US-Armee und CIA fürchten wachsenden Widerstand in Irak

Geschrieben von Bost am 13. November 2003 12:16:09:

Als Antwort auf: Nachrichten (o.T.) geschrieben von Napoleon am 13. November 2003 06:19:31:

Überrascht hier glaub ich keinen wirklich aber zur Bestätigung eine wichtige Nachricht:


US-Armee und CIA fürchten wachsenden Widerstand in Irak und Verlust der Initiative

Die US-Regierung wollte nie einen Guerillakrieg in Irak führen, nun steckt sie mittendrin. Inzwischen gibt es täglich 30 bis 35 Angriffe auf die US-Armee. Armee und Geheimdienst fürchten bereits, dass der Kampf bald verloren sein könnte.

Die amerikanischen Soldaten in Irak sind besorgt: «Ich glaube, dass Saddam Hussein schon immer plante, einen Aufstand zu organisieren, wenn Irak fallen sollte.» Das zumindest sagte der kommandierende General der 82. Luftlandedivision Charles H. Swannack Jr., der «Washington Post». Swannack befehligt die Truppe, deren Einsatzgebiet das so genannte sunnitische Dreieck ist, die Region des härtesten Widerstandes gegen die amerikanischen Besatzer.
Doch nicht nur er ist der Meinung, dass dieser Widerstand inzwischen gut organisiert ist und immer schlagkräftiger wird, und dass Hussein hinter allem steht: «Deswegen sehen wir so viele Waffenverstecke im ganzen Land. Sie hatten geplant, weiter zu machen und den Aufruhr zu organisieren, sollte Irak fallen.»

Kritische Masse bald erreicht

Die CIA fürchtet, dass bald auch große Teile des irakischen Volkes diesen Widerstand unterstützen, sollte sich nicht grundlegend etwas an der Situation ändern. Die Lage könne sich in den kommenden Monaten noch weiter verschlechtern, sagen Regierungsbeamte unter Berufung auf einen vertraulichen CIA-Bericht, der vor kurzem in Washington ausgegeben wurde.

Immer mehr Iraker seien enttäuscht und könnten sich den bewaffneten Kämpfern anschließen, wenn nicht bald eine Wende erreicht werde. Der Versuch, eine Demokratie zu installieren, könnte dann scheitern.

Die amerikanische Zivilverwaltung in Irak glaubt noch immer, dass sie die Lage unter Kontrolle hat, doch ihre Meinungsumfragen widersprechen den Berichten von Geheimdienst und Armee. Laut der Zivilverwaltung sind 72 Prozent der Iraker dafür, dass die US-Truppen länger als nur ein paar Monate im Land bleiben.

Iraker haben Schock der Niederlage überwunden

Die Armee jedoch spürt jeden Tag, dass der Widerstand härter wird. Die letzten Angriffe seien so gut organisiert und ausgeführt, dass einige Militärs glauben, Saddams Generäle hätten sie geplant.

Swannack sagte laut der «Post», er glaube, der schnelle Fall von Bagdad habe Hussein möglicherweise überrascht und ihn daher für einige Monate davon abgehalten, einen organisierten Widerstand aufzubauen. Nun aber habe er seine Truppen wieder im Griff. Das würde den seit Anfang August immer stärker werdenden Widerstand erklären, doch gibt es in Irak auch Fraktionen, die glauben, so ein Guerilla-Krieg sei nicht von Anfang an geplant gewesen und erst in den vergangenen Monaten aufgebaut worden.

Die CIA teilt die Ansicht, dass viele der ehemaligen Mitglieder des Regimes vom Untergang überrascht wurden, sich nun aber neu gruppiert hätten. Und sie bekämen immer mehr Zulauf aus der Bevölkerung.

«Es gab eine Zeit, in der die Öffentlichkeit glaubte, dass das Hussein-Regime vorbei sei, und in der die Überzeugung vorherrschte, wir seien die stärkste Macht im Land», zitiert die «Post» einen Regierungsmitarbeiter, der mit dem CIA-Bericht vertraut sei. «Aber mehr als über uns sind sie jetzt darüber besorgt, dass von der alten Führung Vergeltung drohen könnte. Wenn diese Gruppe eine kritische Masse erreicht, könnte alles den Bach runter gehen.» Der eingesetzte irakische Regierungsrat genieße schon jetzt nur wenig öffentliche Unterstützung, so der CIA-Report.

Zu wenig Informationen

CIA und Armeeführung sind sich darin einig, dass der Widerstand zunimmt, besser organisiert wird, und dass die Anschläge heftiger und zahlreicher werden. Inzwischen wurde das Hauptquartier des Roten Kreuzes angegriffen, dass der Vereinten Nationen, das Hotel, in dem Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz schlief, und auch die Botschaften von Jordanien und der Türkei waren bereits Ziel von Anschlägen.

Der Selbstmordanschlag auf das italienische Hauptquartier am gestrigen Mittwoch ist ein weiterer Beleg. Befindet es sich doch in einer Gegend, die bislang als relativ sicher galt. Ein ungenannter Offizier sagte, dies sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass geplant ist, «die Gewalt in jede Ecke des Landes zu tragen».

Im Mai und Juni registrierte die Armee fünf bis sechs Angriffe am Tag, im August waren es bereits bis zu 15. Wie Ricardo Sanchez, der Oberkommandeur der Truppen in Irak, in dieser Woche sagte, sind es inzwischen «30 bis 35 Angriffe jeden Tag».

Die Armee hat jedoch noch ein Problem: Sie weiß nicht, gegen wen sie kämpft. Die Geheimdienstinformationen über Hintermänner und Planer der Angriffe seien spärlich und würden immer weniger, so die «Post» unter Berufung auf Offiziere. Zu wenig Übersetzer, Analysten und vor allem Agenten haben die Amerikaner in Irak. «Wir bekommen nicht die menschlichen Quellen, die wir bräuchten, um nur einige dieser Verbindungen innerhalb der Regionen, zwischen den einzelnen Gebieten und im ganzen Land herauszufinden», so General Swannack.

Die Zeitung zitiert den ehemaligen Colonel Andrew J. Bacevich, der inzwischen an der Boston University Strategie lehrt, mit den Worten: «Der Feind führt einen Krieg gegen die Besetzung. In einiger Hinsicht zeigt ihr Feldzug größeren Zusammenhalt und mehr Logik, als unser eigener.» (nz)





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