Seti@Home: 125 Millionen interessante Signale
Geschrieben von Elias am 23. Dezember 2000 17:32:21:
Seit 18 Monaten sucht das ambitionierte Projekt Seti@Home der University of California in Berkeley mit Hilfe freier Rechnerkapazitäten von Nutzern aus aller Welt nach intelligenten Signalen und Lebenszeichen aus dem Weltraum (wir berichteten). Trotz rund einer halben Millionen Jahren in Computerzeit, die das Projekt schon benötigte, soll jedoch die richtige Arbeit erst im Januar des nächsten Jahres beginnen, berichtet das eZine Wired. Seit dem Start des Projektes luden 2,6 Millionen Nutzer aus 226 Ländern den Seti-Screensaver auf ihren Rechner. Dieser analysiert Radiosignale, wenn die PC-Besitzer ihren Computer nicht nutzen.
Der Bildschirmschoner sucht nach starken Signalen im Hintergrundrauschen des Universums. Aber die Entschlüsselung etwaiger empfangener Alien-Botschaften fremder Zivilisationen beginnt erst Ende Januar 2001. Zu diesem Zeitpunkt verbindet Seti alle eigenen Back-End-Server mit seinem bestehenden Netz. "Wir haben erst vor kurzem mit der Analyse verschiedener gefundener Daten begonnen," berichtet David Anderson, Leiter des Seti-Projekts.
Bis jetzt haben die Seti-Bildschirmschoner 500 Millionen starke Radiosignale, die vom Radioteleskop im puertorikanischen Arecibo gesammelt wurden, herausgefiltert. Dieses weltgrößte Teleskop wurde in die schüsselartige Vertiefung einer Bergspitze gebaut. "Auf dem Screensaver sehen diese Signale aus wie Wolkenkratzer, die aus dem Gras herausragen," beschreibt Dan Werthimer das Phänomen. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Projekts am Space Sciences Laboratory von Berkeley.
Mit der Hilfe von Algorithmen siebten die Forscher rund 125 Millionen besonders interessant erscheinender Signale aus dem Datenpool heraus. Alle diese Signale beschreiben eine glockenartige oder Gauss-Kurve. Während das Arecibo-Teleskop den Himmel absucht werden Signale dieser Art erst stärker und dann wieder schwächer, so daß die Daten ein glockenförmiges Profil annehmen. Signale, die so aussehen, könnten eher von einer einzigen Stelle im Weltraum kommen – beispielsweise von einem Planeten der einen "nahegelegenen" Stern umrundet – anstatt von Mobiltelefonen, Flugzeugen oder Satelliten. "Diese charakteristischen Muster sind sehr aufregend," meint Werthimer.
Aber um wirklich ein Zeichen einer anderen Zivilisation zu sein, müßten die Signale immer aus demselben Teil des Universums kommen, mit derselben Frequenz. Zudem müßten die Signale mehrmals empfangen werden. Dies würde auf kontinuierliche Signale hindeuten und nicht nur auf einen beliebigen Energieausstoß. Allerdings haben die Seti-Forscher schon mehrere solcher kontinuierlichen Botschaften empfangen: Es wurden hunderte von Signalen identifiziert, die zwei-, drei- und sogar viermal innerhalb von 18 Monaten empfangen wurden. Diese sind auf einer Weltraumkarte verzeichnet.