holt Isreal zum finalen schlag aus?

Geschrieben von Scorp am 14. Oktober 2003 20:57:14:

Als Antwort auf: Nachrichten ( 14. Oktober ) (o.T.) geschrieben von einniemand am 14. Oktober 2003 01:28:00:

Mit dem Angriff auf Syrien - dem ersten in 30 Jahren - hat Israel letzte Woche eine äußerst gefährliche rote Linie überschritten und darüberhinaus die Angst geschürt, daß Scharon einen Militärschlag gegen den Iran vorbereitet. Ein hochrangiger israelischer Geheimdienstmann sagte gegenüber EIR, Scharons Vorgehen habe offensichtlich die Unterstützung der Scharon-freundlichen Kreise in Washington unter Führung von Vizepräsident Cheney und des stellv. Verteidigungsministers Wolfowitz: "Sie halten weiter an ihrem ,großen Plan' fest, den Iran und Syrien militärisch auszuschalten, Israel zur dominierenden Macht in der Region zu machen und die Palästinenser über den Jordan zu treiben." Es gab offensichtlich eine Absprache, daß Washington auf den israelischen Angriff nicht reagieren wird.

Die Reaktion der Regierung Bush entspricht genau dieser Einschätzung. In einer Pressekonferenz am Tag nach dem israelischen Angriff auf Syrien sagte Bush, Scharon habe das Recht, "sein Volk zu verteidigen", und fügte hinzu: "Das sollten wir auch tun." Erst danach riet er Scharon, "eine Eskalation der Gewalt zu vermeiden". Die Tatsache, daß der amerikanische Botschafter Dan Kurtzer und Bushs Nahostbeauftragter John Wolf nur wenige Tage zuvor in Urlaub gehen durften, stützt die weitverbreitete Ansicht, daß bestimmte Mitglieder der Regierung nicht die Absicht hatten, Scharons jüngste Abenteuer zu verhindern. Israel behauptet zwar, der Angriff auf Syrien sei eine Reaktion auf den brutalen Bombenanschlag auf ein Café in Haifa am 4. Oktober, für den der Islamische Dschihad die Verantwortung übernommen hat, doch tatsächlich wurde der Angriff auf Syrien schon vor sechs Wochen vom israelischen Kabinett genehmigt und die Einberufung der Reservisten beschlossen, die aber erst am Tag nach dem Angriff auf Syrien bekanntgegeben wurde.

Darüberhinaus war der Selbstmordanschlag von Haifa vorhersehbar. Die Attentäterin sprengte sich selbst in die Luft, um die "gezielte Tötung" ihres Bruder und ihres Vetters zu rächen, die Mitglieder des Islamischen Dschihad waren. In den vier Wochen davor hatten Scharons Generäle die "Liquidierungen" fortgesetzt und mindestens zehn militante Palästinenser getötet, darunter den Führer des Islamischen Dschihad in der Stadt Dschenin auf der Westbank - der Stadt, aus der die Attentäterin kam. Wie in den letzten drei Jahren ging also Scharon nach dem gleichen Muster vor, verweigerte Verhandlungen mit den Palästinensern und setzte auf Gewalt, bis es zu den vorhersehbaren Racheakten kam. Dazu unternahm Scharons Regierung eine Reihe weiterer Provokationen: Sie beschloß die Verlängerung des "Sicherheitszauns", der "Berliner Mauer" des Nahen Ostens, womit mindestens 60 000 Palästinenser und Tausende Hektar palästinensischen Ackerlandes auf der israelischen Seite des Zaunes von den Palästinensergebieten abgeschnitten werden. Nur wenige Tage vor dem Anschlag hatte die Regierung den Bau von 550 Wohnungen in Siedlungen in den besetzten Gebieten auf der Westbank ausgeschrieben. Alle diese Schritte Scharons verstoßen eindeutig gegen den Friedensplan ("Road Map"). US-Außenminister Powell zeigte sich hierüber zwar "besorgt", aber er unterließ es, sie zu verurteilen. Auch ihre Kreditgarantien hat die Regierung Bush bisher nicht gekürzt, obwohl sie dazu nach geltendem amerikanischen Recht verpflichtet ist, wenn Israel weiterhin in den Ausbau der Siedlungen in den besetzten Gebieten investiert.

