Standfestigkeit war immer ein "Realitätsverlust"

Geschrieben von franke43 am 12. Dezember 2003 11:37:03:

Als Antwort auf: Re: Bush verteidigt die Auftragsvergabe im Irak geschrieben von Jürgen am 12. Dezember 2003 11:10:06:

Hallo

>Zitat Schröder:
>"Ich habe deutlich gemacht, dass das eine rückwärts gewandte Sicht der Dinge ist."

Endlich imponiert mir Schröder mal. Er erinnert an
Grundsätze, die gleichermassen für alle zu gelten
haben. Für die Grossen genau wie für die Kleinen.

Das imponiert mir echt, gerade WEIL es in dieser
verderbten Welt der Macht-, Interessen- und
Lobbypolitik (immer noch) so mutig ist, für
seine Grundsätze einzustehen.

>Ich glaube ich höre nicht richtig! Sowas aus dem Mund eines Kanzlers?

Ich habe es auch nicht geglaubt, aber ich kann es
bezeugen.

>Dieses bahnbrechende Argument werde ich in Zukunft nach jedem Parkverstoß, in >jeder Gerichtsverhandlung vorbringen.

Moment, hier konstruierst Du etwas.

WER hat hier einen Verstoss zu verantworten und
müsste eigentlich vor Gericht auf der Anklagebank
sitzen und sich verantworten - Deutschland oder
die USA ?

WER hat völkerrechtswidrig und unter Vorspiegelung
falscher Tatsachen ("Massenvernichtungswaffen")
ein souveränes Land (wenngleich Diktatur) angegriffen
und dessen (zugegeben unangenehme) Regierung mit
militärischer Gewalt beseitigt ?

WER hält jetzt immer noch völkerrechtswidrig ein
souveränes Land mit Feindestruppen besetzt ?
Und nicht nur dieses, sondern auch noch einige
andere.

Wenn Du als Falschparker oder Verkehrssünder das
Argument des Kanzlers vorbringst, dann hast Du
vorher Unrecht getan. Wenn der Kanzler jetzt dieses
Argument vorbringt, dann hat er in DIESER Sache
vorher kein Unrecht getan, sondern sich im Gegenteil
gegen das Unrecht der USA gewandt.

>Die USA haben vor dem Irakkrieg klipp & klar kundgetan, was sie in dieser >Sache zu tun gedenken.

Ja, unter Verletzung internationaler Rechtsnormen,
genau wie auch jetzt wieder.

>Es zeugt von der mentalen Verfassung und großer Dreistigkeit ein solches >Ansinnen überhaupt vorzubringen.

Nein, es zeugt davon, dass die Schwächeren dieser
Welt (zu denen auch D gehört) sich nicht mehr
bedingungslos dem tyrannischen Diktat der Starken
unterwerfen wollen. Mindestens so viel sollten
die bisherigen 2 Weltkriege eigentlich gebracht
haben, oder ? Irgendwann müssen wir doch mal den
Neandertaler in uns hinter uns lassen, oder ?

>Solchen sich die USA etwa von ihren Gegnern vorschreiben lassen, wo sie mit >ihren Steuergeldern einzukaufen haben?

JA, weil internationales Recht über dem nationalen
steht. Aber Bush braucht seine augenblickliche
Dreistigkeit (ER ist es, der dreist ist) für
den anstehenden Wahlk(r)ampf. Obwohl er sich
vermutlich wieder zu einem Wahlsieg betrügen
wird.

>Realitätsverlust ist eine graßierende Pest.

Besonders in Form der Hybris der Starken von
heute, die schnell die Schwachen von morgen
sein können. Vgl. frühere "Supermächte" in den
Geschichtsbüchern.

Gruss

Franke



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