Weichenstellung für Papstwahl

Geschrieben von Pez am 27. September 2003 20:13:27:

Als Antwort auf: NACHRICHTEN (o.T.) geschrieben von Pez am 27. September 2003 09:38:26:


Weichenstellung für Papstwahl

Rom (dpa) - Der schwer kranke Papst Johannes Paul II. gibt an diesem Sonntag sehr wahrscheinlich die Namen zahlreicher neuer Kardinäle bekannt. Damit stellt der 83-Jährige die Weichen für die Wahl eines neuen Papstes. Italienische Zeitungen sprachen am Samstag von vermutlich 20 bis 30 neuen Purpurträgern.

Viele seien aus Lateinamerika, Afrika und Asien, wodurch sich das Stimmenverhältnis bei einer Papstwahl in Richtung Dritte Welt verschieben dürfte. Aber auch Italiener und Nordamerikaner wären darunter, Deutsche wurden bisher nicht genannt.

Die offizielle und feierliche Kardinalsernennung, die zunächst zum Jahresanfang 2004 geplant war, soll dem Vernehmen nach wegen der angeschlagenen Gesundheit des Papstes auf den 22. Oktober vorgezogen werden. In Vatikankreisen heißt es, dies geschehe deshalb, weil unsicher sei, wie lange der an der Parkinsonschen Krankheit leidende Kirchenführer noch anstrengende, mehrstündige Zeremonien durchhalten könne. Offiziell bestätigte der Vatikan allerdings keinen Termin für die Bekanntgabe der Namen.

Kardinäle sind nach dem Papst die höchsten Würdenträger der römisch-katholischen Kirche. Aus ihrem Kreis gehen die Päpste hervor. Zugleich besitzen die unter 80 Jahre alten Kardinäle allein das Recht, den neuen Papst zu wählen. Derzeit sind 109 Purpurträger wahlberechtigt, darunter 52 aus Europa. 6 kommen aus Deutschland. Zu ihnen gehören Kurienkardinal Jospeh Ratzinger und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann. 12 sind aus Nordamerika, aus der Dritten Welt kommen 45 Wahlberechtigte.

Vatikanexperten in Rom handelten am Samstag eine kleine Sensation: Es gelte als sicher, dass der persönliche Papstsekretär, der polnische Bischof Stanislaw Dziwisz, die Kardinalswürde erhält. Eine solche Ehrung für einen Sekretär sei, zumindest seit mehreren Jahrhunderten, ohne Beispiel. Der 64-Jährige gilt mittlerweile als einer der mächtigsten Männer im Vatikan. Er allein bestimme, welche Besucher beim Kirchenführer zugelassen würden, hieß es.

Weiter wird erwartet, dass weitere sechs bis neun italienische Kirchenmänner die Kardinalswürde erhalten. Damit würde die Zahl der italienischen Papstwähler auf 22 bis 25 ansteigen. Das wären weit mehr als aus jedem anderen Land. Den Italienern fiele damit auch bei einer künftigen Papstwahl eine Schlüsselrolle zu. Bis zur Wahl von Johannes Paul im Oktober 1978 waren 450 Jahre lang ausschließlich Italiener Päpste.

Als weitere neue Kardinäle wurden unter anderen der Kolumbianer Alberto Giraldo Jaramillo und der Brasilianer Eusebio Oscar Scheid sowie die Afrikaner Francisco Chimoio (Mosambik) und Ndingi Mwanaa Nzeki (Kenia) gehandelt. Aus Asien würde vermutlich der Bischof von Manila (Philippinen), Gaudencio Rosales, den Purpurmantel erhalten.

Johannes Paul hatte am vergangenen Mittwoch seine Generalaudienz überraschend abgesagt. Zunächst sprach der Vatikan von eher harmlosen «Darmproblemen». Eine italienische Zeitung schrieb aber später, Vatikanärzte hätten zeitweise einen Darmverschluss befürchtet, die römische Gemelli-Klinik sei bereits alarmiert worden. Der Papst kann seit einiger Zeit nur noch sehr schlecht sprechen, hat schwere Atemprobleme und sitzt im Rollstuhl.





Antworten: