Chronologie: Analyse
Geschrieben von Swissman am 12. Dezember 2003 02:03:06:
Als Antwort auf: Re: Chronologie geschrieben von another am 11. Dezember 2003 16:52:07:
>Was das "Kasseler Friedensforum", wie all die anderen linkslastigen Friedensvereine, vergisst, ist wie oft die USA in diesen Fällen auf eine vorangegangene kommunistische Aktion reagiert haben, z.B. im Fall von Korea und Vietnam war das so.
Überhaupt nimmt es das "Kasseler Friedensforum" mit der Wahrheit nicht allzugenau - ich denke, es ist wieder mal Zeit für eine Nachhilfestunde in Sachen Militärgeschichte für Pazifisten:
An der Suez-Krise von 1956 waren die USA überhaupt nicht beteiligt - in Wirklichkeit hatte sich in Folge der ägyptischen Verstaatlichung des Suez-Kanals (Verstaatlichungen sind, nebenbei bemerkt, eine primär dem Kommunismus eigentümliche Handlung!) eine ad-hoc-Allianz aus Israel, Grossbritannien und Frankreich gebildet. Während das britische-französische Interventionskorps in erster Linie versuchte, den Suez-Kanal im Handstreich zu nehmen, nutzte Israel die günstige Gelegenheit, um die ägyptischen Verbände auf dem Sinai zu zerschlagen.
Lediglich an der diplomatischen Front waren die USA schliesslich doch noch involviert: Die Sowjets hatten nämlich den USA zu verstehen gegeben, dass die Rote Armee Fallschirmjäger einfliegen werde, wenn die USA die Allianz nicht innert nützlicher Frist zurückpfeifen würden. Aufklärungssatelliten bestätigten, dass auf bulgarischen Fliegerhorsten mehrere Luftlandedivisionen bereitgestellt wurden. Aufgrund massiven diplomatischen Druckes der USA auf England, Frankreich und Israel sahen sich diese gezwungen, den Feldzug, den sie bereits gewonnen hatten, abzubrechen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967, nur dass die Irreführung hier noch viel grotesker ist: Bekanntlich schlug Israel innert sechs Tagen in einem lehrbuchmässigen Präventivschlag eine Allianz aus Ägypten, Jordanien, Syrien und dem Irak, sowie mehr symbolischen Detachementen der meisten anderen Arabischen Staaten.
Dass die USA von Israel vorher konsultiert worden waren ist zwar nicht ausgeschlossen, aber eigentlich eher unwahrscheinlich, da Israel erst unter dem Eindruck des totalen Sieges von 1967 zum Vorzugsallierten der USA wurde. Davor bemühte sich Washington vernünftigerweise darum die (erdölproduzierenden!) arabischen Staaten vor sowjetischen Beeinflussungen zu schützen. Nach 1967 verlegte man sich im Bemühen, gute Beziehungen zu Israel UND den pro-westlichen arabischen Staaten zu pflegen, auf einen hochriskanten Drahtseilakt - was immer öfter dazu führte, dass man beide Seiten verärgerte...
Obwohl die USA sich am Sechs-Tage-Krieg nicht beteiligt hatten, verloren sie in diesem Zusammenhang dennoch 34 Seeleute, als das in internationalen Gewässern operierende Aufklärungsschiff USS Liberty von Einheiten der israelischen Luftwaffe und Marine zusammengeschossen wurde (beschämenderweise wurden die Flugzeuge einer in der Nähe operierenden Trägerkampfgruppe, die auf die Notrufe der Liberty hin gestartet waren, um die Angreifer zurückzuschlagen, auf Befehl einer vorgesetzten Dienststelle zurückgerufen).
Offiziell erklärte Israel, man habe die Liberty mit einem ägyptischen Schiff verwechselt - wahrscheinlicher ist allerdings, dass das israelische Oberkommando befürchtete, dass die USA die von der Liberty aufgefangenen Informationen an die arabischen Staaten weiterleiten würde, und daher bewusst den Versenkungsbefehl erteilte. In diesem Fall wäre der Poker jedenfalls aufgegangen.
