Fromm: 11. September nicht in Hamburg geplant

Geschrieben von Fleecer am 26. Oktober 2003 14:11:40:

Als Antwort auf: Nachrichten (26.10.03) (o.T.) geschrieben von Vooden Vranx am 26. Oktober 2003 09:40:08:

Fromm: 11. September nicht in Hamburg geplant
Chef des deutschen Verfassungsschutzes sagt vor Gericht im Terrorprozess aus. Er vermutet, dass die Anschläge in den USA zunächst in Afghanistan vorbereitet wurden

von Claus Hornung

Hamburg - Die Anschläge des 11. September 2001 wurden nicht in Hamburg sondern in Afghanistan geplant. Das sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Heiner Fromm, als Zeuge im Prozess gegen den mutmaßlichen Terrorhelfer Abdelghani Mzoudi vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht. Nach Erkenntnissen seines Amts seien die Anschläge unter Führung der Al Qaida geplant worden. Die so genannte Hamburger Terrorzelle um den späteren Todespiloten Mohammed Atta sei erst dort in die konkrete Planung eingebunden worden. Der führende Kopf sei dabei Kalif Scheich Mohammed gewesen. Als Quelle für die Erkenntnisse nannte Fromm einen Bericht des US-Kongresses und zwei Interviews eines Journalisten des arabischen Nachrichtensenders Al Dschasira. Der Reporter hatte mit Scheich Mohammed und mit dem vergangenes Jahr in Pakistan verhafteten Ramzi Binalshibh gesprochen, der als führender Kopf der Hamburger Gruppe gilt und sich in US-Gewahrsam befindet.

Die Hamburger Gruppe habe sich in Deutschland zunehmend radikalisiert, sagte Fromm. "Sie waren schon in Hamburg entschlossen, am gewaltsamen Dschihad teilzunehmen." Im Dezember 1999 sei der erste der späteren Attentäter nach Afghanistan gereist, um sich militärisch ausbilden zu lassen. Die Al Qaida habe dort seit dem ersten Bombenanschlag auf das World Trade Center im Jahr 1993 das Ziel eines weiteren Angriffs auf das Gebäude verfolgt. "Die Männer, die aus Deutschland kamen, sind zum Gegenstand dieser Planungen geworden", so der oberste Verfassungsschützer. "Daran haben sie dann aber aktiv und freiwillig teilgenommen."

Das Gericht hatte Fromm wegen einer Aussage von Mounir El Motassadeq als Zeugen geladen. Motassadeq war wegen eines nahezu identischen Tatvorwurfs wie Mzoudi im Februar zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Als er vergangenen Monat als Zeuge im Prozess gegen Mzoudi auftrat, verwies er auf ein Interview, das Fromm einer Zeitung gegeben hatte. Dies sei ein Beweis seiner und Mzoudis Unschuld, so El Motassadeq. Sowohl in der Urteilsbegründung gegen El Motassadeq als auch in der Anklageschrift gegen Mzoudi heißt es, dass die Hamburger Terrorzelle spätestens seit Frühjahr die Anschläge vom 11. September geplant hätte. Eine Zeugin, deren Aussage großen Raum in der Urteilsbegründung gegen El Motassadeq einnimmt, hatte ausgesagt, bereits im Frühjahr 1999 habe ein Mitglied der Studentengruppe mit "etwas Großem" gedroht. Dabei sei das Wort "World Trade Center" gefallen.

"Dann hätte Motassadeq ja freigesprochen werden müssen", kommentierte der Vorsitzende Richter Michael Rühle nun die Aussage Fromms. Mzoudis Verteidiger forderten, den Haftbefehl gegen ihren Mandanten aufzuheben. Der 30-Jährige muss sich wegen des Vorwurfs der Beihilfe zum Mord in 3066 Fällen und der Mitgliedschaft in der Hamburger Terrorzelle verantworten.

Auf die Frage eines Nebenklage-Anwalts, ob er seine Aussage in dem Interview nur gemacht habe, um Vorwürfe der USA abzumildern, dass deutsche Geheimdienste die Terroristen nicht an ihrer Tat gehindert hätten, sagte Fromm: "Das ist keine politische Einschätzung, sondern eine fachliche Bewertung, von der die Mitarbeiter in meinem Amt überzeugt sind." Vernehmungsprotokolle von Binalshibh stehen dem Gericht nicht zur Verfügung. Laut Bundeskanzleramt und Innenministerium wurden sie von Washington unter der Bedingung ausgehändigt, dass sie im Prozess nicht verwendet werden.

Artikel erschienen am 25. Okt 2003



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