Anklage konfrontiert Ex-Chef von Tyco mit Party-Video

Geschrieben von Hubert am 01. November 2003 20:50:42:

Als Antwort auf: NACHRICHTEN (01.11.) (owT) geschrieben von Johannes am 01. November 2003 11:22:58:

Anklage konfrontiert Ex-Chef von Tyco mit Party-Video
Aus der Financial Times Deutschland vom 29.10.2003

Die Prozesse um die amerikanischen Börsenskandale haben mit dem Verfahren gegen den Ex-Chef von Tyco, Dennis Kozlowski, ihren skurrilen Höhepunkt erreicht. Die Geschworenen wurden am Dienstag mit dem Video einer 2 Mio. $ teuren Geburtstagsfeier in einem sardischen Luxushotel konfrontiert.

Kozlowski veranstaltete die Feier als Vorstandschef des US-Mischkonzerns zur Hälfte auf Firmenkosten. Die Anklage sieht in der sechstägigen Party unter dem Motto „Der Luxus des römischen Imperiums“ den Beweis dafür, dass sich Kozlowski unverfroren aus der Konzernkasse bedient hat. Die Verteidigung versuchte die Veranstaltung als Geschäftsreise darzustellen.

Kozlowski hatte Tyco durch wilde Zukäufe zu einem der größten Konglomerate gemacht und avancierte 2001 zum Liebling der Wall Street. Nun wird ihm vorgeworfen, Tyco zusammen mit seinem Finanzchef um 600 Mio. $ betrogen zu haben. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 30 Jahre Haft.

Nach Angaben der damaligen Tyco-Veranstaltungsmanagerin Barbara Jacques dauerte es ein halbes Jahr, die Feier zum 40. Geburtstag von Kozlowskis Frau, der ehemaligen Kellnerin Karen Mayo, vorzubereiten. 75 Gäste wurden in das noble Hotel Cala di Volpe an der teuersten Strandmeile Italiens auf Sardinien geladen. Für die Festivitäten im Juni 2001 war der Golfplatz des Hotels - in dem ein Doppelzimmer weit über 1000 Euro kostet - in eine Art römisches Forum umgewandelt worden.

David-Statue urinierte Wodka

Männliche Models begrüßten als Gladiatoren verkleidet und auf Streitwagen die Gäste. Das Geburtstagskind Mayo wurde auf Händen durch die Menge getragen. Hostessen fütterten die Teilnehmer - Tyco-Manager und Freunde des Ehepaars - mit Weintrauben. Eine der David-Statue Michelangelos nachempfundene Eisskulptur urinierte Wodka der Marke Stolichnaya. Die gigantische Geburtstagstorte hatte die Form eines Frauentorsos, aus dessen Brüsten Wunderkerzen Funken versprühten. Für eine Gage von 250.000 $ trat der Sänger Jimmy Buffett auf. Wem das noch nicht genügte, konnte sich beim Strand-Barbecue, Wasserskifahren, Reiten, Golf oder Tauchen verlustieren; Kozlowskis Rennjacht „Endeavor“ lag für die Gäste am Ufer bereit.

Am Montag hatten sich die Anwälte beider Seiten noch darüber gestritten, wie viel die Geschworenen vom Video der Party zu sehen bekommen sollten. Richter Michael Obus entschied, am Dienstag nur eine zensierte Fassung des Videos vorführen zu lassen. „Ob es eine Eisskulptur gab oder nicht, spielt kaum eine Rolle“, sagte Obus. Szenen, in denen sich die Gäste ausgelassen entblößten oder sich Kozlowskis Frau an die als Gladiatoren verkleideten Models schmiegte, wurden den Geschworenen vorenthalten.



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