Windows macht Stromkraftwerke anfällig
Geschrieben von Pez am 30. September 2003 10:15:42:
Als Antwort auf: NACHRICHTEN (o.T.) geschrieben von Pez am 29. September 2003 23:00:26:
30. Sep 09:59
IT-Experten warnen: Die in Stromkraftwerken verwendete Technik ist für Viren und Würmer äußerst anfällig. Die Netzeitung sprach mit Daniel Bachfeld von der Computerzeitschrift c't.
Seit den großen Stromausfällen in den USA sind kritische Stimmen zu hören, wonach die derzeit kursierenden Windows-Würmer Mitschuld an den Blackouts hätten. Überwachungscomputer setzten zunehmend auf das Microsoft-Betriebssystem und seien daher anfällig.
Daniel Bachfeld, Redakteur der renommierten Computerzeitschrift c't und Sicherheitsspezialist, war einer der ersten, der einen potenziellen Zusammenhang feststellen konnte.
Netzeitung: Kommt Ihnen die momentane Häufung der Stromausfälle (etwa am Wochenende in Italien) merkwürdig vor?Daniel Bachfeld: Wem kommt die Häufung nicht merkwürdig vor? Insbesondere, da keine weiteren kritischen Infrastrukturen wie etwa Gas- und Wasserversorgung oder Flughäfen ausfallen.
Netzeitung: Ist ein Zusammenhang mit Virenausbrüchen wie «Lovsan» tatsächlich herzustellen?
Bachfeld: Ob die europäischen Ausfälle von elektronischen Schädlingen verursacht wurden, ist nicht klar. Ausschließen kann man dies aber nicht. Ein Zusammenhang liegt nahe, da auch die Stromversorger verstärkt auf Windows-Systeme setzen, die inbesondere durch Viren und Würmer bedroht sind.
Netzeitung: Wie viel Windows steckt in regulärer Kraftwerkstechnik, beispielsweise in den USA?
Bachfeld: Man muss bei der Kraftwerktechnik zwischen Prozess- und Leittechnik unterscheiden. Die Prozesstechnik basiert meist noch nicht auf Windows, anders bei der Leittechnik. Diese Systeme zur Überwachung und Kontrolle basieren auf Windows-PCs. Ein Ausfall oder eine Störung dieser PCs beeinflusst zwar zunächst nicht die Prozesstechnik, eine aufgetretene Störung in der Prozesstechnik wird aber nicht mehr registriert und kann somit auch nicht behoben werden.
Netzeitung: Und in Deutschland?
Bachfeld: Hier ist der Prozess der «Windowisierung» noch nicht so weit fortschritten, zuverlässige Zahlen fehlen aber. Es ist aber davon auszugehen, dass aus Kostengründen in neueren Kraftwerken die Stromversorger ebenfalls Windows-Systeme einsetzen.
Netzeitung: Wie sehr setzen Stromversorger bisher auf das Internet? Ist das nicht fahrlässig?
Bachfeld: In den USA wird aufgrund der großen Entfernungen das Internet statt eigener Leitungen verwendet. Die Verbindungen darüber sind verschlüsselt und mit Firewalls (Netzfiltern) gesichert. Allerdings kann es vorkommen, dass solche Verbindungen ausfallen oder die Firewall falsch konfiguriert ist.
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Netzeitung: Könnten Virenausbrüche auch mit dem globalen Terror in Verbindung stehen?Bachfeld: Das ist reine Spekulation. Eher stehen Hacker-Angriffe mit globalem Terror in Verbindung, da diese viel gezielter sein können.
Netzeitung: Was erwarten Sie für die Zukunft - mehr Ausfälle? Was kann dagegen getan werden?
Bachfeld: Je mehr global vernetzt wird, desto verwundbarer wird alles. Der Fokus liegt bisher ja leider nur auf kommerziellen Vorteilen, die man aus einer Vernetzung ziehen kann. Der Aspekt der Sicherheit wird, wie im realen Leben, vernachlässigt. Solange aber Software-Hersteller ihre Produkte nicht sicherer machen, liegt die Verantwortung immer beim Anwender oder Betreiber. Für die Stromversorger kann dies nur heißen, ihr Personal entsprechend zu schulen.
Die Fragen stellte Ben Schwan.