Sonnenflares kündigen globalen Krieg und Vernichtung der Menschheit an
Geschrieben von Nostradamus am 05. November 2003 20:29:
http://www.blaudrachenstein.de/Sonnenfinsternis.htm
Ein lautes, knackendes, krachendes Geräusch erfüllte die kleine metallene Halbkugel des Sonnenobservatoriums auf dem Wetterstein, einige Kilometer südlich von Garmisch-Partenkirchen. Thomas Bremer, der Solarwissenschaftler aus dem weit entfernten Kiel, zuckte erschrocken von seinem Teleskopmonitor auf, wo gerade die Projektion einer Sonnenfinsternis Gestalt annahm.
"Herr Gott, Josef !" schnauzte er in gestochenem Hochdeutsch seinen Kollegen an. "Muß das denn sein? Sie stören meine Konzentration. Ich würde Ihnen empfehlen, sich dieses Schauspiel ebenfalls anzusehen, denn eine zweite Chance werden Sie hier in Deutschland wohl nicht mehr bekommen." Bremer beugte sich wieder über den Monitor. "Ahh, die Eclipse ist fast vollständig." äußerte er, aber wohl eher zu sich selbst.
Es krachte erneut, als der zuvor Angesprochene ein weiteres Mal in seinen knackigen Apfel biß und schließlich abwinkend von seiner scheinbar so spannenden Lektüre aufsah. Seine Antwort kam in einem für Bremers Ohren widerwärtig breiten, fast unverständlichen bayerisch:
"Woast wos Dom ? Dess is oalles nimma so wichdich." Bremer verzog das Gesicht und schob den Kopf zwischen die Schultern. Wie hatte er sich nur zu diesem Job überreden lassen können. Zwei Jahre mit so einem Bauern eingepfercht in diesem Observatorium zu sitzen. Gut, der Job wurde einigermaßen ordentlich bezahlt, aber niemand hatte ihn vor Josef Müller gewarnt. Wenn dieses Individuum nicht so ausgezeichnet mit Computern umgehen könnte, dann hätte er, Bremer, diesen Menschen schon längst ablösen lassen.
"Was? Nicht wichtig? Wie kommen Sie denn darauf?"
"Jo mei, des hot doch der Nosferatu voraus g´sagt."
"Sie meinen wohl Nostradamus."
"...hob i doch g´sagt. Egal, auf oalli Fäll, is dess egal, denn der Nostradamus hot g´sagt, daß heit auf´d Nocht, um die Middagszeid a neier Schreckensherrscher auf´d Welt kimma dad. Und wenn der kimmt, dann is eh oalles Wurschd."
"Ach, papperlapapp! Wer glaubt denn noch an so einen Blödsinn?" winkte Thomas ab und widmete seinen Blick wieder der sich ständig verkleinernden Sonnensichel auf dem Monitor.
"Ihh scho. Und mei Weiberl, die Leni, glabt dess ah."
"So, so. Und beschreibt dieser Nostradamus denn auch, wie dieser Herrscher aussehen soll?"
Josef begann ob dieser Frage heftig in seinem Büchlein zu blättern. Doch sein Suchen wurde nicht belohnt, und so antwortete er:
"Naa. Doa stehd nix drin. Oaber dess wer´ma scho merg´n wenn a doa is."
Bremer grinste teuflisch, denn er hatte eine Idee. Er nahm die Taschenlampe vom Schreibtisch nebenan, und knipste dann das Licht in der Kuppel per Fernsteuerung aus. Er drehte sich zu seinem Gesprächspartner herum, und hielt sich die eingeschaltete Lampe unter das Kinn. Seine Grimasse erstrahlte in der Düsternis des Observatoriums wie die Maske einer uralten Mumie, die nach 5000 Jahren Dunkelheit zum ersten Mal vom Schein einer Öllampe erhellt wurde, und sprach:
"Dann, mein Lieber, ist es vielleicht schon zu spät."
Müller hatte seinen Kollegen mit Erstaunen beobachtet, doch nun konnte er sich vor lachen fast nicht mehr auf dem Stuhl halten. Er hatte den Professor immer für einen steifen, alten Sack ohne Sinn für Humor gehalten, doch dieser Auftritt, so klein er auch war, übertraf Müllers kühnste Erwartungen.
Plötzlich begann eine Sirene zu jaulen, und ein großes, Blinklicht tauchte die Kuppel abwechselnd in den feurigen Schein der Hölle und in das beruhigende Grau in Grau der Dämmerung.
Müller sprang von seinem gemütlichen Sessel auf und rannte zu seinem Computerterminal, um nachzusehen, was dieser Lärm zu bedeuten hatte.
