Lage am Finanzmarkt (kopiert) - stimmt mit Prophs überein

Geschrieben von Zwobbel am 02. Oktober 2003 10:24:39:

Als Antwort auf: Nachrichten (o.T.) geschrieben von Mat72 am 02. Oktober 2003 00:33:44:

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01.10.2003
Arnd Hildebrandt


Der Tanz beginnt!

Am internationalen Devisenmarkt geht es rund. Er scheint aus seinem Dämmerschlaf erwacht zu sein, in den er nach dem Statement der sieben führenden Industrieländer (G-7) vom vorletzten Wochenende zunächst gefallen war. Jetzt geht es wohl zur Sache.

Unter der tristen Begleitmusik sehr enttäuschender Konjunkturzahlen aus den USA fällt der US-Dollar nun anscheinend ungebremst besonders gegenüber dem Euro. Dabei setzte der auf breiter Front zu verzeichnende Schwächeanfall des Greenback zunächst gegenüber dem Yen ein.

Der Yen aber wird von der Notenbank in Tokio inzwischen recht gut in Schach gehalten. Noch, sollte einschränkend gesagt werden. Die Verantwortlichen dort erinnern sich nur zu gut daran, dass eine zu starke Aufwertung des Yen gegenüber dem Dollar in den vergangenen 13 Jahren gleich drei zunächst verheißungsvolle Konjunkturerholungen ins Gegenteil umschlagen ließ.

Wir wissen nun, dass die Notenbank in Tokio auch im September massiv zu Lasten ihrer Währung interveniert hat, und zwar weit stärker, als es weithin vermutet worden war. Dresdner Kleinwort Wasserstein weist darauf hin, dass die Interventionen wahrscheinlich auf die erste Septemberhälfte konzentriert waren. Nach Lage der Dinge sei ein monatlicher Rekordbetrag in nur zwei Wochen aufgewandt worden, um den Wechselkurs bei 116 Yen je Dollar zu halten.

Doch das ist inzwischen Vergangenheit. Jetzt versucht es die Notenbank in Tokio, wie sie am Dienstag eingestand, zum einen mit verdeckten Interventionen über die Federal Reserve Bank of New York. Es gilt als sehr fraglich, ob sie damit auf Dauer den gewünschten Erfolg hat. Zum anderen versucht man es in Tokio wieder einmal mit verbalen Interventionen. Doch hier verhält es sich wie mit den Rücktrittsdrohungen des deutschen Bundeskanzlers: Mit mehrfacher Wiederholung verbrauchen sie sich bis zur Bedeutungslosigkeit.

Als den nächsten Halt scheinen sich die Japaner nun die Marke von 110 Yen je Dollar ausgesucht zu haben. Wenn nicht alles täuscht, wird es sehr teuer, sie zu verteidigen. Devisenhändler argwöhnen, dass ein regelrechter Run einsetzt, wenn diese Zone unterschritten wird. Ob sich die Notenbank in Tokio einer solchen Kaufwelle dauerhaft entgegenzustellen vermag, ist sehr zweifelhaft.

Und der Euro? Der Dollar war vor einigen Monaten schon einmal hier. Daher haben die gegenwärtig entstehenden Wechselkurse keinen wirklichen Neuigkeitswert.

Doch wir dürften uns keine Illusionen machen: Der langfristige Aufwertungsprozess des Euro ist noch lange nicht abgeschlossen. Nach Lage der Dinge wird die Konjunktur im Euroraum nach der jetzt zu verzeichnenden leichten Erholung abermals abstürzen.

Ein neuerlicher Dämpfer wird von der Exportwirtschaft ausgehen und die ganze Misere nur noch offenkundiger machen. Da helfen auch die jetzt in Deutschland intensiver diskutierten Reformen nicht mehr. Jedenfalls rückt die nächste Zinssenkung seitens der Europäischen Zentralbank nun in greifbare Nähe.

Und der Dollar? Noch ist seine Abwertung von der Regierung in Washington gewollt. Doch wenn dieser Prozess außer Kontrolle gerät und der Greenback zu kollabieren beginnt, werden die Kapitalmarktzinsen dort steigen. Dann ist nicht Holland, sondern Amerika in Not.

Um zu retten, was vielleicht, aber nur vielleicht, noch zu retten ist, wird die Notenbank in Washington (Fed) die Karte der "unkonventionellen" Geldpolitik erneut aus dem Ärmel ziehen, die sie im Juni dort nach kurzem Vorzeigen wieder versteckt hat. Eine Senkung des Leitzinses würde in einer solchen Situation nämlich real nichts mehr bewirken.

