Re: @ H.Joerg.H. und was allgemeines

Geschrieben von H.Joerg H. am 07. Dezember 2003 17:09:14:

Als Antwort auf: @ H.Joerg.H. und was allgemeines geschrieben von Micha aus dem Süden am 06. Dezember 2003 11:27:27:

Hallo Micha!

Schön zu lesen und zu erkennen, dass man nicht ganz vergessen scheint. Mit meinen zynischen Launen verhält es sich so, wie sich mein Umfeld, außerhalb des Forenlebens, darstellt. Es färbt ab, immer den gleichen Stereotypen auf der Straße zu begegnen, denen es weiter durch alle Schichten des Daseins nicht gelingen will/kann, nur zwecks egozentrischen Verhaltensmustern, dem geprägten Abklatsch derer zu entprechen, die vorleben, dass man nur dann glücklich zu sein hat, giert man weiter den Produkten und fragwürdigen Freizeitgestaltungen unserer Tage nach.

Doch diese Ein-Drücke deformierten so viele schon, wo sie doch gerne ihren freien Willen festigen sollten. Egal wie es sich gliedert, dient keiner einer freien Selbstentfaltung und Selbstfindung, ohne der Gefahr ausgeliefert zu sein, zum billigen Abziehbild zu verkommen - alles im Auftrag der Steigerung eines konsumfreudigen Kannibalismus.

Und dann gehe ich 1-2 Mal die Woche unter Leute, und treffe ob jung ob alt, zu wenigstens 80 Prozent auf zuckende Münder, nervöse Augen und abstehende Lauscher.
Gieriges unbefriedigtes Weibsfleisch gesellt sich hinzu, und nimmt weiter an, ich sei immer noch eine gute Partie - wenn auch nur für die schnelle Nummer zwischendurch. Da vergeht einem alle Sinnlichkeit, und es schwindet die Lust des Lasters nach Geselligkeit in guter Runde.

Und so sitzt man da, erkennt mit verengtem Tunnelblick seinen Tischnachbarn im Gasthaus aus 20 Meter Entfernung gerade noch so, lässt sie alle labern und schwätzen und hetzen über die superreichen Supersportler ohne Leistung, über die verkorkste Politik, über das nächste tolle Auto-Modell. Dann findet sich der hoch bezahlte Beamte ein, der Chef der Sozialhilfe-Abteilung meines Wohnortes ist, beschwert sich darüber, dass seine ihm Anvertraute jetzt arbeitslos geworden ist, und sie im schicken Mercedes-Coupe zum Arbeitsamt fahren muss, um dort vermittelt zu werden, damit auch im nächsten Jahr mindestens 1 3-wöchiger USA-Urlaub und wenigstens 2 Irland Aufenthalte weiter drin sind.

Und dann sitze ich dabei, ich, der seit vielen Jahren mit einer bescheidenen Früh-Rente gut und zufrieden lebe, amüsiere mich beim 7. Glas Bier, drehe mir eine Zigarette, und merke weiter, wie sich doch die Verhältnismäßigkeiten in deutschen Landen verschoben haben. Und nicht immer geht es mir gut dabei!

So wechsele ich die Lokalität, besuche eine versiffte Pinte, treffe auf den 20-Jährigen, der lange keine Zukunft mehr kennt und auch nie kennenlernen durfte.
Der labert einen dann auch zu, "Jörg, du bist meine Mentor", lädt mich zu einem Joint ein, den ich dankend ablehne. Hinterm Tresen die 50 Jahre alte und ausgemerkelte Frau, die es von Berlin in unser Kaff geschafft hat - wohl besser als direkt zum Abdecker verfrachtet zu werden. Zu überteuerten Preisen genehmige ich mir 2 weitere Biere, und besuche die nächste Kneipe.

Dort sitzt dann der Pädophile, der mich als Kind in den Busch zog, und mir weiter das Angebot unterbreitet, "ich hätte dich damals besser umgebracht." Nun ja, schnell 3 leckere Bier, bevor der gierige schmierige Wirt mich über den Tresen ziehen kann, und mich zu einem weiteren (ebenfalls überteuerten Getränk) verleitet.

Die nächste Station ein weiterer Schuppen, die Aushilfsbedienungen alles angehende Abiturientinnen. Die machen einem schöne Augen, haben sie fertig geSMSt, und ihre Privatgepräche eingestellt, folgt der Wechselblick zwischen Trinkgeldglas und mir. Ich bestelle ein weiteres Bier, gucke in die Runde der gleichgeschalteten Idioten, entdecke die gleichen frustierten Fratzen wie eh und je um mich herum, will mittlerweile nur noch meine Ruhe, und höre den gleichen CD-Klängen wie vor 10 Jahren aus der betagten Anlage zu, die wie ich mit den Jahren, einen Sprung in der Schüssel bekommen hat.

Meine Miene verfinstert sich, ich blicke immer böser - einige bekommen Angst vor mir und meinem durchdrigenden Blick, der bei den kleinen sensiblen Verwöhnten durch Mark und Bein zu gehen scheint. Je nach Laune beginne ich in solchen End-Phasen eines solchen Abends mit Pseudo-moralischem Geschwätz, bestelle ein weiteres Bier, und gehe - natürlich mit einem Trinkgeld für die überaus netten und zuvorkommenden angehenden Studentinnen.