"Was zum Teufel ist auf einmal los?" wollte Bremer wissen. Josef betrachtete sich die Anzeigen auf dem Monitor. Seine Finger hasteten über die Tastatur seines Rechners, und so plötzlich wie es begonnen hatte, verstummte der Alarm wieder.
"Dess woar´n die Sensor´n für die Produberanz´n!" rief Müller seinem Kollegen zu, der nun gebannt die Sonnenfinsternis beobachtete.
"Zeichnen wir auf?" fragte Thomas zurück.
"Freilich. ´s Video is ei´g´schald´n. Woas gehd´n oab?" fragte er den anderen und gesellte sich zu ihm. Bremer schob gerade mittels eines langen Hebels eine weitere Filterlinse vor das Teleskop, und vergrößerte dadurch das Bild auf dem Monitor. Die Sonne war nun vollständig vom Mond bedeckt, und die Corona erstrahlte in ihrer ganzen Pracht. Eine Sonneneruption, eine sogenannte Protuberanz, erhob sich an ihrer linken Seite weit über die Corona hinaus. Bremer begann zu schwitzen, und als sich eine weitere Eruption so extrem ins All hinaus bewegte, meinte er:
"Oh, oh! Das sieht nicht gut aus."
"Wiea moanst´n dess jeza?" fragte Josef darauf hin.
"Ich weiß noch nicht genau. Aber Protuberanzen in dieser Größe haben immer schlimme Auswirkungen zur Folge gehabt. Hitzewellen, Springfluten, Erdbeben und so weiter." Es folgten noch drei weitere, schwere Ausstöße von Gasmasse ins All, dann schob sich der Schatten des Mondes wieder weiter, der sogenannte Diamantring wurde sichtbar und verhinderte mit seinem gleißenden Strahlen die weitere Beobachtung der Sonne. Bremer wechselte hektisch solange die Filter, bis er die Sonne wieder in ihrer ganzen Pracht beobachten konnte. Sein Blick wanderte auf ein Spektroskop, das neben dem Videorecorder stand. Zwei weitere Eruptionen wurden angezeigt.
"Woas mach´ma denn jeza?" wollte Müller wissen.
"Wir rufen in München an. Die werden sich dann um alles Weitere kümmern müssen."
Einige Tage später, flimmerte im Observatorium der Fernseher bereits am frühen Morgen. Tags zuvor, hatten die Nachrichten bereits von den ersten Unwettern berichtet. Japan war von einer unglaublichen Flutwelle, Tsunami genannt, heimgesucht worden. Die Inseln Shikoku und Kyushu existierten praktisch nicht mehr. Ebenso wie die Städte Osaka und Kyoto, geballte Industriezentren auf der Hauptinsel Honshu, sowie zahlreiche kleinere Städte und Dörfer auf dem Südteil der Insel. Hokkaido, die nördlichste Insel, versank jetzt bereits unter den Schneemassen, die sonst erst im Januar erwartet wurden. Und ein Ende war nicht in Sicht. Ähnlich, erging es der Insel Taiwan, und dem Norden der Philippinen. Der Süden der gewaltigen Inselgruppe wurde von einem Wirbelsturm nach dem anderen traktiert. Erdbeben durchzogen China vom Osten nach Westen. Die ganze Küstenregion von Shanghai über Fushou, Xiamen, bis hinunter nach Shantou, Hongkong und Macao gab es nicht mehr. Sie war einige Hundert Kilometer landeinwärts vom Festland abgebrochen und im Meer versunken. Selbst Peking, ganz im Norden, war von einer Flutwelle hinweg gefegt worden.
Auf dem indischen Festland tobten Feuerstürme nie gekannten Ausmaßes. Sri-Lanka war bis auf die Spitze des 2042 Meter hohen Adam´s Peak im Indischen Ozean versunken.
Im Jemen, Oman und in Saudi-Arabien, standen die Ölfelder in Flammen. Aussicht auf Löschung ? Keine. Extreme heiße Wüstenwinde trieben den Rauch und einen Teil der Feuer in die Städte. Die Menschen flohen nach Norden.
Afrika verbrannte unter einer Hitzewelle. Millionen von Menschen und Tieren verdursteten. Die Regenwälder des Kongo und des Amazonas trockneten rapide aus. Südafrika war auf der Linie des Südlichen Wendekreises abgebrochen und im Atlantic verschwunden. Von Madagaskar, waren nur noch die Spitzen jener Berge zu erkennen, die einstmals mehr als 2000 Meter hoch waren.
Und so zogen die Katastrophen rund um die Welt. Millionen von Opfern waren zu beklagen. Selbst in Nordamerika, einem Land, das schon Jahre zuvor immer wieder mit extremsten Wettersituationen zu kämpfen hatte, hatte man jeden Überblick verloren.
