Ständegesellschaft, Leibeigenschaft, Zunftzwang
Geschrieben von franke43 am 03. Dezember 2003 15:55:35:
Als Antwort auf: Zinseszins führt immer zu Kriegen geschrieben von Tashi Lhunpo am 01. Dezember 2003 14:44:35:
Hallo
Hier wird die Geschichte des europäischen Hoch- und Spätmittelalters
stark vereinfacht.Kathedralenbau, Hochgotik, aufblühende Städte, Fortschritte in Handwerk
und Handel, Hanse, frühe Gelehrsamkeit und Wissenschaft an den
neuen Universitäten, das ist die eine Seite.Die andere Seite ist bzw. war der rigide Ständestaat, die Abschottung
von Adel und Klerus gegen das "einfache Volk", die geknechteten und
zum grossen Teil rechtlosen und leibeigenen Bauern, und noch unter
ihnen die unselbständigen Landarbeiter (Knechte und Mägde), der starre
Zunftzwang im städtischen Handwerk, das unterentwickelte Rechtssystem.Nicht zu vergessen: die grossen Krankheitsepidemien in den voll-
gestopften und unhygienischen Städten, allen voran die grosse Pest
von 1347-1351.Nicht zu vergessen: die ständigen Kreuzzüge im Hochmittelalter.
Man muss sich hüten, beim Mittelalter von einem Idealbild
auszugehen, auch wenn die Fehler damals andere waren als die
Zinseszinswirtschaft seit dem Frühkapitalismus der Fugger und
Welser.Wer würde heute schon in einer Zeit der strengen Gedankenkontrolle
und der ständigen Häresieprozesse (Jeanne d´Arc, Jan Huss) leben
wollen ? Bock auf Katharerkreuzzug oder auf "Kinderkreuzzug" oder
auf den X-ten Italienzug von König Heinrich oder Lothar YYY ?Eine Erbmonarchie der damaligen Art kann man noch ertragen, wenn
der König sich ehrlich um Gerechtigkeit und Frieden bemüht. Aber
wenn nicht (und das war wohl die Regel) ? Ich finde, ein guter
König ist mancher demokratisch gewählten Regierung (keine Namen!)
vorzuziehen, aber die Erbfolge gibt keinerlei Garantien.Jede zeit hatte ihre Plage, auch das hohe und späte Mittelalter.
Gruss
Franke