Die Einschätzung, daß Scharon einen regionalen Krieg beginnen will, teilt nach Angaben der gutinformierten französischen Wochenzeitung Le Canard Enchainé auch Frankreichs Staatspräsident Chirac. Wie die Zeitung am 8. Oktober berichtete, habe Chirac schon vor Israels Angriff auf Syrien seinen engsten Beratern mitgeteilt, daß er vor allem für November mit dem Schlimmsten rechne. Er erwarte die Ermordung Arafats durch die Israelis und Angriffe auf Syrien und Libanon unter dem Vorwand, daß diese Länder die Hamas und den Islamischen Dschihad unterstützen. Insbesondere habe Chirac seine Sorge über einen möglichen israelischen Angriff auf den Iran geäußert. Weiterhin zitierte Le Canard Enchainé einen französischen Diplomaten, der seine volle Übereinstimmung mit Chirac äußerte und darauf hinwies, daß die Israelis Teheran vorwerfen, Kernwaffen und Trägerraketen zu entwickeln, mit denen Tel Aviv erreicht werden könne. "Wenn Scharon sich entscheidet, einen Luftangriff auf den Iran durchzuführen, wird er es nicht tun, ohne zuvor Washington konsultiert zu haben, so wie er es auch getan hat, bevor er die Flugzeuge gegen Syrien losschickte - auch wenn dies von Washington abgestritten wird." Auch wenn Chirac über die nuklearen Ambitionen des Iran besorgt sei, so der Diplomat weiter, mißtraue er Bush und Scharon. Außerdem bedaure er die schwache europäische Reaktion auf die Allianz zwischen USA und Israel, das dabei als Washingtons "bewaffnete Hand" in der Region agiere, während Bushs Hände angesichts der zunehmend verschlechterten Lage im Irak gebunden sind. Die französischen Geheimdienste teilen Le Canard Enchainé zufolge Chiracs Befürchtungen.

Diese Befürchtung ist allerdings begründet, denn Scharon führt schlicht und einfach die Kriegspläne aus, die in den USA von einem kleinen Zirkel von Anhängern des faschistischen Ideologen Leo Strauss ausgearbeitet wurden. Diese amerikanische Neokonservativen verfaßten 1996 für den damaligen israelischen Premierminister Netanjahu das berüchtigte Strategiepapier Ein sauberer Bruch: Eine neue Strategie für das Reich. Darin wird erstens gefordert, das Osloer Abkommen nicht anzuerkennen, alle diplomatischen Beziehungen zu Arafat abzubrechen, ihn nicht mehr als Führer der Palästinenser anzuerkennen und die Palästinensische Behörde aufzulösen, und zweitens, Kriege zu beginnen, um im Irak, Syrien und Iran Regimewechsel herbeizuführen. Dies sei der einzige Weg zu einer wirklichen "Sicherheit" Israels. Scharon hat inzwischen die erste Phase so gut wie abgeschlossen und ist bereit, nun mit voller Kraft in die zweite Phase einzutreten.

Tatsächlich stehen die Hauptautoren des Strategiepapiers heute allesamt im Dienst der Regierung Bush: Richard Perle als Sonderberater von Verteidigungsminister Rumsfeld, Douglas Feith als Unterstaatssekretär des Verteidigungsministeriums für politische Angelegenheiten und David Wurmser als Sonderberater Cheneys. Am 8. Oktober, drei Tage nach Israels Angriff auf Syrien, gab das Weiße Haus seinen Widerstand gegen das "Gesetz zur Verantwortung Syriens und zur Wiederherstellung der libanesischen Souveränität" auf, das einen völligen Boykott gegen Syrien vorsieht. Die Abg. Lantos (D-Kalifornien) und Engels (D-New York) - zwei "Cheney-Demokraten" - erklärten Syrien zum Feind der USA. Lantos erklärte sogar zu den "Ereignissen des vergangenen Wochenendes", Israels Angriff auf Syrien könnte "kaum gerechtfertigter sein". Der Ausschuß des Repräsentantenhauses für internationale Beziehungen verabschiedete das Gesetz mit 33 zu 2 Stimmen. Es wird erwartet, daß das Gesetz im Plenum eine sichere Mehrheit finden wird, wenn es zur Abstimmung kommt.

Nach Israels Angriff auf das Territorium seines Nachbarn erklärte Syriens Staatspräsident Bashar Assad am 7. Oktober gegenüber der arabischen Tageszeitung Al Hayat, der Luftangriff sei "ein Versuch der israelischen Regierung, einen Ausweg aus ihrer großen Krise zu finden, indem sie versucht, Syrien zu terrorisieren und die Region in weitere Kriege hineinzuziehen, denn diese [israelische] Regierung ist eine Regierung des Krieges, und der Krieg ist die Rechtfertigung ihrer Existenz." In Israel verurteilte der Knesset-Abgeordnete und ehem. Vorsitzende der Arbeitspartei Mitzna Regierungschef Scharon und sagte: "Diese Regierung ist einfach unverantwortlich und gefährdet ihre eigenen Bürger mit ihren - man kann es nicht anders ausdrücken - Abenteuern. Was war der Sinn der Angriffe auf Syrien? Wer kann auch nur das Ziel nennen? War es das Ziel, die israelische Öffentlichkeit zu beruhigen? Oder die Öffentlichkeit von unseren hiesigen, tagtäglichen Problemen und der Unfähigkeit der Regierung abzulenken, mit dem Terrorismus fertigzuwerden?"

