-Code entschlüsselt", behauptet Dimde, der auch mit Nostradamus-Seminaren sein Geld verdient. Er erreiche bei der Interpretation der Vorhersagen eine Trefferquote von 65 bis 75 Prozent. "Es gibt allerdings auch das Problem, dass man immer berücksichtigen muss, wie ein Mensch des Mittelalters gedacht hat", sagt Dimde.
So heißt es in einem Vers von Nostradamus: "Flieht, flieht vor dem Grauen des Verbrennens." Darin sehe er die Vorhersage der Entwicklung der Atombombe, sagt der Nostradamus-Autor. In einem weiteren Vierzeiler spricht der Seher von brennenden "höllischen Lampenschalen". Das können laut Dimde nur die brennenden Ölquellen in Kuwait nach dem Einmarsch der irakischen Armee gewesen sein.
Durchbruch mit Königstod
Berühmt geworden ist Nostradamus mit der vermeintlichen Vorhersage des Todes des französischen Königs Heinrich II. So verkündete ein Vers: "Der junge Löwe überwindet den Alten, auf dem Kampffeld durch ein Einzelduell. Im goldenen Käfig sticht er sich die Augen aus." Ein Jahr nach Veröffentlichung seiner ersten Prophezeiungen kam Heinrich II. bei einem Turnier ums Leben, indem eine Lanzenspitze in den Kopf eindrang.
Zufallstreffer
"Das war aber wohl nur ein Zufallstreffer", meint Dendl. Alle stimmigen Interpretationen über bestimmte Ereignisse sind erst nachträglich den Versen zugeordnet worden. "Das Unheimliche, wie die Fähigkeit in die Zukunft zu sehen, ist für die Menschen immer sehr reizvoll. An so etwas wollen viele glauben", sagt der Historiker.
Pestepidemien
Trotzdem stellt sich die Frage, warum und wie Nostradamus seine Prophezeiungen gemacht hat. "Er fühlte sich auf jeden Fall berufen, Vorhersagen zu machen", sagt Dendl. Vielleicht stellten die katastrophalen Vorhersagen bis ins Jahr 3797 einen Rettungsanker für die Menschen dar. Denn im 16. Jahrhundert suchten mehrere Pestepidemien die Bevölkerung in Europa heim. "85 Prozent der Bevölkerung sind damals an der Pest gestorben", sagt auch Dimde. Dazu kamen noch Kriege, wie der Einfall der Türken in Europa. Viele waren überzeugt, dass der Weltuntergang nahe ist.
Dritter Weltkrieg
"Mit den Vorhersagen konnte Nostradamus den Menschen aber zeigen, dass das Leben weiter geht und der Weltuntergang vorerst nicht kommt", sagt Dendl. Es sei auch möglich, dass Nostradamus gar keine Visionen gehabt hat. "Meiner Meinung nach ging der in Astrologie bewanderte Seher davon aus, dass sich geschichtliche Ereignisse immer wiederholen", sagt der Historiker. Er könnte dann Ereignisse mit bestimmten Planetenkonstellationen verbunden haben. Traten diese Himmelskonstellationen erneut nach Jahren auf, geschehen nach dieser Logik vergleichbare Katastrophen.
Für alle wäre es jedoch gut, wenn die Vorhersagen schlicht und einfach falsch sind. Denn sonst müssten sich die Menschen für die nächsten Jahre auf einiges gefasst machen: "Es gibt eine gewisse Unruhe in der Nostradamus-Gemeinde, dass in den Jahren 2010 bis 2012 fast so etwas wie ein Weltkrieg entstehen könnte", sagt Dimde.
Artikel vom 13.12.2003 |apa,dpa |ch
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