(Nicht nur) @JeFra: Judentum, Kommunismus und US-Nahostpolitik

Geschrieben von Swissman am 03. November 2003 01:09:21:

Als Antwort auf: Judentum und deutschfeindlicher Linksextremismus geschrieben von JeFra am 29. Oktober 2003 21:33:25:

Hallo JeFra,

Ich bestreite überhaupt nicht, dass es eine Anzahl Personen gibt, die vorgeben, jüdisch zu sein (es aber nur ihren Vorfahren nach, in einem ausschliesslich genealogischen Sinne, sind) und Ziele verfolgen, die man strikte ablehnen muss. Theorien, wonach alle Juden (ohne jede Ausnahme) an einer Verschwörung mitwirken würden, um die Weltherrschaft an sich zu reissen, halte ich hingegen für ausgemachten Blödsinn.

Ebenso bestreite ich entschieden, dass es möglich sein soll, gleichzeitig Jude UND Kommunist zu sein: Das Judentum ist in allererster Linie eine Religion, während eine der wichtigsten Forderungen von Karl Marx bekanntlich gerade darin besteht, sämtliche Religionen (einschliesslich der jüdischen!) zu vernichten. Es erstaunt daher nicht im mindesten, dass in der UdSSR Gläubige jeder Religion (Christen, Juden, Moslems, Buddhisten, sibirische Schamanen,...) grausam verfolgt wurden. - So erwähnt Alexander Solschenizyn in seiner Trilogie "Archipel Gulag" einen Rabbiner, mit dem er zeitweise die Zelle geteilt hatte.

Ein "Volk" sind die (heutigen) Juden nur in dem Sinne, in dem in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gläubigen auch als "Volk Gottes" bezeichnet wird. Der Laie denkt sich ja im allgemeinen, "die" Juden seien mit den Israeliten, die er aus dem Alten Testament kennt, identisch, was aber nur teilweise der Fall ist: Bereits in der Antike kam es, obwohl die Israeliten nicht aktiv missionierten, zu gelegentlichen Fälle von Konvertiten.

Sodann sollte man wissen, dass die jüdische Religion in Äthiopien bereits früh Fuss fasste: Laut äthiopischen Quellen stammte die Königin von Saba aus dem damaligen Königreich Aksum, aus dem später das heutige Äthiopien hervorgehen sollte. Anlässlich ihres Besuches bei König Salomon sei sie zum Judentum konvertiert. Nach ihrer Rückkehr folgte ihr erst ein erheblicher Teil der Führungsschicht, später auch der überwiegende Teil des Volkes. – Diese Darstellung wird durch archäologische Befunde gestützt: Synagogen und jüdische Kultgegenstände lassen sich nahezu flächendeckend nachweisen.

Die äthiopischen Chronisten wissen zudem zu berichten, dass Salomon und die Königin sich auch sonst näher gekommen sind: Ihr Sohn, Prinz Menelik soll von Salomon gezeugt worden sein. Als junger Mann habe Menelik seinerseits den Hof Salomons besucht, um seinen Vater kennenzulernen. Diese habe ihn auch ohne weiteres als seinen Sohn anerkannt.

Als Menelik wieder in seine Heimat zurückkehrte, soll er die Bundeslade aus dem Tempel von Jerusalem gestohlen und mit nach Aksum genommen haben, wo sie laut der Äthiopischen Orthodoxen Kirche bis zum heutigen Tag aufbewahrt und anlässlich des alljährlich stattfindenden Timkat-Festes in einer Prozession durch die Stadt getragen wird.

Die äthiopischen Kaiser legten bis zuletzt grossen Wert darauf, ihre Abstammung über Menelik auf König Salomo zurückführen zu können. Nebst einer Vielzahl anderer Titel führten die äthiopischen Herrscher daher u. a. auch den Titel "Löwe von Juda".

