Re: Frage an Logiker , Wirtschafts- und Englischexperten
Geschrieben von Swissman am 03. Oktober 2003 23:32:51:
Als Antwort auf: Frage an Logiker , Wirtschafts- und Englischexperten geschrieben von Andreas am 03. Oktober 2003 13:55:18:
Hallo Andreas,
>It seems obvious that if you keep taking stuff out of the ground, you will eventually run out. Yet, as the economist Julian Simon has pointed out, the cost of every natural resource has decreased over recorded history, showing that resources tend to become less scarce--affront to common sense though that may be.
>Ist die Schlussfolgerung, welche ich unterstrichen habe zulässig? Ich persönlich hätte eher gefolgert, dass die sinkenden Preise die steigende Produktivität, d. h. den technischen Fortschritt refektieren. Davon, dass die Ressourcen "weniger scarce" sind, kann m. E. nicht die Rede sein. Oder wie ist die Aussage zu verstehen?Ich denke, worauf Widdowson hinaus will, ist, dass der technische Fortschritt es ermöglicht, Rohstoffvorkommen gewinnbringend auszubeuten, deren Erschliessung zuvor nicht, oder zumindest nicht zu wirtschaftlich lohnenden Bedingungen, möglich gewesen wäre.
Um das Beispiel Erdöl heranzuziehen: Anfangs wurden nur obenflächennahe Lagerstätten auf dem Festland ausgebeutet. Mit verbesserten Bohrmethoden konnten immer tiefere Vorkommen erschlossen werden. Eines Tages war die Technologie soweit, dass man auch Erdöllagerstätten entlang dem Kontinentalschelf, in relativ flachen Gewässern, erschliessen konnte.
Ich sehe prinzipiell keinen Grund, warum es unmöglich sein sollte, Methoden zur Erdölförderung auf hoher See, mit Wassertiefen von einigen tausend Metern, zu entwickeln und anzuwenden.
Liessen sich anfangs nur Lagerstätten ausbeuten, deren Lagerdruck ausreichte, um das Öl nach erfolgtem Anstich von selbst an die Oberfläche zu pressen, ging man schon bald dazu über, auch Vorkommen mit geringerem Druck auszubeuten, indem man Pumpen einsetzte. Dadurch wurde es auch ermöglicht, die Nutzungsdauer der erstgenannten Kategorie zu prolongieren, denn deren Lagerdruck war natürlich lange vor der tatsächlichen Erschöpfung der Lagerstätte auf das Niveau des normalen Luftdruckes abgesunken.
Auch mit Pumpen allein kann man längst nich alles Rohöl abschöpfen, das eigentlich vorhanden wäre. Heutzutage pumpt man im allgemeinen durch ein zweites Bohrloch Luft in die ölführenden Schichten, wenn mit Pumpen nichts mehr zu machen ist. Selbst damit lassen sich aber nur etwa 30 - 40% (je nach den konkreten geologischen Verhältnissen) des vorhandenen Rohöls fördern.
Es ist also immer noch ein erhebliches Potential für technologische Neuerungen gegeben, die es ermöglichen sollten, diese Quote zu steigern. Seit kurzem experimentiert man beispielsweise damit, Wasserdampf zu injizieren, um das Öl zu erhitzen und dadurch seine Viskosität zu erhöhen. Man erwartet, dass sich dadurch die bereits erschlossenen Lagerstätten nochmals deutlich prolongieren lassen werden.
Ein weiteres Beispiel für Innovation auf dem Erdölsektor ist die verstärkte Nutzung von Ölschiefer: Eine wirtschaftliche Förderung war bis zur Erfindung geeigneter Technologien unmöglich - heute sind die Förderkosten nur noch unwesesentlich höher als in konventionellen Lagerstätten.
Nicht zuletzt ist es durch die Hydrierung von Stein- oder Braunkole auch möglich, Treibstoffe auf Kohlenwasserstoffbasis, die üblicherweise aus Erdöl extrahiert werden, zu synthetisieren - das Verfahren wurde von Deutschland im Zweiten Weltkrieg im grosstechnischen Masstab angewandt - der Hauptgrund dafür, dass die Kohleverflüssigung heute nicht (mehr) praktiziert wird, ist die Mineralölsteuer.
mfG,
Swissman