Israels Luftangriff beendete die seit April 2002 herrschende Ruhe an der israelisch-libanesischen Grenze. Heckenschützen töteten von libanesischem Territorium aus einen israelischen Soldaten. Israel antwortete mit der Verstärkung der Grenztruppen durch ein Artilleriebataillon. Nach Angaben der libanesischen Regierung dringen israelische Jagdbomber immer wieder tief in den libanesischen Luftraum ein. Israel kündigte ein Teilmobilmachung seiner Reservisten an, während Gerüchte umlaufen, die gegenwärtige Krankheit des Palästinenserpräsidenten Arafat sei die Folge eines israelischen Giftanschlags. Die Tatsache, daß der Luftangriff auf Syrien am Vorabend des Jahrestages des Jom-Kippur-Krieges erfolgte, hatte nicht nur symbolische Bedeutung, sie rief auch die Erinnerung an Scharons undurchsichtige Rolle bei den israelischen Kriegen in der Vergangenheit wach. Unmittelbar vor den Angriff war die israelische Presse voll von Berichten darüber, daß Mosche Dajan, Israels Verteidigungsminister zur Zeit des Jom-Kippur-Krieges, damals israelische Atomwaffen gegen die Armeen Ägyptens und Syriens einsetzen wollte. Darauf wies auch Avner Cohen, der Autor von Israel und die Bombe, in einem Kommentar hin, der am 6. Oktober in der New York Times erschien, in dem er dokumentierte, wie Israels Militärführung im Oktober 1973 erst nach Interventionen mehrerer hoher Militärs und der damaligen Premierministerin Golda Meir davon Abstand nahm, als erstes Land nach dem Zweiten Weltkrieg Atomwaffen einzusetzen.

Es ist wohlbekannt, daß Scharon von Dajan gefördert wurde. Aber jetzt gibt es keine Golda Meir im Amt des israelischen Premierministers, das Scharon nun innehat. Sein Verteidigungsminister, der frühere Generalstabschef Mofas, ist sogar noch kriegsversessener als Scharon selbst. Wer wird Scharon stoppen? In einem Kommentar mit dem Titel "Dr. Strangelove über Damaskus" befaßte sich der Ha'aretz-Kolumnist Gideon Samet mit dieser Frage. Samet warnt ausdrücklich, daß der von Scharon befohlene Luftangriff auf Syrien das Vorspiel für einen Nuklearkrieg im Nahen Osten sein könnte. Der zunehmende Druck der USA und Europas auf den Iran, sein Atomprogramm zu stoppen, könne Scharon nur ermutigen.

Samet wörtlich: "Genau in diesem Kontext der breiten globalen Koalition gegen die Gefahr in dieser Region ist die Sorge über die Maßnahmen der Regierung Scharon am größten. Im Gegensatz zur Spaltung des Westens in der Irakfrage kristallisiert sich ein europäisch-amerikanischer Konsens heraus, daß das ärgste Szenario [daß sich der Iran Atomwaffen verschafft] nicht zugelassen werden darf. Scharon schwimmt wie eine Boje in stürmischen Gewässern. Unter den Kriegsberichten über 1973 in den israelischen Zeitungen war auch einer über Offiziere, die vor einem israelischen Nuklearschlag warnten, während der Verteidigungsminister ganz in seiner Furcht vor der ,Zerstörung des Dritten Tempels' aufging. ,Stoppt diesen Verrückten', sagten sie ihren Kameraden und Golda. Diese Furcht kommt nun angesichts des greifbaren Gefühls einer unkontrollierbaren nuklearen Bedrohung wieder hoch. Aber wie während der beiden Golfkriege muß Israel stillhalten, wenn der Westen sich entscheidet, den Iran und ähnliche Staaten büßen zu lassen. Scharon, der Ritter des Solokrieges, könnte unter den gegebenen Umständen die Saat des Armageddons säen. Die Aktion in Syrien könnte Teil der regionalen Strategie eines Führers sein, dessen gefährliches Potential sich schon bei mehr als einer Gelegenheit gezeigt hat. Vor unseren müden Augen könnte er sich in einen Dr. Strangelove verwandeln, der auf einer gigantischen, tickenden Bombe zum Horizont reitet." In einem weiteren Ha'aretz-Kommentar warnte Amir Oren, Scharons Angriff auf Syrien diene dazu, Gegenangriffe Syriens oder der Hesbollah-Miliz im Südlibanon zu provozieren: "Dann wird man sich an den 5. Oktober als den Tag erinnern, an dem ein größerer Konflikt begann - einer, der Israels Probleme nicht beseitigen wird. Die großen Luftkämpfe vom 7. April 1967 und 13. September 1973 waren die Vorgeplänkel zum Sechstage- und Jom-Kippur-Krieg."

http://f23.parsimony.net/forum52169/messages/34137.htm

das diabolische duo, bush und sharon, verspricht wieder beste unterhaltung,
freuen wir uns auf einen "heißes" herbst mit werbeblockfreien "action"news.

grüsse scorp

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