Den Sechs-Tage-Krieg unter "US-Militäreinsätze und Kriege nach dem Zweiten Weltkrieg" aufzuführen ist daher eine Travestie der Geschichte - es stellt sich die Frage, ob der "Freitag"-Schreiberling keinen blassen Schimmer hat, worüber er schreibt, oder ob er ganz bewusst lügt... Ich bin jedenfalls gespannt, ob in der in Aussicht gestellten Aufzählung der Opfer der "US-Militäreinsätze und Kriege" auch der 34 Seeleute, die auf der Liberty fielen, gedacht werden wird...
Operation "Blue Bat", die Intervention im Libanon 1958, erfolgte auf den ausdrücklichen Wunsch Präsident Chamouns, der im Inneren mit gewalttäigen Unruhen und Plünderungen seitens des Pöbels zu kämpfen hatte, aussenpolitisch von Syrien zum Anschluss an die "Vereinigte Arabische Republik" gedrängt wurde.
Zu Operation "Tailwind" sollte man nicht vergessen, die Tatsache zu erwähnen, dass sich das Unternehmen gegen die dortigen kommunistischen "Pathet Lao" richtete. Da man in Tat und Wahrheit sogar noch viel zu wenig hart gegen die Aufständischen vorging, übernahmen diese schliesslich die Macht, die sie bis zum heutigen Tag ausüben. Das laotische Regime gehört nach Einschätzung von Menschenrechtlern zu den repressivsten Regimen weltweit und schreckt noch nicht einmal davor zurück, Toxin-Waffen (Stichwort "Yellow Rain") gegen Dörfer der Bergvölker der Hmong, der Meo und der Karen einzusetzen. - Aber das scheint die Friedensbewegung nicht zu stören... warum auch, es sind ja schliesslich nur Christen!
Im Zusammenhang mit Vietnam kann man sich fragen, warum der Verfasser nicht einfach kurz und bündig "Vietnamkrieg" schreibt, und sich stattdessen die Mühe macht, jede grössere Kampagne, die gegen den Vietcong geführt wurde, herauszusuchen - ich nehme an, es liegt daran, dass er auf diese Weise zehn zusätzliche Einträge herausschinden kann. Von einer "Operation Freequent Wind" höre ich heute zum ersten Mal - die Evakuierung Saigons lief unter dem Kennwort "Frequent Wind" (mit nur einem "e"). Bemerkenswerterweise findet Google für "Freequent Wind" ausschliesslich wortwörtlich voneinander abgeschriebene Seiten der "Friedensbewegung"...
Es ist mir ohnehin nicht klar, was an "Frequent Wind" auszusetzen ist: "Frequent Wind" diente ausschliesslich der Evakuierung antikommunistischer Vietnamesen, von denen immerhin über 50'000 vor dem sicheren Tod gerettet werden konnten - in Anbetracht der Umstände, unter denen die Luftbrücke betrieben werden musste, kann man darauf mit Recht stolz sein. Wenn man die "Friedensbewegung" ernst nehmen würde, müsste man sich fragen, warum es in diesem speziellen Fall falsch gewesen sein soll, Flüchtlingen zu helfen - Natürlich kennen wird die Antwort bereits: Es handelte sich in diesem Fall "nur" um Antikommunisten, vielfach sogar um Christen...
Unternehmen "Ivory Coast" hatte zum Zweck, das kommunistische KZ in Son Tay einzunehmen, die dort festgehaltenen Kriegsgefangenen zu befreien und möglichst viele Wachen zu liquidieren. - Ein ebenso edles wie ehrenvolles Unterfangen! Bedauerlicherweise wurden die Gefangenen kurz vor Eintreffen der Kampfgruppe in ein anderes Lager verlegt.