Heute spielt das Judentum in Äthiopien keine grosse Rolle mehr, da sich das Christentum hier bereits sehr früh auf breiter Front durchsetzen konnte: Tatsächlich war Äthiopien nach Armenien und Edessa der dritte Staat überhaupt, in dem das Christentum zur Staatsreligion wurde. Dennoch leben in Äthiopien und Israel noch einige zehntausend äthiopische Juden, die sich selbst als Falaschen bezeichnen.

Die Existenz der Falaschen widerlegt übrigens pseudowissenschaftliche Behauptungen, wonach es eine "jüdische Rasse" gebe.

Zahlenmässig erheblich wichtiger ist der andere geschichtlich nachweisbare Fall einer Massenkonversion, die im Frühmittelalter stattfand, als der damalige Herrscher der Khasaren das Judentum annahm und es zur Staatsreligion erklärte. Bei den Khasaren handelte es sich um ein Turkvolk, das im Grossraum Südrussland/Ukraine/Kaukasus ein eigenes Reich gegründet hatte, und dem in der Folge die Rolle eines Pufferstaates zwischen Byzanz und den Arabern zukam. Faktisch brachte das militärisch starke Khasarenreich die islamische Expansion am Kaukasus zum Stillstand, und später kostete es auch die Mongolen einiges an Zeit und Mühe, das Khasarenreich zu zerschlagen.

Man kann daher durchaus sagen, dass Khasaren für Europa als Wellenbrecher gegen die zentralasiatischen Reitervölker fungierte. – Ein Verdienst, dass man in Schulgeschichtsbüchern meist vergeblich suchen wird.

Die heutigen Juden unterteilen sich in mehrere Zweige, von denen zahlenmässig vor allem zwei von Bedeutung sind: Die Sephardim und die Aschkenasim – dabei stammen die Sephardim überwiegend von den Hebräern, den Israeliten, die man aus dem Alten Testament kennt, ab. Die Aschkenasim stammen demgegenüber grösstenteils von den Khasaren ab: Nachdem Dschingis Khan das Khasarenreich zerschlagen hatte, flüchteten die Überlebenden, soweit sie der Sklaverei entkommen konnten, in die Nachbarstaaten und zerstreuten sich in der Folge über ganz Osteuropa.

Man schätzt, dass zwischen 50 und 90% (der tatsächliche Wert dürfte sich wohl irgendwo dazwischen bewegen, lässt sich aber nicht exakt bestimmen) der heutigen Juden ihre Abstammung nicht auf die Hebräer, sondern auf die Khasaren zurückführen können.

Da das heutige Judentum, wie ich gezeigt habe, seine Herkunft nach durchaus heterogen ist, sind Behauptungen über bestimmte, "den Juden" aufgrund ihrer ethnischen Herkunft angeblich eigene Charakterzüge wissenschaftlich nicht haltbar – allein schon deshalb, weil es eine gemeinsame Herkunft, die diese Theorien voraussetzen würden, ja gar nicht gegeben ist. Hinzukommt, dass es ohnehin Unsinn ist, menschliches Verhalten auf die Gene zurückführen zu wollen – jeder Mensch ist in seinen Entscheidungen von Natur aus frei und kann sich so oder so entscheiden.

Wie in jeder hinreichend grossen, repräsentativen Bevölkerungsgruppe gibt es auch unter den Juden gute und böse Menschen, Täter und Opfer. – Das "Gesetz der grossen Zahl" dürfte ihnen ja bekannt sein. So gibt es durchaus auch antizionistische Juden, über die allerdings nur selten berichtet wird: Tatsächlich ist einer der engsten Ratgeber Yasser Arafats ein jüdischer Rabbiner, der laut eigener Aussage täglich für den Untergang des Staates Israel betet, den er aus religiösen Gründen als "unjüdisch" verurteilt...

