die "Reife" des Menschen

Geschrieben von wikking am 10. Oktober 2003 15:42:57:

Als Antwort auf: Re: Wohin treibt unser blauer Planet ? geschrieben von ahlfi am 10. Oktober 2003 11:58:57:

> Das Problem besteht jedoch darin, dass jeder Mensch für sich so
> starke persönliche Strukturen aufweist, sodass ein Übergang zum
> Schmetterling in der heutigen Zeit für eine große Masse oder sogar
> für alle unmöglich ist. Wir (die Menschen) sind für diesen Sprung
> noch nicht reif genug, noch hat die „dunkle“ Seite in uns zu viel Kraft.

Servus, Ahlfi,
nun, ein "ummöglich" sollte es doch für uns nicht geben, die wir mit Hoffnung und Vorausschau in die Zukunft gehen wollen, was immer sie auch bringen wird.

Grundsätzlich hast Du zwar recht, die Reife ist bei der Masse sichtlich nicht da, und selbst wenn sie da wäre, gibt's da noch all die hemmenden undschrecklich bindendn Strukturen, die Du ansprichst.
Doch wie steht's mit dem Einzelnen ?
Er ist durchaus fähig, seine verhärteten Strukturen zu zerbrechen, w e n n er wirklich den Ruf von Neuorientierung in sich spürt.
Und da kommt es eben auf die persönliche Bereitschaft an, wie umfangreich die Metamorphose sein wird. Wie Mica schon äußerte, irgendwie stecken wir alle in einer Metamorphose zur Zeit, jeder in seiner persönlichen...
Nun kommt es drauf an, was wir daraus machen. Zurück können wir nicht.
Im schlimmsten Falle können wir im Verpuppungsstadium steckenbleiben und uns ein-igeln ... und untergehen.

> Du brauchst nicht weit zu schauen, zu den Kriegsplätzen dieser Welt,
> schaue nur zum Nachbarn oder vielleicht noch dichter, nur in deine Familie,
> oder noch dichter, in dir selbst. Die Dinge wie Machttreben, Egoismus,
> Angst sind immer noch zu dominierend (vielleicht bei dir ja nicht mehr *gg*),
> als das hier eine Verpuppung möglich wäre, leider.

Ich schaue immer zuerst bei mir selbst, wenn's um Veränderungen geht.
Natürlich sind all die Dinge ganz klar vorhanden. Doch wenn man sie erkennt, ist es der erste Schritt (tun die wenigsten, die meisten halten sich für ach-so-guuuut ... da wird jede Veränderung abgeblockt...). In Punkto Angst bin ich recht effektiv gewesen, da gibt's nur noch wenig Hemmendes, im Demaskieren von Ego- und Machtanspruchs-Strukturen versuche ich täglich einen Schritt weiterzugehen, wohlwissend, daß man es nicht aus "eigenem Willen heraus" lösen kann, sondern durch Neuorientierung des Wesens auf möglichst aufrichtige selbstlose Liebe hin ... und durch so etwas, wie das Ersehnen einer göttlichen Gnade. Mag in dem Zusammenhang bescheuert klingen, doch es ist so. Es ist eine Syssiphus-Arbeit mit sehr unangenehmen "Spiegeln", Ahlfi, dennoch glaube ich, sie weiterhin tun zu müssen. Und es gibt ja Menschen, die hier bereits sehr viel erreicht haben, also persönliche Macht-Ansprüche nahezu aus ihrem Wesen verbannen konnten.
Es g e h t also.
Das "Unmögliche" kann also auch eine Herausforderung sein, gerade das zu versuchen ! Und der Zustand der Welt, den Du ja richtig beschreibst, sollte erst recht eine Herausforderung sein, zuallererst einmal an sich selbst zu arbeiten, um es dann Schritt für Schritt weiterzutragen...


>Wir, also du und ich, aber auch der Fori, der diesen Beiträgen lauscht
> und versteht, kann anfangen bei sich selbst. Bei Selbstliebe (sie befähigt
> uns erst zu ECHTER Liebesfähigkeit auch zu anderen Lebewesen) kann jeder
> hinkommen und andere Menschen durch positive Ausstrahlung und positives
> Handeln mitreißen. Dieses ist jedoch ein langer Prozess und wird nicht
> durch eine schnelle und unblutige Reinigung erfolgen.

Gebe ich Dir zu 100% recht !
Es ist ein schwieriger und problemreicher Pfad, dennoch letztlich unvermeidlich!
Vielleicht sollten wir uns nicht durch das Symbol der Metamorphose zu sehr auf "Schnelligkeit" versteifen. OK, der Schmetterling bricht aus dem Kokon hervor ... und er fliegt. Die Arbeit, die er im Kokon hat, sieht man nicht...


> ...sodass ich im Augenblick nicht viel Hoffnung habe,
> dass es zu einem schmerzfreien Wandel kommen wird.

Nun, das habe ich auch nirgends geschrieben.

Was ist den Schmerz ?
Wer oder was leidet denn ?
Wenn man's persönlich betrachtet, immer nur diejenigen Strukturen im eigenen Wesen, die sich nicht lösen können. Wir beide sind ja mit Scheidung gebrannte Kinder, auch wenn's bei mir viel länger her ist. Hätten wir uns krakenhaft an eine kaputte Ehe gehängt, so würden wir schrecklich leiden (und die Partnerin auch), weil wir nicht losgelassen haben und uns jeden Weg in eine Neuorientierung auf dieser Ebene verbaut hätten. So aber ist eine Trennung, auch wenn es schmerzliche Momente gab, Geburtswehen quasi, im Nachhinein eine Befreiung.

Der Schmerz ist wohl immer dann nötig, wenn hindernde Strukturen durch das "Schicksal" aufgelöst werden müssen, die der Mensch aus Schwäche, Bequemlichkeit und/oder "Habenwollen" nicht auflösen kann oder will.

Einen lieben Gruß
in den Norden Allemanias

wikking


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