Lustigerweise hat der Verfasser der Liste eine der erfolgreichsten Operationen, die die USA gegen den Vietcong führte, glatt vergessen: Die Rede ist von "Operation Phoenix" - Gezielter Gegenterror gegen Vietcong- und KP-Führer gelang es der CIA und den Green Berets, mehrere tausend Rädelsführer zu liquidieren und wertvolle Informationen über die Struktur des VC zu extrahieren. - Eigentlich sollte "Phoenix" für jeden Kommie ein Reizwort sein... *lol*
Bei "Eagle Claw/Desert One" handelte es sich um den missglückten Versuch, die in der US-Botschaft in Teheran festgehaltenen Geiseln zu befreien. In diesem Fall gibt es übrigens einige Indizien, die dafür sprechen, dass zumindest ein Teil der Geiselnehmer, die sich als "Studenten" ausgaben, den Mudjaheddin e-Khalqu (der Iranischen KP) angehörten oder ihr zumindest nahestanden.
Da in Nicaragua Anfangs der 80er Jahre die Sandinisten an die Macht gelangt waren, war es unausweichlich und notwendig, dass die USA die Freiheitskämpfer der Contras unterstützten.
"Urgent Fury", die Intervention in Grenada, fand natürlich nicht im Oktober 1982, sondern erst ein Jahr später statt, als infolge eines Machtkampfes zwischen verschiedenen Flügeln der marxistischen Regierung Ausländer als Geiseln genommen wurden. Selbstverständlich hätte man das Problem früher oder später auch dann lösen müssen, wenn es zu keiner Geiselnahme gekommen wäre - da die Gelegenheit aber gerade günstig war, tat Ronald Reagan gut daran, sie zu nutzen.
Bei "Blast Furnace" leisteten die USA der bolivianischen Regierung logistische und ausbildungsmässige Unterstützun im Kampf gegen Kokain-Produzenten, während "Ghost Zone" Kokafelder aus der Luft besprühte und Kleinflugzeuge von Kokainschmugglern abfing. "Wipeout" richtete sich gegen Haschischplantagen auf Hawaii.
Das Abenteuer in Somalia ("Desert Farewell", "United Shield", "Restore Hope") erfolgte im Auftrag der UNO, ebenso die Intervention in Haiti ("Uphold/Restore Democracy"). - Diese Operationen gehören daher eigentlich in eine Liste mit dem Titel "Die Kriege der UNO".
Frivol wird es, wenn man "Provide Comfort" und "Provide Comfort II" in eine solche Liste aufnimmt: Hierbei handelte es sich nämlich um Luftbrücken zur Versorgung kurdischer Flüchtlinge im türkisch-irakischen Grenzgebiet.
Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs wurde General George S. Patton durch einige vorbeiziehnde Flüchtlinge geweckt. Auf seine Frage, was denn der Grund für die Unruhe sei, und weswegen der Himmel in der Richtung, aus der sie gekommen waren, rot gefärbt war, erfuhr er, dass die Sowjets wenige Kilometer weiter dabei waren, ein Dorf zu plündern und die Frauen zu vergewaltigen. Kurz entschlossen liess er, noch im Piyama, ein Rollkommando aus allen gerade greifbaren Männdern zusammenstellen, das er selbst anzuführen gedachte.
Unglücklicherweise hatte ein gerade anwesender Verbindungsmann Eisenhower's bemerkt, was los war, und an Ike telefoniert, der Patton den Befehl gab, zu bleiben, wo er war, ansonsten er seines Kommandos enthoben sei. - Man darf wohl vermuten, dass Patton sich ebenfalls in dieser Liste wiederfinden würde, wenn der Verbindungsoffizier vor Einbruch Pattons Stab vor Einbruch der Dunkelheit verlassen hätte... Der TV-"Historiker" Knopp hat Patton ja mit Verweis auf diesen Vorfall sogar als "wahnsinnig" bezeichnet - in diesem Fall bin ich wohl ebenfalls wahnsinnig, und sogar stolz darauf *g*
mfG,
Swissman