Generell lässt sich sagen, dass eine Mehrheit der Orthodoxen Juden den Staat Israel ablehnt. Die beiden zahlenmässig sehr kleinen Gruppen der Samariten und der Karaiten lehnen Israel geschlossen ab. Karaiten und Samariten anerkennen ausschliesslich die Thora und lehnen Talmud und andere ausserthoraische Überlieferungen ab.

Dass manche (im allgemeinen besonders laute) Gruppierungen, die den Anspruch erheben, für "die Juden" zu sprechen, diesen einen Bärendienst erweisen, ist eine offensichtliche Tatsache. Bekanntlich wurde von Seiten des KGB versucht, die westlichen Gesellschaften möglichst flächendeckend zu unterwandern: Es gibt nicht den geringsten Grund, anzunehmen, dabei hätte man ausgerechnet vor jüdischen Organisationen Halt gemacht – im Gegenteil: Seit 1945 muss man Jüdische Organisationen sogar als besonders lohnende Ziele für eine östliche Unterwanderung ansehen!

Infolge des Holocaust kommt diesen Organisationen, insbesondere (aber nicht nur) im deutschen Sprachraum, ein weit über ihre eigentliche Grösse hinausgehender Einfluss auf die öffentliche Meinung zu. Wenn es gelingen würde, hier einen Maulwurf einzuschleusen, dann könnte man diesen gezielt dazu einsetzen, die "Political Correctness" (laut Anatoli Golitsyn ebenfalls eine "Errungenschaft" sowjetischer Unterminierung!) zu fördern und die Feinde des Kommunismus mundtot zu machen.

Tatsache ist, dass die "Auschwitzkeule" eigentlich immer funktioniert – ich verwende sie als Enkel eines KZ-Überlebenden sogar selbst, um besonders dreiste Anwürfe von Links abzuwürgen (schliesslich können dieses Spiel auch zwei spielen *g*)

Ich wäre daher wirklich sehr erstaunt, wenn man bei einer Überprüfung nicht auch in jüdischen Gruppierungen den einen oder anderen Maulwurf (auch in leitender Position!) finden würde. Diese Agenten gibt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, doch handelt es sich dabei eben um keine Juden, sondern um Söhne und Töchter jüdischer Eltern, die irgendwann ihren Glauben über Bord geworfen und die Seite gewechselt hatten. Heute sind sie Kommunisten und geben lediglich vor, jüdisch zu sein.

Auch in der katholischen Kirche wurden in der Vergangenheit verschiedentlich solche Infiltranten enttarnt; teilweise hatten diese sogar die Priesterweihe empfangen! – Selbstredend handelte es sich dabei nicht um Katholiken, sondern um Kommunisten, die lediglich – mehr oder weniger überzeugend – vorgegeben hatten, katholisch zu sein. Gewisse Entscheidungen der Episcopal Church, der Anglikanischen Kirche in den USA, lassen den Schluss zu, dass auch hier Maulwürfe am Werk sein könnten...

Was nun die US-Nahostpolitik betrifft, so habe ich stets (z. B. hier) die Ansicht vertreten, dass der Irak-Krieg ein Fehler sei. An dieser Meinung hat sich überhaupt nichts geändert – im Gegenteil: Die Ereignisse geben mir ganz offensichtlich recht!

Zudem vertrete ich bezüglich des Iran einen ganz anderen Ansatz, als ihn die USA nach wie vor verfolgen – nachzulesen beispielsweise hier.

Anders sieht es in Afghanistan aus: Dass unter Bill Clinton die Taliban nicht nur nicht bekämpft, sondern sogar noch unterstützt wurden, ist ein weiterer Beweis für meine negative Beurteilung der Ära Clinton. – Dass es hier früher oder später zum offenen Konflikt kommen musste, war abzusehen. Der Feldzug gegen die Taliban geniesst daher durchaus meine Unterstützung. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte man dieses Regime sogar schon viel früher ausgeräuchert...

mfG,

Swissman


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