"Unkonventionell" würde hier bedeuten, dass die Fed theoretisch unbegrenzt Staatsanleihen aufkauft und/oder Anleihen anderer Emittenten aufkaufen lässt, um die Kapitalmarktzinsen in Schach zu halten und einen völligen Kollaps des amerikanischen Finanzsystems und damit auch der Wirtschaft zu verhindern.

Wie brisant die Situation ist, scheinen die Finanzmärkte noch nicht begriffen zu haben, auch wenn sie nun langsam an ihrer eigenen Verwegenheit zu zweifeln beginnen. Das ist wie ein Dämmerzustand, in dem einem Böses schwant. Doch das richtige Erwachen kann brutal werden.

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HANDELSBLATT
30. September 2003
Udo Rettberg

„Rohstoffe stehen vor einem Comeback“

Immer mehr Banken entdecken Rohstoffe als Kapitalanlage. Nachdem große Finanzhäuser wie Goldman Sachs und UBS ihren Kunden bereits vor einigen Monaten zum Einstieg in Rohstoffe geraten gaben, sieht jetzt auch die Deutsche Bank beachtliches Potenzial in dieser Anlageklasse.

„Wir stellen uns auf eine Zeit ein, in der Aktien und Anleihen dauerhaft niedrige Erträge abwerfen“, sagt Klaus Martini, der das weltweite Anlagegeschäft des Instituts leitet, im Gespräch mit dem Handelsblatt.

„Rohstoffe stehen vor einem Comeback“, sagt Martini weiter. Die Finanzwelt müsse sich stärker nach alternativen Investments umschauen. Dazu gehörten Rohstoffe. Rund ein Viertel des Welthandels entfalle auf Primärrohstoffe wie Öl. „Die hohe Nachfrage nach Rohstoffen durch die Schwellenländer wirkt sich preissteigernd aus“, sagt Martini.
So werde allein der Aufbau der Infrastruktur in China zumindest noch zehn Jahre zu einer hohen Nachfrage nach Rohstoffen führen. Auf der anderen Seite sei das Rohstoffangebot begrenzt. In einigen Bereichen gebe es bereits Engpässe, etwa bei US-Erdgas.

So könne nicht überraschen, dass immer mehr Finanzinvestoren diese vergessene Anlageklasse neu entdeckten.
Als interessant bezeichnet Martini die Diversifikationseigenschaften von Rohstoffen; diese würden nur wenig mit Aktien und Anleihen korrelieren und somit das Risiko der Kapitalanlage reduzieren.
Bisher sei vergleichsweise wenig Anlagekapital in Rohstoffe geflossen. So belaufe sich das in Gold investierte Kapital auf etwa 30 Mrd. Dollar.
Die Marktkapitalisierung aller Rohstoffaktien betrage rund 200 Mrd. Dollar. Vergleiche man dies allein mit der circa 300 Mrd. Dollar betragenden Marktkapitalisierung des Software-Riesen Microsoft, so ergebe sich ein krasses Missverhältnis.

Konkret auf Anlagechancen an den Edelmetallmärkten angesprochen, äußert sich Martini positiv zu den Preisaussichten am Goldmarkt. „Für das Jahr 2004 erwarten wir einen durchschnittlichen Goldpreis von 405 US-Dollar pro Feinunze“, gibt sich der Experte jedoch vergleichsweise konservativ.
Derzeit kostet die Feinunze Gold gut 380 Dollar. Hier sei zu berücksichtigen, dass es neben den traditionellen Faktoren wie Angebot und Nachfrage noch andere Effekte gebe, die den Goldpreis beeinflussten.
Martini weist darauf hin, dass das Deflationsszenario – also die Gefahr eines allgemeinen Preisverfalls –, das an den Märkten lange für Unsicherheit gesorgt hatte, nicht mehr länger bestehe;
vielmehr müssten die USA wegen des schwächeren Dollars sowie der stark ausgeweiteten Geldmenge mit stärkerer Inflation rechnen.
Die Finanzierung des Außenhandelsdefizits erfordere zudem, dass die USA ausländischen Investoren attraktive Renditen böten.

All dies spricht für Substanzwerte wie Gold.
Daher sieht Martini einen starken Anlagebedarf in Edelmetallen. Gold sollte seiner Ansicht nach zwischen fünf und zehn Prozent eines Portefeuilles ausmachen.




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