Tornados fegten unablässig über das Landesinnere. Hitzewellen grillten die Küstenregionen im Süden, Blizzards gefrierten die nördlichen Regionen. Mittelamerika war nicht mehr vorhanden. Wie mit einem Messer abgetrennt, war Panama von der Grenze nach Kolumbien verschwunden, und Guatemala hatte sich von Mexiko gelöst. Die Bahamas und die Antillen waren ebenfalls vom Angesicht der Welt gewischt worden.
San Francisco, Los Angeles und San Diego, waren mit dem Rest von Kalifornien auf Höhe des Highway Nr. 8 ebenfalls vom Festland abgebrochen und im Meer versunken. Die Mexiko vorgelagerte Halbinsel von Niederkalifornien eingeschlossen. Die einzige Ausnahme bildete der kleine Ort Cabo San Lucas an der Südspitze der Halbinsel. Er ragte nach wie vor aus dem Wasser und wurde derzeit mit Sonnenschein und + 30° Celsius belohnt.
Auch in Europa hatte sich einiges verändert. Von Irland über Wales und Bristol bis nach Portsmouth war Land unter gemeldet. Schottland erstickte im Schnee und trieb selbst die patriotischsten Highlander freiwillig gen Süden.
Die Bretagne und die Normandie waren bis auf Höhe von Nantes und Le-Mans ein einziger Sumpf.
Nordspanien hatte durch das Band der Cordillera Cantabrica einen unschätzbaren Wall, der sie vor den Fluten des Atlantik beschützt hatte. Doch Portugal und Galicien hatten nicht so viel Glück.
Merkwürdiger Weise, hatte der Mittelmeerraum nur einige wenige Unwetter erfahren. Sizilien und Süditalien waren von ihrem ersten Wirbelsturm verwüstet worden. Griechenland und die Türkei leideten wieder einmal unter heftigen Erdbeben.
Und die Kfor-Truppen im ehemaligen Jugoslawien kämpften mit einem sehr frühen Wintereinbruch in den Bergen von Benjaluka bis Skopje.
Norddeutschland stand völlig unter Wasser. Die Massen hatten sich über Oldenburg, Bremen und Hamburg bis nach Osnabrück und Braunschweig gewälzt. Das Gebiet war auf Jahre hinaus unbewohnbar geworden.
Starke Regenfälle, zum Teil mit heftigen Hagelschlägen in den Gebirgen, hatten allerorts zu Überschwemmungen geführt, die aber nach und nach wieder weichen würden. Auch wurden in einigen Regionen leichte Erdbeben registriert, diese hatten jedoch nur wenig zu Beeinträchtigungen geführt. Alles in Allem, schien die Lage für die Deutschen noch recht gut zu sein. Dennoch, hatte sich der Planet noch nicht beruhigt, und in den ehedem schon stark betroffenen Gebieten wurde weitere starke Unwetter erwartet.
Starker Regen, durchsetzt mit einigen eisigen Brocken, hämmerte auf das nun geschlossene Kuppeldach des Observatoriums. Bremer und Müller hatten es sich vor ihren Geräten gemütlich gemacht und beobachteten sowohl das Spektroskop wie auch die laufende Nachrichtensendung im Fernsehen.
"Ha, so a Mistwedda , hoab i scho lang nimma g´sehn. Da kemma froh sann, daß ma auf´m Berg woahn´a.!" meinte Müller kommentierend zu den Nachrichten.
"Nun, ausnahmsweise kann ich Ihnen da nur beipflichten. Meine Familie hat es da leider nicht so gut getroffen. Mein Elternhaus in Kiel, ist bis unter das Dach voll mit Wasser. Vermutlich hat es sich gerade ein Fischlein auf meinem Sofa bequem gemacht."
"Joa, freilich. Und vermudlich schaug´ts grad im Fernseher, wia´s uns da Himmel auf´s Doach reg´nat." antwortete Müller und lachte dann herzhaft. "Auf alli Fäll, woas i jeza, wiea der Schreckensherrscher aus´sicht. Oaber, irgend wiea, werd´ i den Gedang´n net los, daß mir an menschlicher Herrscher lieaber g´wes´n war, denn der hät wahrscheinlich net so viel Leit um´bracht bis man am Schlafittchen g´habt hät, wiea die Stürm da draußen."
Auch hierüber konnte Bremer nur zustimmend nicken. Wieder einmal hatten sich Nostradamus Weissagungen bewahrheitet. Und so fragte sich Thomas Bremer; Wie lange würde wohl noch der Schatten dieses bereits im 16. Jahrhundert verstorbenen Mannes über dieser Welt schweben. Sie von einem dunklen Ereignis in das nächste treiben, so wie die Sonne den Schatten des Mondes über die Erde trieb.
ENDE