Re: Vorstellung meinerseits

Geschrieben von Swissman am 26. Oktober 2003 17:09:23:

Als Antwort auf: Re: Vorstellung meinerseits geschrieben von Zappa am 26. Oktober 2003 13:51:34:

Hallo Zappa,

>Ich denke aber da an ein "grossarabisches Reich" der sog. islamische Halbmond, das nach Nosti entstehen soll.

Um die araischen Staaten auf friedliche Weise zu vereinigen, sind diese viel zu zerstritten - allein schon deshalb, weil jeder der beteiligten Potentaten davon überzeugt ist, selbst als einziger für die Führung eines Arabischen Reiches geeignet zu sein. Auf gewaltsame Weise wird ein Zusammenschluss auf absehbare Zeit ebenfalls Zukunftsmusik bleiben, da kein arabischer Staat mächtig genug ist, um den anderen seinen Willen aufzuzwingen: Auch für die deutsche Einigung war der Aufbau der preussischen Vormachtstellung eine essentielle Vorbedingung.

>Bin Laden und die Al Quiada verfolgen diese Strategie. Nur in einem solchen Falle würde die Kampfkraft wider erwarten völlig anderes aussehen denke ich.

Die geschilderten Probleme betreffen auch Osama bin Laden: Zweifellos sieht er sich als den idealen Führer nicht nur der arabischen, sondern sogar der gesamten islamischen Welt (einige Indizien deuten übrigens darauf hin, dass er mit dem Gedanken spielen könnte, sich zum Mahdi ausrufen zu lassen). Um seinen Anspruch wirklich durchzusetzen fehlen ihm aber die Machtmittel: Wehrlose Zivilisten zu massakrieren ist das eine, einen ganzen Staat zu unterwerfen ist das andere. Der einzige Staat, in welchem eine Machtübernahem von Osama bin Laden, oder ihm nahestehenden Elementen, realistischerweise als möglich angesehen werden muss, ist Saudi Arabien, wo der Wahhabismus, den OBL vertritt, ja bereits Staatsreligion ist.

Dies ist denn auch die Hauptgefahr, die von ihm ausgeht - in diesem Fall würden die Ölexporte mit Sicherheit ganz oder teilweise eingestellt und wahrscheinlich an die Erfüllung bestimmter Bedingungen geknüpft. Der Westen insgesamt, nicht nur die USA allein, hätte gar keine andere Wahl, als die Ölversorgung für zivile Zwecke streng zu rationieren und die vorhandenen Reservebn für einen möglichst schnellen Einmarschi in Saudi Arabien heranzuziehen - das Zeitfenster dazu würde einige Wochen, maximal ein paar wenige Monate betragen (letzteres unter der Voraussetzung, dass der Iwan bereit wäre, die saudischen Lieferungen - mutmasslich für einen Wucherpreis - so gut als möglich zu ersetzen.

>Die Vorzeichen würden sich aber bei einem sich abzeichnenden Erfolg der Al Quiada urplötzlich ändern...

Der Pöbel in den islamischen Staaten jubelt derzeit Osama bin Laden zu, weil er es gewagt hat, die USA, die sie ebenfalls hassen, anzugreifen. Die meisten dieser Leute sind sich allerdings nicht bewusst, dass OBL gar kein Moslem im landläufigen Sinne, sondern Wahhabit ist: Wenn sie jemals in die Situation kommen sollten, unter Wahhabitischer Herrschaft leben zu müssen, würde die Begeisterung wohl innert kürzester Zeit, zu Recht, in Hass umschlagen. Eine der ersten Amtshandlungen eines wahhabitischen Regimes muss daher zwangsläufig die Errichtung eines Repressionsapparates zur Unterdrückung und Überwachung der eigenen Bevölkerung zum Zweck haben. Das war in Saudi Arabien der Fall, und im Afghanistan der Taliban-Ära ebenfalls.

mfG,

Swissman


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