Der Weg nach Hause ist nicht weit, meine wachen Blicke schweifen durch die Gassen, dort liegt Abfall, dort eine Konservenbüchse im wettergeschützten Bereich, deren Banderole erkennen läßt dass es dieses Produkt schon lange nicht mehr gibt...Haustür wird aufgeschlossen, und ich habe weiter Abgeschlossen - nicht mit mir persönlich - doch für den Abend, der sich in einer Endlosschleife immer und immer wieder aufs Neualte wiederholt. Die Kraft genügt noch zum PC-Anwerfen, die Biere haben nur unterschwellig gewirkt. Ein Blick ins Forum, und dann denkt man sich bei aller Anonymität, und beim Lesen manchen Unsinns, "da gebe ich jetzt meinen Senf zu." Egal was ich auch in die Tasten haue...

"Meine wachen, durchdachten, hintersinnigen und zuweilen visionären Beiträge" gehören mir nicht mehr. Sie haben sich verflüchtigt, und einfangen lassen sie sich nimmer. Mir fehlt es an Impressionen und Abwechslung. Große Visionen suchen sich in anderen, meine Zeit dafür ist um. Man lebt vor sich hin, ist von Land und Leuten enttäuscht, verbraucht und missbraucht zurückgelassen. Einzig die freie Natur, ein gutes Buch oder ein guter Film, sportliche Betätigung lassen mir ein Leben zu eigen werden, dass den Ausdruck "Leben" noch pur und klassisch umschreiben darf. Und dafür brauche ich wahrlich nicht die Sorte Mensch, die in diesem Land entweder der Unsterblichkeit entgegenstrebt, oder der Jammerlappenfraktion sich angeschlossen hat. Und den sonstigen Spinnern kann und will ich auch nicht mehr unter die Arme greifen.

Persönlich geht es mir gut, Schicksalsschläge ziehen durch jeden hindurch. Und es werden gebündelte Schicksalsschläge folgen, die eine ganze Nation durchstehen muss. Über Schuld und Verantwortung brauche ich nichts schreiben-ich habe meinen Teil Freiheit für mich geschaffen, und gebe zu, dass mein Ton in Wort und Schrift nichts weiter als ein Schutzmechanismus ist, der mich davon abhalten muss, mir alles Leid der Welt aufzubürden. Man muss auch loslassen können-gerade in einem Land wie diesem, die Seichtheit wird zum Siechtum!

Natürlich werden sich (auch meine) Visionen erfüllen-nur keine Ungeduld. Ich schilderte gerne und in früherer Zeit das, was in mir übertragen wurde. Man darf nur nicht verlangen, in regelmäßigen Abständen weiter "von oben her" unterrichtet zu werden. Eine solche Vermessenheit in mir gab und gibt es nicht. In letzter Zeit waren es eben "nur" Vorahnungen im privaten/familiären Umfeld. Außer bei H.Schmidt-dem alten Sozi. Noch läuft seine Uhr, doch sein Lebenssand rinnt ihm durch die Hände...

Wenn du New-York ansprichst: Auch hier bleibe ich dabei, die USA werden von 15-20
"Aktionen" und an verschiedenen Orten getroffen werden!

Es grüßt munter (auch wenn es nicht so klingt)

Jörg

>Lieber Jörg,
>hab außer dem tollen Nordlicht schon lange nichts mehr gepostet hier, weil das Rauschen seit Monaten nur auf- und abschwillt, ohne dass wirklich interessante News dabei rauszuhören wären. Lediglich der Sonnenausbruch war für mich eine echte Meldung ...
>Was mich nachdenklich macht, ist, wie sich Dein Ton verändert: Deine wachen, durchdachten, hintersinnigen und zuweilen visionären Beiträge genieße ich sehr, hab sie sogar in den Tiefen des Archivs nachgeschlagen. Plötzlich mischt sich was Zynisches, fast Bitterböses darunter. Was ist los? Schicksalsschlag? Böse Visionen? Irgendwas anderes, was Dich qält? Mail doch mal...
>Und zur allgemeinen Debatte für alle:
>Mein "Favorit" (blödes Wort)für die EInleitung des Zusammenbruchs bleibt der Atomanschlag auf New York. Ob das nun in alle Prophezeiungen passt oder nicht. Ein solcher Anschlag hätte derart krasse Auswirkungen auf den gesamten "Westen" (im Dominoeffekt Komplettzusammenbruch des westlcihen Geldsystems und Konmplettzusammenbruch der westlichen Wirtschaften; in der Folge heftige soziale Unruhen; Einladung an machthungrige Ex-Kommunisten, sich ein völlig wehrloses Westeuropa unter den Nagel zu reißen...), und er ist vegleichsweise so einfach auszuführen, dass die Verlockung für die vereinigten Arschlöcher dieser Welt (von Al Quaida über Nordkorea, Hussein bis zu Islamisten im pakistanischen Gehemindienst und machtgeilen Russengenerälen) einfach zu groß ist, es nicht zu tun. Wahrscheinlich schichten die alle derzeit ihre Vermögen unauffällig von Dollar in Gold um, und wenn das abgeschlossen ist.... dann GUTE NACHT, Manhattan.



Antworten: